Harmonie Mulumba, die zwei Jahre als Analystin der Goldman Sachs Group Inc. tätig war, beschuldigt einen ihrer ehemaligen Arbeitgeber, sie sei im Juli 2018 nach ihren Beschwerden wegen Rassismus zu Unrecht aus dem Unternehmen gedrängt worden sei. Dies obwohl sie während ihrer Zeit im Partnerprogramm von Partners Group gute Leistungen erbracht habe.
In einem Brief, den sie bei einem britischen Arbeitsgericht eingereichte, behauptet Mulumba, dass der Leiter der Schweizer Private-Equity-Abteilung auf einer Reise einen Witz gemacht habe, Schwarze mit Affen verglichen und den Akzent einer indischen Kollegin verspottet habe, während er bei einer Videokonferenz auf stumm geschaltet war.
Die Partner Group-Anwälte halten die Vorwürfe für unbegründet.
Der Beschuldigte «hat keinen Witz erzählt, der schwarze Menschen mit Affen gleichsetzen sollte», schreiben sie in Gerichtsdokumenten, in denen sie für die Abweisung der Klagen plädierten. Vielmehr habe der Mann erzählt, «dass sein Sohn auf einer Kreuzfahrt und bei einem Halt auf einer Insel gesagt habe, dass die Bewohner der Insel 'mich anschauen, als wäre ich ein Affe'».
«Schwierigkeiten, Kollegen zu verstehen»
Laut den Anwälten habe Mulumba «den Kommentar absichtlich und zynisch falsch dargestellt, um ihn als rassistisch darzustellen». Offensichtlich sei er aber nicht und von niemandem als rassistisch wahrgenommen worden.
In Bezug auf die Episode mit dem indischen Kollegen habe der Beschuldigte das Mikrofon stumm geschaltet, weil er Schwierigkeiten hatte, einen Kollegen mit einem indischen Akzent zu verstehen, schreiben die Anwälte in den Gerichtsakten weiter. Doch er habe «den Akzent überhaupt nicht verspottet, und die Anschuldigung ist schikanös.»
Partner Group stolz auf Chancengleichheit
Partners Group sei «stolz darauf, ein Arbeitgeber für Chancengleichheit zu sein», teilt das Unternehmen per E-Mail mit. «Wir bedauern – und behandeln mit äusserster Ernsthaftigkeit – jede Behauptung, die etwas anderes behauptet», schreibt die Firma. Bisher hat sie es abgelehnt, sich zu den Einzelheiten des Falls zu äussern.
Im angelsächsischen Raum wurde auch schon gemunkelt, der Schweizer Finanzbranche mangle es an Vielfalt und der Rassensensibilität. Aufsehen erregte, als Tidjane Thiam, der ehemalige CEO der Credit Suisse – 2015 mit viel Tamtam eingestellt –, offenbar einem Sketch ausgesetzt wurde. Ein schwarzer Mann war an einer Feier zum 60. Geburtstag des Bankpräsidenten damals als Hausmeister verkleidet aufgetreten.
Die Partners Group argumentierte bei einer Anhörung letzte Woche, dass der Fall nicht an ein britisches Gericht gehöre, weil Harmonie Mulumba zwar kongolesische Staatsangehörige und Einwohnerin Grossbritanniens sei, aber von der US-amerikanischen Abteilung eingestellt worden sei. Die Firma legte gegen die Anklage Widerspruch ein. Sollte Mulumba in Grossbritannien erfolglos bleiben, könnte sie ihren Fall in der Schweiz vor Gericht bringen.
«Während sich das Unternehmen als sozial verantwortlich darstellt, hat es Jahre damit verbracht, die Zuständigkeit der US-Gerichte und des britischen Tribunals zu bekämpfen», schreibt die ehemalige Mitarbeiterin in einer Erklärung an die Nachrichtenagentur «Bloomberg». «Bei echter sozialer Verantwortung geht es um Rechenschaftspflicht.»
(Bloomberg/sas)