Entgegen den Prognosen steigen die Preise für Eigentumswohnungen weiter. Grund dafür ist vor allem, dass professionelle Bauherren schneller als erwartet Projekte gestoppt haben. Das heisst jedoch nicht, dass der Bauboom ungebremst weitergehen wird.

Wüest & Partner war sich im letzten Herbst sicher: Das stete Aufwärts der Preise am Wohnungsmarkt hat 2016 ein Ende. Konkret prognostizierte das Beratungsunternehmen, dass die Preise für Eigentumswohnungen im laufenden Jahr um 0,6 Prozent fallen, Mieten von angebotenen Wohnungen sollten sich um 0,3 Prozent reduzieren.

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Um 1 Prozent verschätzt

Drei Monate später sieht sich Wüest & Partner zur Korrektur bei den Eigentumswohnungen gezwungen. Die neue Prognose lautete auf ein Plus von 0,4 Prozent, was mit dem laut Wüest & Partner überraschenden Preiswachstum von 1,6 Prozent im vergangene Jahr begründet wird. Zwar liege dieser Wert klar unter den Wachstumsraten der vergangenen Jahre, heisst es in dem am Dienstag publizierten Immo-Monitoring. Doch entgegen den Erwartungen hätten auch 2016 die angebotenen Wohnungen relativ problemlos Abnehmer gefunden.

Gründe dafür sieht das Beratungsunternehmen sowohl auf der Angebots wie auf der Nachfrageseite. So hätten einerseits professionelle Bauherren schneller als angenommen auf die sich abzeichnenden Vermarktungsschwierigkeiten reagiert und Projekte gestoppt. Damit seien auch weniger Eigentumswohnungen auf den Markt gekommen, was die starke Angebotsausdehnung aus dem Vorjahr korrigiert habe.

Tiefe Zinsen heizen Nachfrage an

Andererseits habe ebenfalls entgegen den Erwartungen die Nachfrage kaum nachgelassen. Im Gegenteil: Sie hat sogar noch leicht zugenommen, weil die Banken in der zweiten Jahreshälfte wieder tiefere Hypothekarzinsen angeboten hatten, nachdem sie sie zuvor nach der Verschärfung der Negativzinsen noch heraufgesetzt hatten. Dabei mitgeholfen habe auch, dass sich die Meinung durchgesetzt habe, dass die Zinsen auch längerfristig tief bleiben werden.

Die Prognose einer Preissteigerung von lediglich 0,4 Prozent signalisiert aber auch, dass die Luft nach oben dünn geworden ist. Das Risiko eines Absturzes des Immobilienmarktes bleibt bestehen. Als auffällig bezeichnet Wüest & Partner, dass in der Genferseeregion die Preise rückläufig sind. Diese Situation wecke Erinnerungen an die Situation Anfang der 90er Jahre. Nachdem die Preise in der Romandie ins Rutschen geraten waren, schlitterte die Schweiz in eine schwere Immobilienmarktkrise.

Entwarnung der Experten

Als Vorbote eines Immobiliencrashs sieht Wüest & Partner die aktuelle Entwicklung dennoch nicht. Es sei zwar nicht auszuschliessen, dass nach den Preisrückgängen rund um den Genfersee jetzt auch schweizweit die Preise unter Druck geraten könnten. Wenn überhaupt, seien jedoch nur moderate Korrekturen zu erwarten, weil die aktuelle Situation nicht mit derjenigen der 90er-Jahren zu vergleichen sei.

Im Gegensatz zu damals sei die Preiskorrektur im Genferseegebiet heute auf lokale Übertreibungen zurückzuführen. Zudem hätten gesetzliche Vorgaben und Förderprogramme des Bundes auf die Immobilienpreise gedrückt. Vor allem aber habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) Anfang der 90er-Jahre die Zinsen markant erhöht, um die damals hohe Inflation einzudämmen. Im Gegensatz dazu sei die Teuerung zurzeit auf einem Rekordtief.

Zinserhöhung könnte Preise in Bewegung setzen

Aber genau das könnte sich auch jetzt sehr schnell ändern, worauf auch Wüest & Partner hinweist. Sollte die Teuerung stark ansteigen und die SNB darauf ebenso deutlich die Zinsen anheben, seien deutliche Preisverwerfungen am Immobilienmarkt möglich, heisst es im Bericht. Das Genferseegebiet kann demnach höchstens Teil einer Entwicklung sein, Auslöser einer schweizweiten Immobilienkrise dagegen ist die Region nicht.

(sda/jfr)

Wie lange Zürcher im Vergleich zu Bewohnern anderer Grossstädte für eine Wohnung arbeiten müssen, hat der «Real Estate Bubble Index» der UBS im Herbst 2015 berechnet: