Das im Suezkanal festgefahrene Riesen-Containerschiff ist wieder in Bewegung. Die «Ever Given» wurde am frühen Montagmorgen ägyptischer Zeit freigelegt, wie der Schifffahrtsdienstleister Inch Cape Shipping Services mitteilte.
Der Kanalbetreiber SCA erklärte, das Schiff werde derzeit wieder flottgemacht. Damit der Verkehr im Kanal wieder aufgenommen werden kann, müsse der Frachter noch in eine Warteposition geschleppt werden.
Diese Arbeiten würden fortgesetzt, wenn der Wasserstand im Laufe des Tages steige, so die Suez Canal Authority (SCA) weiter. Das 400 Meter lange Schiff hatte sich vergangene Woche Dientag in der wichtigen Wasserstrasse verkeilt.
Zuletzt stauten sich laut SCA mindestens 369 Schiffe - darunter auch Öltanker. Der angesichts der Blockade gestiegene Ölpreis gab wieder nach.
Die Position des Schiffes sei bereits um 80 Prozent korrigiert worden, teilte die SCA weiter mit. Auf Videos in den sozialen Medien erschien das Heck der «Ever Given» gedreht.
Auf der Internetseite VesselFinder, auf der Schiffspositionen verfolgt werden können, bekam der Frachter wieder den Status «In Bewegung». An Bord der «Ever Given» befinden sich 18'300 Container.
Um das Schiff wieder flott zu bekommen, hatte die SCA zuletzt bereits die Entladung von Containern vorbereitet. Letztlich kam das Schiff aber mit Hilfe von Schleppern frei, nachdem Zehntausende Kubikmeter Sand bewegt worden waren.
«Keine leichte Übung»
Dabei war auch die niederländische Bergungsfirma Smit Salvage im Einsatz. Der Chef des Mutterkonzerns Boskalis, Peter Berdowski, zeigte sich erfreut über den Fortschritt.
Das vollständige Freischleppen der «Ever Given» sei aber «keine leichte Übung», warnte Berdowski im niederländischen Rundfunk. Es sei auch nicht ausgeschlossen, dass dafür zunächst noch Container vom Schiff geholt werden müssten.
Einer der weltgrössten Containerschiffe
Die «Ever Given» gehört zu den grössten Containerschiffen der Welt. Sie hatte sich am Dienstag bei starkem Wind in dem Kanal zwischen dem Mittelmeer und dem Rotem Meer verkeilt.
Das Unglück hat weltweit Lieferketten durcheinandergebracht. Die deutsche Industrie fürchtete wegen der Sperrung des Kanals drohende Versorgungsengpässe. Der 193 Kilometer lange Suezkanal ist die kürzeste Verbindung zwischen Europa und Asien und der entscheidende Korridor für Rohöl und Importwaren nach Europa.
Die Blockade hatte die Ölpreise steigen lassen. Mit der Hoffnung auf eine baldige Wiederaufnahme des Schiffsverkehrs gab der Preis für Rohöl der Sorte Brent um zwei Prozent auf 63,67 Dollar nach.
Da kann schon was schiefgehen: Fahrt durch den Suezkanal von Süden nach Norden im Schnelldurchlauf.
Immer noch drehen Schiffe ab und wählen die Route ums Kap der Guten Hoffnung. Der Umweg verlängert den Weg von Europa nach Asien um etwa 10 bis 12 Tage.
- Hier finden Sie eine stetig aktualisierte Liste der Schiffe, die auf beiden Seiten des Suezkanals parkiert sind.
Die Havarie iwird nach Ansicht deutscher Forscher auch nach der Freilegung des den Kanal blockierenden Schiffes nachwirken. Die Blockade der wichtigen Schifffahrtsstrasse für mehrere Tage habe schon durch die Corona-Krise entstandene Engpässe im maritimen Welthandel verschärft, erklärte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Montag.
«Schon die Corona-Krise hat für Verwerfungen im maritimen Handel gesorgt und die Preise für den Container-Transport explodieren lassen», sagte IfW-Experte Vincent Stamer.
Die Schiffshavarie im Suezkanal und ihre Nachwirkungen seien nun eine zusätzliche Belastung. «Das treibt tendenziell die Preise für den Seehandel nach oben, was sich früher oder später auch in den Produktpreisen niederschlagen dürfte.»
Der 1869 eröffnete Kanal verkürzt die Handelsverbindung zwischen Asien und Europa. Die Strecke von Singapur nach Rotterdam verringert sich durch den Kanal um 6500 Kilometer gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung an der südlichen Spitze Afrikas.
(sda/bloomberg/reuters/gku/dhü)