Nach aussen hin war es eine ungetrübte Erfolgsstory. Richard Ridinger hatte den einst serbelnden Basler Chemiekonzern Lonza seit seinem Amtsamtritt als CEO in neue Höhen geführt: Umsatz gesteigert, Ebit-Marge fast verdoppelt, Aktienkurs vervielfacht, und sein eigener Lohn lag zuletzt nördlich von fünf Millionen Franken. Doch urplötzlich meldete Lonza Ende Januar Ridingers Rücktritt, schon Ende Februar ersetzte ihn der interne Nachfolger Marc Funk. Bei so viel Erfolg schien eigentlich kein Grund zum Rückzug vorzuliegen.

Nun zeigt sich: Auch Ridinger selbst sah eigentlich keinen Grund zu gehen. Dass es dennoch geschah, liegt an einer neuen Konstellation im Verwaltungsrat, wie zwei Eingeweihte berichten.

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Differenzen zwischen Ridinger und Baehny

Diesen präsidiert seit Mai 2018 der zugkräftige Machertyp Albert Baehny, der als CEO Geberit gross gemacht hat. Baehny ist ein personeller Gegenentwurf zu seinem zurückhaltenden Vorgänger Rolf Soiron, regiert als Präsident viel mehr ins Operative hinein. Während Soiron froh gewesen sein soll, dass Ridinger den Konzern selbständig führen konnte und wollte, gab es zwischen Ridinger und dem Verwaltungsrat unter Baehny schnell Differenzen.

Die beiden Insider berichten, Ridinger habe, vom Erfolg befeuert, zunehmend herrschaftliche Züge entwickelt. Etwa einen engen Vertrauten, den Personalchef Fridtjof Helemann, ohne zwingenden Anlass zum Mitglied der Konzernleitung befördert; Helemann trat mittlerweile in den Ruhestand. Zudem geht das Gerücht, Ridinger habe sich von einem Kommunikationsverantwortlichen getrennt, weil der sich nicht ausreichend um ihn gekümmert habe. Und den Verkauf des problematischen Wassergeschäfts habe vor allem der Verwaltungsrat unter der neuen Führung vorangetrieben, nicht der eigentlich operativ verantwortliche CEO Ridinger.

LONZA-BOSSE Der frühere Präsident Rolf Soiron, der neue CEO Marc Funk und der heutige starke Mann im Konzern, Albert Baehny (v.l.).

Lonza-Bosse: Der frühere Präsident Rolf Soiron, der neue CEO Marc Funk und der heutige starke Mann im Konzern, Albert Baehny (v.l.).

Quelle: Keystone/ ZVG

In der Folge soll es eine zunehmende Entfremdung zwischen Ridinger und dem Verwaltungsrat unter Präsident Baehny gegeben haben, und als dann Ridinger realisierte, dass – verglichen mit dem eher passiven Soiron – unter dem zupackenden Baehny der Wind gedreht hatte, habe man sich einvernehmlich gefunden. Weder Lonza noch Baehny wollten auf Anfrage Stellung nehmen, ein Lonza-Konzernsprecher sagte lediglich, er könne diese Informationen «nicht bestätigen».

Druck im Kessel bei Lonza

Doch neben den Insider-Informationen gibt es eine Reihe von Indizien, die für eine gestörte Beziehung sprechen. So schloss Ridinger einen Wechsel in den Verwaltungsrat der Lonza explizit aus, obwohl er angesichts seiner tiefen Sachkenntnis sicher eine Verstärkung wäre. Zudem hat Anfang Februar, kurz nach der Meldung von Ridingers Abgang, ein Mitglied der Geschäftsleitung zwei grosse Lonza-Aktienpakete versilbert; das muss nach Lage der Dinge Ridinger gewesen sein.

Dass der interne Nachfolger Funk bereits 58 Jahre alt und damit nur zwei Jahre jünger ist als Ridinger, spricht nicht für eine frühzeitig aufgesetzte Nachfolgeplanung mit langfristiger Perspektive für den Nachfolger. Und dass die neue Spitze unter Funk bereits Ende Februar, als Ridinger sogar noch CEO war, neue interne Strukturen etablierte und über Änderungen am Portfolio diskutierte, zeigt: Da herrscht Druck im Kessel – und der kommt nicht von Ridingers Zögling Funk, sondern von weiter oben.

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