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PersonHerbert Bay
Hollywood hat schon viele inspiriert, auch Herbert Bay. Der Experte für Machine Learning und Augmented Reality liess sich bei seinem Start-up Earkick von «Her» inspirieren. Im Film mit Scarlett Johansson geht es um Theodore, einen professionellen Verfasser einfühlsamer Liebesgeschichten, der sich in ein Betriebssystem namens Samantha verliebt. «Ein solcher Begleiter für alle ist unsere Vision», sagt Herbert Bay, der das Unternehmen zusammen mit Karin Andrea Stephan gegründet hat. Wobei es dem ETH-Absolventen natürlich nicht um die Liebesgeschichte geht, sondern um die Technologie, die eine Computerstimme so einfühlsam werden lässt, dass sie einen versteht. Earkick ist ein «Mood and Anxiety»-Tracker. Er richtet sich an alle, die unter Mental-Health-Problemen leiden oder diese vermeiden möchten. Earkick ist vor allem in den USA ein Riesenerfolg, wo psychische Probleme besonders unter Jugendlichen inzwischen epidemische Ausmasse angenommen haben. 10 000 Nutzer sind bereits auf Earkick, vertrauen dem elektronischen Tagebuch ihr Innerstes an und lassen von der App Vitalfunktionen wie Puls- und Atemfrequenz messen. Im besten Fall lassen sich so Angstattacken in Echtzeit erkennen, wobei die Frage, wie man mit den Betroffenen kommuniziert, noch eine Knacknuss ist. Man könne den Nutzern ja nicht direkt ins Gesicht sagen, dass nun eine Attacke auf sie zukomme, sonst könne das kontraproduktiv sein, sagt der 48-Jährige.Earkick hat bis jetzt 1,1 Millionen Franken aufgenommen. Als Nächstes will Herbert Bay ein grosses amerikanisches Unternehmen gewinnen, das die App seinen Mitarbeitenden zur Verfügung stellt. «Im Moment befinden wir uns noch in der Phase der Datensammlung», sagt der Tech-Unternehmer. Eine Zulassung durch die US-Arzneimittelbehörde als digitales Therapeutikum ist das Ziel. In den USA habe jeder dritte Jugendliche psychische Probleme, sagt Herbert Bay. Die Jugendlichen wüssten nicht mehr, wohin sie sich wenden sollten. «Wir wollen ein Angebot machen, das sich beliebig skalieren lässt», so das Ziel. Bay ist ein alter Bekannter in der Schweizer Tech-Start-up-Szene. Sein erster Streich war ein Algorithmus für Bilderkennung – ein Google für Bilder sozusagen –, der heute an Schulen und Unis unterrichtet wird. Die Firma dazu, Kooaba, verkaufte er 2014 für gutes Geld an Qualcomm. Die Technologie ist unter anderem auch bei Betty Bossi und der weltweit führenden Wein-App Vivino im Einsatz.