Die Basler Herzog & de Meuron gehören zu den bekanntesten Architekten der Welt. Ihre Bauwerke prägen Städte wie Peking, London, New York und Hamburg. Doch die kanadische Metropole Vancouver wird vorerst nicht zu diesem illustren Kreis gehören.
Wegen explodierender Kosten stoppte die Vancouver Art Gallery den Museumsneubau der Schweizer Architekten. Zuvor war der voraussichtliche Preis für das Gebäude von umgerechnet rund 250 Millionen Franken auf 375 Millionen Franken gestiegen.
Baustart nach zehn Jahren Planung
Herzog & de Meuron planten einen spektakulären Bau für das Kunstmuseum: neun unterschiedlich grosse Stockwerke mit einer Kupferfassade, die an indigene Webtechniken erinnert.
Das Projekt kämpfte aber schon lange mit steigenden Kosten. Im März dieses Jahres, rund zehn Jahre nach der ersten Ankündigung, wurde endlich mit dem Bau begonnen. Die Eröffnung war für 2028 geplant.
Kosten um 50 Prozent gestiegen
Doch dann der Bruch: Im August wurden die Bauarbeiten gestoppt, die Kosten neu berechnet. Die Vancouver Art Gallery errechnete Zusatzkosten von rund 50 Prozent. Und obwohl laut der Fachplattform Artnet bereits knapp 40 Millionen Franken in das Projekt gesteckt wurden, zog das Museum die Reissleine.
«Der Vorstand der Gallery Association hat die schwierige Entscheidung getroffen, sich von Herzog & de Meuron zu trennen», teilte die Galerie mit. «Wir sind uns bewusst, dass die Inflation einen enormen Druck auf unsere Pläne ausgeübt hat.» In Vancouver will man nun einen neuen Architekten beauftragen.
Preis der Elbphilharmonie explodierte
Doch trotz Verweis auf die Inflation: Es ist nicht das erste Grossprojekt der Basler Architekten, bei dem die Kosten komplett aus dem Ruder gelaufen sind. Sehr bekannt sind die Probleme bei der Elbphilharmonie in Hamburg.
Die Kosten für das Konzerthaus stiegen für die Hansestadt von ursprünglich geplanten 77 Millionen auf 789 Millionen Euro. Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss in Hamburg machte damals sechs Personen und zwei Unternehmen für die Kostenexplosion mitverantwortlich, darunter Herzog & de Meuron. So seien Fristen bei der Planung nicht eingehalten worden.
Herzog & de Meuron hält dazu fest: «[Der] Untersuchungsausschuss in Hamburg hat belegt, dass die Mehrkosten massgeblich anderen Projektbeteiligten und nicht Herzog & de Meuron zuzuschreiben sind. Hauptursachen für die Kostensteigerung waren eine komplexe Vertragsstruktur, ein erweitertes Nutzungskonzept mit Flächenmehrungen und die verfrühte Ausschreibung vor Fertigstellung der Planung, vor der Herzog & de Meuron ausdrücklich mehrfach gewarnt hatte.»
Preissteigerungen in Berlin und Zürich
Viel teurer wird auch das Berliner Museum des 20. Jahrhunderts. Ähnlich wie das gestrichene Museum in Vancouver sollte es zunächst rund 200 Millionen Euro kosten, inzwischen rechnet man mit 450 Millionen Euro.
Und in der Schweiz kostete der Neubau des Kinderspitals in Zürich-Lengg deutlich mehr als veranschlagt. Statt 600 Millionen Franken kostete das 2024 eröffnete Spitalgebäude am Schluss mindestens 760 Millionen Franken.
Der Preis für ein Wahrzeichen der Marke Herzog & de Meuron war also schon früher nicht immer in Stein gemeisselt. Was die Basler Stararchitekten zur aktuellen Kostenexplosion in Kanada sagen? «Wir bedauern sehr, dass sich die Vancouver Art Gallery entschieden hat, das Bauprojekt für ein neues Museum zu sistieren», heisst es aus Basel. Man habe die Zusammenarbeit mit dem Museum «sehr geschätzt» und sich «stark für das Bauvorhaben engagiert». Und: «Wir wünschen dem Museum und seinen Unterstützerinnen und Unterstützern alles Gute auf ihrem weiteren Weg.»