Erfahrene Weltenbummler ebenso wie junge Trendsetter rebellieren gegen die Standardisierung und haben keine Lust mehr darauf, Teil eines Konzepts zu sein. Aussergewöhnliche Hotels mit Charme und Charakter, erfüllt mit Leben, geführt mit Liebe, zählen mehr als seelenlose Grossartigkeit und globale Gleichschaltung.
«Schloss Elmau» in Oberbayern, der diesjährige Primus unter den weltbesten Ferienhotels, zeigt exemplarisch, wie man mit Leidenschaft und Grosszügigkeit der «Copy-and-paste»-Mentalität der Luxusketten entgegenwirkt und etwas absolut Einzigartiges schafft, das es nirgendwo anders zu erleben gibt. Dasselbe lässt sich über das «The Greenwich Hotel» in New York sagen, das sich mehr von der Vision des Hotelbesitzers Robert De Niro als von Marketingstrategien und Profitgier leiten lässt. Dank liebevoller Hingabe zu vermeintlich nebensächlichen Details und optimaler Vernetzung mit dem Standort landete das New Yorker Vorzeigehaus auf dem ersten Rang der weltbesten Stadthotels.
Wie zuhause, aber besser
Eine weitere Tendenz fällt in den aktuellen Ranglisten auf: Hotels mit Privathaus-Effekt. Von aussen meist kaum als Hotel zu erkennen, fühlt man sich in ihnen eher wie in einem exklusiven zweiten Zuhause als in einem Hotel. Urbane Kleinode wie das «La Réserve Paris» und das «Aman Canal Grande» in Venedig (Rang 2 und 10 der weltbesten Stadthotels) lassen konsequent alles weg, was irgendwie an ein Hotel erinnern könnte und sprechen damit kosmopolitische Individualisten an.
Entlegene Abenteuerziele statt Tropenstrände
Wer die internationalen Reisemagazine durchblättert, wird derzeit häufig mit dem Trendbegriff «experiential luxury» konfrontiert. Denn Luxus will heute erlebt werden. Übersättigt von allem, können viele von uns nichts mehr mit konventionellen Strandresorts anfangen. Wir möchten in den Ferien etwas ganz Spezielles erfahren, das etwas in uns auslöst und in der Erinnerung noch lange weiterleuchtet. Unvergleichliche Erlebnisse sind der heilige Gral. Fabelhafte Lodges an den entlegensten Plätzen der Erde, zum Beispiel das «Singita Sabi Sand Reserve» in Südafrika oder die «Southern Ocean Lodge» in Australien (Ränge 2 und 4 der weltbesten Ferienhotels), werden diesem Bedürfnis gerecht und sorgen für den authentischen Abenteuerfaktor.
Gesundheitsferien neu definiert
Weltweit gross im Kommen sind Gesundheitshotels, die ganzheitliches Wellbeing mit heiter stimmendem Ambiente verbinden. Ihr Geschäftsmantra: Gesundheit kann auch sexy sein! Den Massstab hierzu setzt das «COMO Shambhala Estate» auf Bali (Rang 11 der weltbesten Ferienhotels). Auch zahlreichen anderen ausländischen Health-Retreats gelingt, woran sich renommierte Schweizer Gesundheitszentren die Zähne ausbeissen: Die Generationen X und Y, also die heute 36- bis 50-Jährigen respektive 20- bis 35-Jährigen, abzuholen und junge Selbstoptimierer dazu zu motivieren, frühzeitig in sich selbst zu investieren.
Rückkehr zu den Klassikern
Die Rückbesinnung zum Individuellen hat auch zu einer Sehnsucht nach charismatischen Hotelikonen geführt. Grandhotels mit klassischen Starqualitäten wecken verloren geglaubte Emotionen und erfreuen fast ausnahmslos mit den besten geografischen Lagen. Das «Hotel Splendido» in Portofino zählt zu diesen zeitlos zauberhaften Orten, ebenso das «Hotel du Cap-Eden-Roc» an der französischen Riviera (Ränge 3 und 5 der weltbesten Ferienhotels).
Mit einer besonders hohen Dichte an Hotelklassikern kann die Schweiz punkten. Manche dieser Grandhotels bieten Werte, für welche Gäste aus aller Welt bereit sind, gutes Geld zu bezahlen und seit der Aufhebung des Euromindestkurses sogar noch etwas tiefer in die Tasche zu greifen.
Zwar leiden selbst die Schweizer Flaggschiffe unter dem Nachfrageschock, doch wirken sich die schwierigen Zeiten positiv auf deren Qualität aus. So erleben die Gäste heute das beste «Beau-Rivage Palace» aller Zeiten. Das wiederholt erstplatzierte Stadthotel der Schweiz hat die Patina der über 150-jährigen Mauern mit maximaler Heutigkeit kombiniert und versammelt eine erstaunliche Anzahl von engagierten Mitarbeitern quer durch sämtliche Abteilungen. Und im «Gstaad Palace», dem diesjährigen Sieger unter den Schweizer Ferienhotels, trifft man auf einen liebevollen Perfektionismus, wie es nur Hotels zustande bringen, denen es um etwas Persönlicheres geht als nur ums Geldverdienen.
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