Zum «Walserhuus Sertig» führt nur eine einzige Strasse, dafür gibt es viele Arten, um sich auf dieser fortzubewegen. Am bequemsten, aber auch am langweiligsten ist es mit dem Auto.
Interessantere Varianten sind das Velo oder die Pferdekutsche. Ausserdem führt ein Wanderweg von Clavadel dem Bergbach entlang durch das Tal. Links und rechts ragen hohe Berge in den Himmel, ab und zu trifft man auf weidende Kühe. Die Luft ist rein, und der Hunger wächst mit jedem Schritt.
Ganz hinten, dort, wo die Strasse endet, wo sich die Landschaft öffnet und den Blick auf Mittagshorn, Plattenflue und Hochducan freigibt, steht das 1999 erbaute «Walserhuus». Das Restaurant gibt sich rustikal: Die Möbel sind aus Arvenholz, die Tischwäsche typisch für diese Gegend – weisses Tuch mit roten Kreuzstichen –, an den Wänden hängen Bilder der heimischen Fauna, in Öl gemalt und ziemlich Furcht erregend. Darob die Flucht zu ergreifen, wäre jammerschade. Im «Walserhuus» isst man nämlich sehr, sehr gut. Nicht irgendetwas, sondern die sorgfältig ausgewählten Produkte der Region.
Die Landschaft Davos ist flächenmässig grösser als der Kanton Zug, sie breitet sich abwechslungs- und ressourcenreich über 253,8 Quadratkilometer aus, ihre Erzeugnisse bringt der «Walserhuus»-Küchenchef Georges Socchi mit viel Fantasie auf den Teller. Der Davoser Frischkäse wird auf einem heissen Bachstein serviert und mit rosa Pfefferkörnern in Olivenöl überzogen. Das Schöne an dieser Kombination ist: Je langsamer man isst, desto mehr schmilzt der Käse und vermischt sich mit dem Guss – der
Genuss nimmt mit jedem Biss zu.
Auch beim Fleisch setzt Socchi hauptsächlich auf Einheimisches. Ein schmackhaftes Beispiel dafür, wie man die Nahrungskette ausschöpfen kann, ist das Steak vom Monsteiner Treberschwein. Der Treber, der anderswo auf dem Abfall landet, wird den glücklichen Schweinen verfüttert. Diese Nahrung führt dazu, dass das Fleisch zart, saftig und besonders würzig schmeckt. Im «Walserhuus» bekommt man diese Spezialität mit hausgemachter Kräuterbutter, Monsteiner Nudeln und frischem Gemüse serviert.
Mittlerweile hat sich die Kunde, dass man im «Walserhuus» gut essen kann, weit herumgesprochen. Wirt Joos Biäsch hat keinen Grund, ins Klagelied der Gastronomen einzusteigen, das zurzeit so gerne angestimmt wird. Bei ihm «läuft der Laden», wie er in seiner ruhigen und bescheidenen Art erklärt. Zum Erfolg trägt auch die Tatsache bei, dass das Restaurant an 365 Tagen offen ist und es neben den einheimischen Gerichten eine breit gefächerte Fondue-Karte gibt, die besonders von grösseren Runden gerne in Anspruch genommen wird.
Im Nachbarweiler wird das Monstein-Bier gebraut. Wer ortsgerecht auf die Berge anstossen will, tut dies mit diesem Bier. Für Weinliebhaber steht eine grosse Auswahl bereit, mit ein paar schönen Bündner Herrschaftsweinen einerseits und mit grossen Franzosen andererseits.
Hotel Restaurant Walserhuus Sertig
Annalies und Joos Biäsch, 7272 Davos Sertig, Telefon 081 410 60 30, www.walserhuus.ch, Hauptspeisen von 20.50 bis 36.50 Franken, Weine pro Deziliter ab 4 Franken, Flaschen ab 42 Franken. Zimmerpreise von 130 bis 210 Franken für das Doppelzimmer.
Monique Rijks ist Gastrojournalistin und testet für BILANZ die sympathischsten Restaurants im ganzen Land