Vor kurzem gab es einen spontanen Apéro. Weil niemand eingekauft hatte, wurden ein paar Flaschen gekühlt, die sich in einem Schrank fanden. Dann die Überraschung: zuerst eine Sauerei, weil zwei Flaschen beim Öffnen überschäumten. Und dann dieses Spezialitätenbier einer Zürcher Brauerei, das auffällig sauer schmeckte. Der Blick ging zum Bierkolumnisten: Gehört sich das so? Ich rätselte.

Der erste Fall war klar: Das Bier hatte wohl etwas nachgegärt. Mühsam, aber harmlos. Doch war das zweite ein Sauerbier? Oder war es bloss hinüber? Ich kannte es nicht. Theoretisch wäre beides möglich gewesen.

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So wie beim Wein ein «Zapfen» gerne mal Anlass für Diskussionen ist, kann auch ein Bier Fehler haben. Nur sind diese nicht immer offensichtlich. Das klarste Anzeichen für einen Fehler ist Säure, wenn keine Säure reingehört. Beispielsweise in ein Lagerbier. Sie deutet meist auf Bakterien hin, die ihr Unwesen getrieben haben.

Andere Fehler sind subtiler. So kann ein feiner Honigduft oder eine Sherry-Note darauf hinweisen, dass das Bier zu viel Sauerstoff hatte oder einfach schon etwas zu alt ist. Bei einem edlen Hochprozenter mag das passen, nicht aber bei einem frisch abgefüllten Spezial. Falsch gelagert wurde ein Bier in der Regel dann, wenn es nach verbranntem Gummi riecht: Es hat zu viel UV-Licht abbekommen, was schon innert weniger Tage auf dem sonnigen Balkon passieren kann.

Die meisten Fehler sind unangenehm, aber ungefährlich. So auch, wenn das Bier Flocken bildet oder überraschend trüb ist. Das ist zwar nicht schön anzusehen, und so sollte es in einer Bar nicht serviert werden. Ist der Durst aber gross genug, lässt es sich durchaus noch trinken.

Und dann gibts die Fehler, über die man stundenlang diskutieren kann. Stichwort: Diacetyl. Dieses erkennt man an seinem leicht buttrigen Geschmack. Für die meisten Brauer ist es ein Fehler, denn normalerweise baut sich Diacetyl während der Lagerung ab. Doch in Gegenden wie Tschechien wird Bier bewusst etwas buttriger gebraut. Ich mag das und trauere noch immer einem Basler Bier nach, dessen Rezept einst vermeintlich korrigiert wurde. Vermute ich zumindest.

Wenn das Bier aber sauer ist, obwohl es das nicht sein sollte, keine Kohlensäure hat oder unangenehm metallisch schmeckt, gilt wie beim Zapfenwein: zurückgeben. Das Leben ist zu kurz für schlechtes Bier.

Typisch: Budweiser

<p>Tschechisches Budweiser Bier, Dose</p>

Tschechisches Budweiser Bier, Dose

Quelle: ZVG

Wie die meisten tschechischen Pilsner hat auch das Budweiser (nicht zu verwechseln mit dem amerikanischen «Bud») eine leichte Diacetylnote. Für deutsche Pilstrinker wäre das ein Fehler, doch hier gehört es einfach rein.

Budweiser Budvar, böhmisches Pilsner, 5,0% vol. Alk., 50 cl, circa 1.50 Franken