Wer will, der findet. Auch Frauen für die Chefetage. Das hat der Verband der ICT- und Internetbranche bewiesen: Für den nach dem Rücktritt von Jean-Marc Hensch frei werdenden Chefposten suchte Swico Anfang Jahr per Inserat eine «neue Geschäftsführerin, die auch ein Mann sein kann». Der Plan ist aufgegangen: Seit Anfang Mai führt mit Judith Bellaiche (48) eine Frau den Verband.
Geklappt hat es aber erst beim zweiten Anlauf. Denn von den Bewerbern auf das erste, noch ganz traditionell gehaltene Swico-Inserat vermochte niemand den Vorstand zu überzeugen.
Angefangen bei UBS und EY
«Das beweist: Mit ein paar wenigen Änderungen kann man viel erreichen», sagt Bellaiche, die sich von der zweiten Version direkt angesprochen fühlte. Und die das Inserat zudem von mehreren Bekannten zugeschickt bekommen hatte mit dem Verweis, sie solle sich dort bewerben.
Die Juristin begann ihre Karriere in den Personalabteilungen von UBS und EY und gründete danach mit dem Eventveranstalter 1001 nuits ihr eigenes Unternehmen, bevor sie vor rund acht Jahren für die Grünliberalen in die Politik einstieg und in die Exekutive ihrer Wohngemeinde Kilchberg sowie in den Zürcher Kantonsrat gewählt wurde. Nun will sie Wirtschaft und Politik verbinden: als Swico-Chefin und – falls ihre Rechnung aufgeht – als Nationalrätin.
Wyss Fedele bei S-GE
Bellaiche ist kein Einzelfall. Auch die Exportföderagentur Switzerland Global Enterprise (S-GE) wird künftig von einer Frau geführt: Simone Wyss Fedele tritt am 1. Oktober die Nachfolge von Daniel Küng an. Die 39-jährige Basler Ökonomin ist heute als Leiterin Politik Mitglied der Geschäftsleitung von Novartis Schweiz.
Auch diese Frauenwahl ist kein Zufall. S-GE sei Diversität in jeglicher Hinsicht wichtig, hält Präsidentin Ruth Metzler-Arnold fest. «Der Verwaltungsrat hat deshalb den Headhunter bewusst damit beauftragt, starke Profile von Frauen zu suchen und eine Liste mit qualifizierten Kandidaten und Kandidatinnen zu präsentieren.» Wyss Fedele habe den Verwaltungsrat mit ihrem Profil, ihren Erfahrungen und Kompetenzen überzeugt.
Bereits auf Anfang Jahr hat Jacqueline Jakob (49) – nach Stationen in der Privatwirtschaft und der Diplomatie – die Geschäftsführung bei der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) übernommen.
Sonst nur Männer bei der EnAW
«Wir haben einfach die beste Kandidatin gewählt, die sich gegenüber zwei Mitbewerbern durchgesetzt hat», sagt EnAW-Präsident Rudolf Minsch. Und er fügt an: «Gemischte Teams geben die besten Resultate.»
Angesichts der Tatsache, dass bei der EnAW ohne Jakob nur Männer in der Geschäftsleitung sitzen würden, war die Wahl einer Frau eigentlich fast zwingend.
Lange war Economiesuisse-Chefin Monika Rühl die einzige Frau an den operativen Schalthebeln einer Wirtschaftsorganisation. Nun bekommt sie Gesellschaft.