Die Business-Idee

Das Lausanner Startup Kitro möchte Hotels und Gaststätten im Kampf gegen die Verschwendung von Lebensmitteln helfen. Das Unternehmen entwickelt eine KI-gestützte Lösung, die automatisch misst, welche Lebensmittel in welcher Menge entsorgt werden. Eine Kombination aus Kamera, Waage und maschinellem Lernen erfasst die Abfälle, die Daten werden analysiert und in einem Online-Dashboard für Küchenchefs und Betriebsleiter sichtbar gemacht. So können Optimierungsmassnahmen ergriffen werden, etwa eine präzisere Planung von Portionen oder ein besseres Bestellmanagement. «Die meisten Betriebe wissen gar nicht, wie viel sie wegwerfen. Unsere Lösung schafft Transparenz und ermöglicht gezielte Massnahmen zur Reduktion von Food-Waste», sagt Kitro-Mitgründerin Anastasia Hofmann. Die Automatisierung dieses Prozesses nimmt Küchenpersonal eine aufwendige manuelle Datenerfassung ab und integriert sich nahtlos in bestehende Abläufe. 

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Die Gründerinnen

Kitro wurde 2017 von Anastasia Hofmann und Naomi MacKenzie gegründet. Die beiden lernten sich an der Hotelfachschule Lausanne kennen und arbeiteten selbst in der Gastronomiebranche. Während eines Praktikums in Miami wurden sie mit den enormen Mengen an Lebensmittelabfällen konfrontiert, die täglich in Luxushotels entsorgt wurden. Die Idee, eine technologische Lösung für dieses Problem zu entwickeln, entstand zunächst als studentisches Projekt. «Wir haben anfangs nicht über Risiken nachgedacht. Es war einfach ein Projekt, das uns Spass machte. Dann wurde es immer grösser, wir hatten Investoren und ein Team», erinnert sich Hofmann. In der Anfangszeit lebten sie bei Freunden und Familie auf dem Sofa, weil sie ihr gesamtes Geld in das Startup investierten. Doch ihr Durchhaltevermögen zahlte sich aus: Heute beschäftigt Kitro über zwanzig Mitarbeitende und arbeitet mit führenden Hotelketten zusammen.

Das Kapital

Wie viele Startups begann Kitro mit begrenzten finanziellen Mitteln. In der Anfangsphase wurde das Unternehmen durch Förderprogramme und Wettbewerbe unterstützt, darunter ein EU-finanziertes Accelerator-Programm. Später folgten Investitionen von Business-Angels, Family-Offices und zuletzt institutionellen Venture-Capital-Gebern. «Am Anfang haben wir alles selbst finanziert und Grants genutzt. Irgendwann haben wir gemerkt, dass wir für weiteres Wachstum Investoren brauchen. Das war eine spannende, aber auch herausfordernde Phase», sagt Hofmann. 2023 schloss Kitro eine Finanzierungsrunde erfolgreich ab, um die Expansion weiter voranzutreiben.

Der Markt

Lebensmittelverschwendung ist ein globales Problem, besonders in der Gastronomie. Allein in der Schweiz fallen jährlich rund 2,8 Millionen Tonnen vermeidbarer Lebensmittelabfälle an. In Europa gibt es zunehmend gesetzliche Vorgaben zur Reduktion von Food-Waste, was den Druck auf Restaurants, Hotels und Kantinen erhöht. Das Bewusstsein für nachhaltiges Wirtschaften wächst, sowohl bei Unternehmen als auch bei Konsumentinnen und Konsumenten. «Viele Betriebe unterschätzen die Kosten von Lebensmittelverschwendung. Mit Kitro zeigen wir ihnen, dass sie durch optimierte Abläufe nicht nur nachhaltig handeln, sondern auch Geld sparen können», erklärt Hofmann. Besonders in Grossküchen mit Buffetbetrieb ist Überproduktion ein Problem, das durch fehlende Daten oft unsichtbar bleibt. Durch präzisere Analysen und gezielte Massnahmen können Betriebe bis zu 30 Prozent ihrer Abfälle reduzieren und gleichzeitig Effizienzgewinne erzielen.

Die Chance

Kitro konnte sich als führender Anbieter im Bereich der automatisierten Food-Waste-Analyse etablieren und wächst international. Die Technologie wird kontinuierlich weiterentwickelt, unter anderem durch die Integration in bestehende Küchensoftwares, die viele Betriebe bereits nutzen. «Unsere Vision ist, Food-Waste-Messung als Standard in jeder Grossküche zu etablieren. Nur wer misst, kann auch effektiv reduzieren», sagt Hofmann. Besonders der Trend zu stärkerem Impactreporting und Nachhaltigkeitszielen grosser Unternehmen spielt Kitro in die Karten. Viele Gastronomiebetriebe müssen zunehmend nachweisen, wie nachhaltig sie wirtschaften – Kitro liefert ihnen die dafür notwendigen Daten. 

«Upbeat» – die Schweizer Startup-Serie

Unsere Startup-Serie «Upbeat» porträtiert jede Woche ein Schweizer Jungunternehmen multimedial in Print, Audio und Video. Daneben kommen die wichtigsten Investorinnen und Akteure der Innovationsszene zu Wort. Bleiben Sie dran, im Format Ihrer Wahl: Text, Bild und unterhaltsame Videos finden Sie jede Woche auf handelszeitung.ch/upbeat oder in den sozialen Netzwerken. Den Podcast mit vielen Tipps für Menschen, die selber in der Startup-Welt durchstarten möchten, finden Sie auf Apple Podcasts und Spotify – und überall dort, wo Podcasts zu Hause sind.