Der Preisanstieg auf dem Schweizer Immobilienmarkt ist deutlich gebremst worden. Der Immobilienspezialist Wüest&Partner rechnet für 2014 und 2015 mit der geringsten Teuerung seit Jahren. In einigen Regionen sinken die Preise für Wohneigentum gar.
«Bei den Eigentumswohnungen zeigen sich deutliche Anzeichen einer Marktsättigung», heisst es im am Donnerstag veröffentlichten «Immo-Monitoring» von Wüest&Partner. Die Verkaufspreise seien im zweiten Quartal 2014 in einem Viertel aller Gemeinden unter dem Niveau des Vorjahres gewesen.
Regionale Unterschiede
In gewissen Regionen müssen die Verkäufer ihre Preisvorstellungen häufiger nach unten schrauben. Weder die nachlassende Konjunktur noch die höheren Anforderungen der Banken für Hypotheken könnten diese Dämpfer befriedigend erklären, hiess es.
Verantwortlich dafür sei vielmehr die Anzahl angebotener Wohnungen, die sich seit dem Sommer 2013 um über 16 Prozent erhöht habe. Damit standen im zweiten Quartal 2014 über 61'000 Eigentumswohnungen zum Verkauf. Das sind doppelt so viele wie vor zehn Jahren und so viele wie noch nie seit der Datenerhebung durch Wüest&Partner.
Preise unter druck in Zürich und Genf
Mit Abstand am stärksten stieg das Angebot in jenen Gemeinden, die deutlich überdurchschnittliche Preisniveaus aufweisen wie beispielsweise in der Stadt Genf. Die vielen Neubauten hätten die Preise unter Druck gesetzt.
So sanken im Kanton Genf die Preise für Eigentumswohnungen im zweiten Quartal 2014 gegenüber dem Vorjahr um 2,3 Prozent. Am stärksten war der Preiszerfall in der Stadt Zürich mit einem Minus von 4,8 Prozent. Auch in der Region Bern wurden Eigentumswohnungen um 1,6 Prozent billiger.
Trend scheint gebrochen
Auf der anderen Seite zogen die Preise im Tessin (plus 6,9 Prozent) und im Wallis (plus 4,5 Prozent) stark an. Schweizweit wurden Eigentumswohnungen um 2,5 Prozent teurer.
Im nächsten Jahr dürfte der Preisauftrieb nach Einschätzung von Wüest&Partner praktisch zum Erliegen kommen. Für 2015 rechnen die Immobilienexperten noch mit einer Verteuerung der Eigentumswohnungen um 0,2 Prozent in der Schweiz. Allerdings gibt es auch hier regionale Unterschiede.
Preiszuwachs in andern Regionen
So dürften im Kanton Genf (minus 2,8 Prozent), im Wallis (minus 0,8 Prozent) und in der Westschweiz (minus 0,5 Prozent) die Preise nachgeben. Dagegen wird für die Stadt Zürich (plus 0,7 Prozent), die Innerschweiz (plus 1,7 Prozent) und die Ostschweiz (plus 1,5 Prozent) ein weiterer Preisanstieg vorhergesagt. Wüest&Partner rechnet mit einer sanften Landung des Marktes der Eigentumswohnungen.
Ähnlich sieht die Lage bei den Einfamilienhäusern aus. So hat sich im Gegensatz zu den Eigentumswohnungen das Angebot nur leicht vergrössert, aber mit grossen regionalen Unterschieden.
Reiche Ausländer machen Kasse
In der Region Genfersee ist das Angebot seit 2011 ständig gestiegen, was in den letzten zwölf Monaten zu einem Preisrückgang von 5 Prozent führte. So stammt jedes fünfte Einfamilienhaus, das in der Schweiz zum Verkauf steht, aus der Genfersee-Region. Verantwortlich dürften Ausländer sein, die mit einem Verkauf Kasse machen wollten, hiess es. Auch in Graubünden sanken die Preise um 1,4 Prozent.
Auf der anderen Seite kletterten die Preise im Tessin (plus 8,2 Prozent) und in der Innerschweiz (plus 4,3 Prozent) kräftig. Schweizweit wurde ein Preisanstieg von 1,8 Prozent beobachtet, der sich im nächsten Jahr auf plus 0,8 Prozent abschwächen dürfte. Die Preise dürften in Genf und der Westschweiz weiter sinken.
Mieten steigen weiter
Die Mieten steigen indes fast überall weiter, wenn auch weniger schnell. Nachdem die Mieten in den vergangenen zwölf Monaten um 2,7 Prozent angezogen haben, dürften sie im nächsten Jahr lediglich noch um 1,7 Prozent steigen, schätzt Wüest&Partner.
Trotz einer sehr regen Neubautätigkeit hat sich das Angebot an Mietwohnungen nur leicht erhöht. Im zweiten Quartal befanden sich schweizweit 110'000 Wohnungen im Angebot, das sind 5 Prozent mehr als im langjährigen Durchschnitt. Der Anteil günstiger Wohnungen sei gesunken, während die teuren Wohnungen zunahmen. Das treibe die Preise günstiger Wohnungen nach oben, während jene der teuren Wohnungen unter Druck seien, hiess es.
(awp/lur)