Donald Trump hat mit seinem Zickzackkurs in der Zollpolitik das Vertrauen der Anleger in die US-Finanzmärkte erschüttert. Am schwerwiegendsten war der plötzliche Renditeanstieg der US-Staatsanleihen. Wenn der grösste und wichtigste Teil des Weltfinanzmarktes ins Wanken gerät, dann wird es wirklich gefährlich.
Ausgewirkt hat sich Washingtons Freakshow auch auf den Schweizer Franken. Seit Trump mit seiner Zolltafel herumwedelte, hat die Schweizer Währung zum Dollar gut 6 Prozent an Wert gewonnen. Die Gefahr besteht, dass Trump mit seiner erratischen Stop-and-go-Zollpolitik das Vertrauen in die US-Finanzmärkte dauerhaft beschädigt. In diesem Fall steht dem Franken eine beschleunigte Aufwertung ins Haus. Denn Investoren suchen nach sicheren Alternativen. Zum Dollar und zum riesigen US-Kapitalmarkt mit einer Federal Reserve als letzter Instanz gibt es auf dem Planeten aber bisher kaum Alternativen.
Bis jetzt. Denn Abhilfe könnte ausgerechnet die viel gescholtene Europäische Union leisten. Seit Jahrzehnten laboriert sie am Projekt eines einheitlichen Kapitalmarktes herum. Der Trump-Schock könnte nun eine Initialzündung sein, hier endlich vorwärtszumachen. Das wäre auch im Interesse der Schweiz.
Die EU hat zwar bei Waren und Dienstleistungen weitgehend einen einheitlichen Binnenmarkt. Bei den Kapitalmärkten herrscht jedoch nach wie vor eine ineffiziente Zersplitterung vor – mit unterschiedlichen Zulassungs-, Steuer- und Aufsichtsregeln.
Würden sich die EU-Staaten hier endlich zusammenraufen, könnte ein EU-Kapitalmarkt nicht nur helfen, die 10 Billionen Euro, die auf Bankkonten schlummern, in nützlichere Anlagen umzuleiten. Das Projekt könnte auch globalen Investoren perspektivisch eine Alternative zum US-Kapitalmarkt bieten.
Sicher, es wird Jahre dauern, bis die EU-Staaten ihre eigenen Regeln zugunsten eines EU-Setups wirklich aufgeben. Und dann dürften weitere Jahre verstreichen, bis ein EU-Kapitalmarkt mit Blick auf die Tiefe und die Liquidität des Kapitalmarktes auch nur annähernd in die Nähe der Wall Street kommt.
Aus Schweizer Sicht ist allerdings jede Alternative für sichere Anlagen willkommen, nimmt sie doch Aufwertungsdruck vom Franken. Der Franken wird aus eigener Kraft eine stahlharte Währung bleiben, dafür sorgt allein die Vitalität der heimischen Wirtschaft in Verbindung mit dem international vernetzten Finanzplatz und der Schweizerischen Nationalbank, der international geachteten Hüterin des Franken.
Doch die Exportindustrie und auch die SNB können auf exogene Schocks à la Trump gerne verzichten, die Fluchtbewegungen internationaler Anleger auslösen. Gerne gesehen wären dagegen sichere Anlagealternativen, die den Franken aus der Schusslinie nehmen könnten.