Das zipfelmützenartige Dach der offiziellen Poststelle des Weihnachtsmannes bei Rovaniemi sticht schon von weitem gut sichtbar in den dunklen Nachmittagshimmel. Ein dichter Kiefernwald, tief verschneit, umgibt das Weihnachtsdorf am nördlichen Polarkreis im finnischen Lappland. Hier kommt Weihnachtsstimmung auf, auch wenn es erst November ist. Seit Mitte Oktober liegt Schnee, das Thermometer ist einen Monat später auf die Marke von minus 15 Grad Celsius gesunken, und mit jedem weiteren Tag bis Ende Jahr wird es kälter und dunkler. Die Sonne, die sich nur noch leicht über den Horizont erhebt, zeigt sich für eine immer kürzere Dauer, bis sie am Ende ganz wegbleibt und den Tag dunkelblau färbt.

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Vor allem im Winter, wenn die weiten, rauen Landschaften im Norden Finnlands von einer dicken Puderzuckerschicht überzogen und die zahlreichen Seen vereist sind, durchbricht nur das Knirschen des Schnees unter den Schuhen die gedämpfte Ruhe. Die roten Holzhäuschen stechen wie Erdbeeren in Sahne aus dem Weiss der Umgebung hervor. Wenn die Dunkelheit die Tage beherrscht, entfaltet die Region ihre eigene Magie. Ein Zauber, der von den Nordlichtern potenziert wird, die von Oktober bis März am klaren Nachthimmel, in breiten Bändern, neongrün bis violett leuchten.

Genau diese Magie ist es, die – zusammen mit der Wildnis, der Naturschönheit und der Ruhe in der Region – ins finnische Lappland lockt. Und wer einmal da war, kommt stets wieder. Der Aufschwung im Norden Finnlands widerspiegelt sich in der erhöhten Bauaktivität, die seit einigen Jahren anhält.

So beliebt wie nie zuvor

«Der Immobilienmarkt im finnischen Lappland hat in den vergangenen Jahren einen deutlichen Schub erfahren», sagt Tanja Sotka, Immobilienmaklerin bei Bo LKV. Die Gegend scheint bei Reisenden derzeit so beliebt zu sein wie noch nie in den Jahren zuvor. So wurde, nach einem Covid-bedingten Einbruch, im vergangenen Dezember an den regionalen Flughäfen ein neuer Passagierrekord aufgestellt. «Und diese Saison wird voraussichtlich die beste aller Zeiten werden», so Sotka.

Dank zahlreichen Direktflügen aus dem Ausland ist beispielsweise Levi in der Gemeinde Kittilä in den vergangenen Jahren immer internationaler geworden. Entsprechend rege ist die Neubautätigkeit, insbesondere im Luxussegment. «Viele Villen besitzen eine innovative, qualitativ hochstehende Architektur, die eine direkte Verbindung zur Natur herstellt», sagt Marko Mustonen, Leiter der Immobilienagentur Levi Habita. Letzteres sei ein besonders wichtiges Argument, da vor allem die intakte Natur, die Ruhe und die klare Luft die Leute nach Lappland ziehe. «Viele Immobilienkäufer haben die Destinationen im Vorfeld bereits als Touristen kennen und schätzen gelernt», ergänzt Mustonen. Insofern sei der Kauf einer Immobilie eine logische Folge, nachdem man mit der Region vertraut geworden sei.

Zumal der Erwerb einer Liegenschaft in Finnland oft als einfaches, sicheres und wertbeständiges Investment angesehen wird. Laut Bo-LKV-Maklerin Tanja Sotka ist der finnische Immobilienmarkt insgesamt stabil und bietet einen guten Schutz vor Inflation. «Die Investorinnen erhalten, wenn sie ihre Villen vermieten, eine angemessene Rendite und verbringen hier auch eine schöne Zeit mit ihren Familien oder Freunden», sagt sie. Hinzu komme, dass lappländische Immobilien oftmals auch als nachhaltige Investitionen gelten würden, da die meisten Objekte auf erneuerbare Energien setzen.

Doch der regionale Immobilienmarkt wird nicht nur von der ausländischen Nachfrage angetrieben. Dies hat sich namentlich während der Corona-Pandemie gezeigt, als die Einheimischen zu Hause bleiben mussten und deshalb in ihre Ferienwohnungen im Norden investierten. «Wir erlebten eine regelrechte Covid-Spitze bei den Käufen, weil die Leute vermehrt aus der Ferne arbeiten wollten», erinnert sich Tea Käyhkö, Immobilienexpertin von Snellman Sotheby’s International Realty. Zwar habe der russische Angriffskrieg auf die Ukraine die Nachfrage zwischenzeitlich schrumpfen lassen, doch mit der finnischen Nato-Vollmitgliedschaft habe sich der Immobilienmarkt schnell wieder erholt.

Luftaufnahme einer Villa im Wald im finnischen Levi
Foto: Snellman Sotheby's International Realty
Foto: Snellman Sotheby's International Realty

Zwei Typen von Luxusimmobilien sind besonders gefragt

Was Luxusimmobilien betrifft, so sind im Norden Finnlands zurzeit vor allem zwei Objektarten stark gefragt: Zum einen sind es traditionelle Blockhäuser aus massiven, mächtigen Tannenstämmen, etwas abgeschieden an einem Seeufer gelegen – und doch in Reichweite der wichtigsten Infrastruktur für das tägliche Leben. «Natürlich müssen Küche und Bad sowie die Technik im Haus und die Heizung dennoch modernsten Standards genügen», weiss Käyhkö. Beheizt werden die Objekte oftmals mithilfe nachhaltiger Geothermie. Ein Holzofen, der von Herbst bis Frühling zusätzlich wohlige Wärme abstrahlt, gehört in den Häusern zum Standard.

Die andere Gruppe der Luxusimmobilienkäufer bevorzugt zeitgenössische Bauten mit einer modernen Ausstattung, was Technologie und Wohnungseinrichtung betrifft. Hierzu zählen gut ausgerüstete Küchen, ein ansprechendes Innendesign, Schlafzimmer mit eigenen Badezimmern, natürlich eine Sauna und oftmals auch ein Jacuzzi. «Für beide Gruppen gilt, dass alles einfach zu bedienen sein muss und dass Personal zugegen sein sollte, das für den Unterhalt der Immobilie und die Unterstützung der Eigentümerinnen während des Aufenthalts vor Ort zuständig ist», ergänzt die Snellman-Maklerin. Letzteres erleichtert auch eine zusätzliche Vermietung der Liegenschaft – genauso wie ein nahes Skizentrum oder andere Outdooraktivitäten, die über das ganze Jahr hinweg für Abwechslung sorgen.

Kein Wunder, entstehen derzeit besonders viele Luxusobjekte in der Region um Levi. Weltweite Bekanntheit erlangte die Ortschaft durch den alpinen Skizirkus, der dort seit 2004 jeweils Mitte November Halt macht. «Die Skisaison dauert hier sechs bis sieben Monate – von Oktober bis Mai –, während es in den traditionellen Skigebieten Mitteleuropas nur noch zwei oder drei Monate sind», sagt Esa Kataisto, Chef von ETK Partners Oy. Seine Firma besitzt in Levi die Lapland Lodge und vermarktet derzeit ein neues Projekt, die Levi Snowbird Chalets. «Diese Häuser sind ideal für alle, die sich für die Natur und für Outdooraktivitäten interessieren, seien es Radfahrer, Skifahrerinnen oder ganze Rennteams.» Dank eines Remote-Arbeitsplatzes und guten Telekommunikationsverbindungen lässt sich dort die Arbeit auch leicht mit Freizeit verbinden. «In den nahegelegenen Restaurants kann man essen und auf den Skipisten oder Radwegen neue Energie tanken. Die Ruhe und der Frieden Lapplands helfen, den Geist zu beruhigen und die Sinne zu entspannen», weiss Kataisto. An Freizeitaktivitäten mangelt es in der Naturidylle von Levi wahrlich nicht: Für Abwechslung sorgen Angebote wie Hunde- und Rentierschlittenfahrten, Snowmobiling und Eisschwimmen im Winter oder Golf und Biketouren im Sommer.

Angesichts dessen erstaunt es nicht, dass viele Immobilienkäufer im Norden Finnlands aus ganz Europa stammen, aus Deutschland, Belgien, Österreich – und auch aus der Schweiz. Es sind oftmals Naturliebhaber, die gerne wandern, angeln und aktive Entspannung suchen, um sich von ihrem Alltag zu erholen. «Manche zieht es auch wegen des Klimawandels hierher», hat Bo-LVK-Maklerin Tanja Sotka festgestellt. Sie würden Abkühlung in den immer wärmeren Sommermonaten suchen. Zudem hätten viele von ihnen irgendeine Verbindung zu Finnland, seien es finnische Kolleginnen, Geschäftspartner oder Wurzeln ihrer Vorfahren.

Gebaut für extreme Witterungsbedingungen

Ganz egal, woher die Interessenten und Interessentinnen kommen: Die Anforderungen an die Immobilien im hohen Norden sind hoch. Die wechselhaften Bedingungen und die extremen Temperaturen mit teilweise bis zu minus 30 Grad Celsius und noch tiefer erfordern eine hohe Bauqualität. Die Immobilien müssen so konstruiert sein, dass sie der arktischen Kälte, dem Wind und den Schneeschauern problemlos standhalten. «Im Januar liegen die Temperaturen in der Regel zwischen minus 10 und minus 20 Grad Celsius, aber es gibt Tage mit noch kälteren Temperaturen, die gelegentlich auf etwa minus 40 Grad Celsius fallen. Der Rekordtiefstwert in Kittilä mit minus 51,5 Grad Celsius stammt aus dem Jahr 1999», so Marko Mustonen. Diese extremen Temperaturen würden eine einzigartige Erfahrung bieten, die auch die Einheimischen zu schätzen wissen – vorausgesetzt, man kann sich in ein gut isoliertes und angenehm warmes Heim zurückziehen. «Die Gebäude hier sind so gebaut, dass sie dem arktischen Wetter gut standhalten. Egal, wie kalt es draussen ist – drinnen ist es immer schön warm», sagt Esa Kataisto von Levi Living.

Ansonsten sind es genau die speziellen Witterungsbedingungen und auch die unterschiedlichen Jahreszeiten – die Finnen zählen acht davon –, welche die Leute nach Lappland ziehen. «Der Winter zum Beispiel ist kein statisches Kontinuum vom ersten Schnee bis zum Frühling, sondern ist in vier Jahreszeiten unterteilt», ergänzt Kataisto. Eine der Jahreszeiten ist die Zeit vom 10. Dezember bis zum 3. Januar, in der die Sonne überhaupt nicht aufgeht. «Es ist keine schwarze Finsternis, sondern ein magisches blaues Zwielicht; diese Zeit wird auch Polarnacht genannt», erklärt er.

Ins Schwärmen gerät Tanja Sotka, wenn sie vom Winter in Lappland erzählt. «Stellen Sie sich einen gleichzeitigen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang vor. Es gibt Rosatöne, Blautöne und Momente, in denen die schneebedeckten Bäume gefärbt sind und die Welt in einem anderen Licht erscheint.» Lappland sei ein Ort, der das Herz erobert. Und Tea Käyhkö von Snellman ergänzt: «Die Investition in eine hochwertige Luxusimmobilie in Nordfinnland ist nicht nur eine gute Geldanlage, sondern auch eine Investition in eine bessere Lebensqualität.»

Dieser Artikel ist im Millionär, dem Magazin der «Handelszeitung», erschienen (Dezember 2023).