Die Business-Idee

«Wir bauen den Tesla unter den Rollstühlen. Bei Tesla können Sie heute nicht mehr einsteigen. Bei uns schon» – mit diesem mutigen Spruch pitchten die Gründer des Winterthurer Medtech-Startups Scewo 2021 vor den Investorinnen und Investoren der deutschen TV-Sendung «Höhle der Löwen» (Vox). Das gewünschte 5-Millionen-Euro-Investment für ihren treppensteigenden Rollstuhl Scewo Bro kam zwar nicht zustande, dafür folgte eine erfolgreiche Finanzierungsrunde, die sogar 11,5 Millionen Schweizer Franken einbrachte. «Jetzt können wir die Produktion weiter ausbauen», freut sich Pressesprecherin Natalie Rotschi, «und weitere Produkte im Bereich der intelligenten Mobilität entwickeln, um weltweit zur führenden Marke zu werden.» 

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Die Gründer

Diese Vision tönt riesig, wenn man bedenkt, dass drei ETH-Studierende Scewo erst 2017 gegründet haben. Den ersten Prototyp bauten die beiden Maschinenbauingenieure Bernhard Winter (CEO) und Pascal Buholzer (CTO) sowie Industriedesigner Thomas Gemperle (CDO) aus Styropor und Karton. Mittlerweile haben sie für ihren auf einer Achse balancierenden und treppensteigenden Bro Patente, CE-Zertifizierung und medizinische Hilfsmittelzulassungen erlangt. Rund fünfzig Rollstühle sind bereits verkauft und erste Krankenversicherer in der Schweiz, Deutschland und Österreich bezuschussen oder zahlen den von seinen Herstellern so ernannten «coolsten Rollstuhl der Welt» im Wert von 36’000 Euro. 

Menschen mit Handicap können mit dem Bro mittlerweile nicht nur Treppen überwinden sowie unwegsame Waldwege und Pflastersteine meistern, sondern dank Kamera auch kontrolliert rückwärts fahren und sich im Supermarkt oder am Stehtischempfang komfortabel auf Augenhöhe der oberen Regalbretter oder Gesprächspartner fahren. Gesteuert wird der Elektrorollstuhl per Joystick oder Smartphone. Aus dem Startup mit sieben Mitarbeitenden zu Beginn ist ein Hightech-Unternehmen mit fünfzig Angestellten geworden, das im Technopark Winterthur zu Hause ist. 

Der Markt

Hauptzielgruppe für den Scewo Bro sind Menschen, die Beine und auch Arme nur eingeschränkt bewegen können. Um jenseits des Nischenmarktes weiter skalieren zu können, wollen die Gründer weitere Produkte entwickeln: «Wir haben sehr viele Ideen für verschiedene Branchen, etwa wie wir Arbeitern auf Baustellen helfen können», sagt Natalie Rotschi. «Mit dem Rollstuhl haben wir eine Plattform voller Software-, Hardware- und Business-Know-how geschaffen, auf der wir jetzt aufbauen und in verschiedene Märkte expandieren können.»

Das Kapital

Zusätzlich zur 2021 abgeschlossenen Finanzierungsrunde, an der unter anderem Verve Ventures, Wingman Ventures und die Zürcher Kantonalbank beteiligt waren, spülten zahlreiche Preise Geld in die Startup-Kasse. Beispiele sind der mit 100’000 Franken dotierte W.A. de Vigier Preis 2019, der Swiss Medtech Award 2021 samt 50’000 Franken Preisgeld und der German Design Award Gold 2021. 

Die Chance

Von «Tausenden Anfragen aus der ganzen Welt» berichteten die Gründer bereits in der Sendung «Höhle der Löwen». Der Fernsehauftritt dürfte den Bro noch bekannter gemacht haben. In der DACH-Region arbeitet das junge Unternehmen bereits mit verschiedenen Partnern wie Sanitätshäusern zusammen. Nun sollen mit dem Ausbau der Produktion Schritt für Schritt auch Europa, Asien und die USA folgen. «In fünf bis zehn Jahren, wollen wir nicht nur grossflächig internationale Märkte erobert haben, sondern auch bereits ein zweites Produkt auf den Markt gebracht und ein weiteres in der Pipeline haben», so Sprecherin Natalie Rotschi zuversichtlich. 

 

 

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