«Der Mensch ist dafür geschaffen, Fleisch zu lieben», tönt eine sonore Stimme im Imagefilm von Mosa Meat. Kinder scharen sich mit leuchtenden Augen um einen Grill und strecken die Hände aus nach saftigen Hamburgern – gezüchtet im Labor, aus der Stammzelle einer Kuh. Rindfleisch als Superfood neben Quinoa, Chia-Samen und Co.? Das ist paradox. Es ist bekannt, dass wenige Bereiche mehr CO2 erzeugen als die Fleischproduktion. Wer Wurst und Braten verzehrt, ist immer auch ein Umweltsünder. Mit latent schlechtem Gewissen, weil Tiere für den eigenen Genuss geopfert werden.
Laborfleisch – oder «kultiviertes Fleisch» – wird jedoch selbst auf Vegetarier-Blogs und Tierschützerportalen gelobt. Fleisch erzeugen, ohne das ein Tier sterben muss. Herrlich. Und Mosa Meat verspricht wahre Wunder: Aus einer einzigen Gewebeprobe, wenigen Zellen aus dem Bauch einer Kuh, sollen 80’000 Viertelpfünder entstehen. Das wäre der heilige Gral der Fleischproduktion.
Wie viele Konsumenten haben Lust auf Stammzellen-Steak?
Mosa Meat hat nicht nur Google-Co-Gründer Sergey Brin dazu bewegt, 290'000 Franken für den ersten Burger aus Laborfleisch zu bezahlen. Mit Fleischverarbeiter Bell und der Venture-Capital-Sparte von Pharmakonzern Merck finanzieren nun zwei solide Traditionsfirmen das Fleisch aus dem Reagenzglas. Dieses sollen 2021 in Serie gehen.
Es ist gut, dass Coop-Tochter Bell den Anschluss bei Foodtrends halten will und neue Wege geht. Und in die Suche nach der Antwort investiert, wie die wachsende Fleischnachfrage verträglicher für Umwelt und Tier bedient werden kann. Wer Fleisch aus dem Labor eklig findet, dem sei zum Vergleich empfohlen, sich zumindest flüchtig mit den Methoden in der Massentierhaltung zu beschäftigen. Das ist eklig.
Doch selbst wenn die Zucht von Laborfleisch gelingt, ist der psychologische Moment ein Hindernis. Wie viele Konsumenten werden so richtig Lust auf ein Stammzellen-Steak verspüren? Auch Insektenfood wurde in der Schweiz gross eingeflogen – doch die Nachfrage dümpelt vor sich hin. Prognose also: eher Superflop als Superfood.