An diesem Mittwoch wird der Bundesrat definitiv entscheiden, ab wann Restaurants, Bars und Cafés wieder öffnen dürfen. Die Regierung möchte den normalen Betrieb erst ab Mai erlauben, sofern die Pandemie bis dann nicht aus dem Ruder gerät. Im Aussenbereich sollen der Service ab April möglich sein.
Das trifft auf Widerstand. Mehrere Kantone fordern mehr Tempo: Sie wollen der Gastronomie das Aussengeschäft ab nächster Woche ermöglichen. Graubünden, Nidwalden und weitere Alpinkantone foutieren sich bereits um die Vorgaben aus Bundesbern und erlauben offene Terrassen in Skigebieten.
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Die Rechnung geht für viele nicht auf
Auch wenn der Bundesrat der Forderung morgen nachkommen sollte und den ersten Öffnungsschritt vorzieht: Den meisten Gastrobetrieben ist damit wenig geholfen – weil sie draussen zu wenig Tische haben.
Für etwa 80 Prozent der Lokale rentiere es nicht, nur den Aussenbereich zu bedienen, schätzt Gastroberater Peter Herzog. «Ein Café mit einigen Stühlen vor dem Eingang beispielsweise kann wohl getrost auf eine Eröffnung verzichten.»
Für viele Cafés oder Restaurants funktioniert das Aussengeschäft zudem nur im Zusammenspiel mit den Innenräumen: Erst ab einer gewissen Fläche rechnet es sich, Mitarbeiter zu engagieren und Vorräte einzukaufen.
«Ein Scheinversuch»
Kommt hinzu: Wenn die Gäste nicht nach drinnen können, sind Gastronominnen und Wirte dem Wetterrisko schutzlos ausgesetzt: Sie müssen auf die Wetterprognose vertrauen – und riskieren, Geld zu verlieren, falls alles ins Wasser fällt. Dann bleibt die Terrasse leer, können die Mitarbeiter wieder heimgehen. Und die Lebensmittel verderben im Kühlschrank.
Aus Sicht von Peter Herzog wäre die vorzeitige Öffnung der Gastronomie im Aussenbereich ein hilfloser Versuch der Politik, der Branche zu helfen. «Es ist ein Scheinversuch, der wenig bringt. Es erinnert mich an die Regel vom Herbst, wonach Restaurants um 19.00 Uhr schliessen müssen», sagt der Gastronomieberater.
«Dann kaufen die Leute die Getränke halt im Coop»
«Der Aussenbereich ist nur für wenige Betriebe ein interessantes Geschäft», sagt Casimir Platzer, der Präsident des Branchenverbands Gastrosuisse.
«Die meisten Gastronomen in den Städten machen zu dieser Jahreszeit draussen nicht viel Umsatz. Gewisse Restaurants mit vielen Aussenplätzen würden von einer Öffnung profitieren, etwa in den Berggebieten oder an den Seen – aber nur an jenen Tagen, an denen das Wetter mitspielt. Das ist im Frühjahr in der Regel ja nicht so häufig.»
Dennoch sieht Platzer keinen Grund, mit der Öffnung zuzuwarten. «Bei schönem Wetter sind die Leute sowieso draussen unterwegs. Wenn die Terrassen zu sind, kaufen sie Getränke und Essen halt im Coop», sagt der Gastronom. Gastrosuisse möchte aber auch den Service in Innenräumen bereits ab Mitte März zulassen, unter Einhaltung von Schutzmassnahmen. «Die Gastronomie hat bewiesen, dass ihre Schutzkonzepte funktionieren», so Platzer.