Was bewirkt ein Mietpreisdeckel? In Berlin läuft derzeit ein Experiment, das für alle knappen Wohnungsmärkte interessant ist. Seit Ende Februar sind die Mietpreise in Deutschlands Hauptstadt eingefroren – neue Mietverträge dürfen momentan höchstens zum bisherigen Preis abgeschlossen werden. Es gibt einige Ausnahmen, zum Beispiel bei Neubauten, die nach Januar 2014 fertiggestellt wurden.
Die deutsche Hauptstadt friert die Mieten ein. Schweizer Investoren schreckt das nicht ab.
Was die Folgen sind, zeigt jetzt eine Auswertung von Immoscout24: Laut den Daten der Vermietungs-Plattform sind jetzt satte 25 Prozent weniger Wohnungen im Angebot als vor einem Jahr. Vor allem: Bei den Wohnungen, die vor 2014 errichtet worden waren – also dort, wo der Mietendeckel wirkt – brachen die Ausschreibungen um 47 Prozent ein.
Verglichen wurde der Juli 2020 mit dem Juli 2019. Die Auswertung, erarbeitet für die «Wirtschaftswoche», zeigt einen weiteren Effekt: Die Wohnungen unter dem Mietpreisdeckel werden offenbar eifrig verkauft. Sie wurden im Juli 2020 deutlich häufiger zum Kauf angeboten als im Vorjahresmonat – plus 39 Prozent.
Gegentrend in Hamburg, München oder Frankfurt
Es gibt aber auch tatsächlich eine Wirkung auf die erfassten Mietpreise: Die durchschnittlichen Angebotsmieten für Wohnungen vor 2014 sanken innerhalb eines Jahres um acht Prozent, nämlich von durchschnittlich 12,9 pro Quadratmeter auf 11,9 Euro pro Quadratmeter.
Kurz: Wer in Berlin eine Wohnung sucht, hat nun massiv weniger Wohnungen zur Auswahl – allerdings ist die kleinere Auswahl im Schnitt einen Tick billiger.
Dass das Rückgang des Angebots nicht etwa mit gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen zusammenhängt, zeigt ein Blick auf andere deutsche Metropolen: In Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, München und Stuttgart wurden im Juli durchschnittlich 33 Prozent mehr Mietwohnungen auf Immoscout angeboten als im Jahr zuvor (mehr).
Laut dem Berliner Erlass dürfen die «gedeckelten» Mieten ab 2022 wieder steigen, aber um höchstens 1,3 Prozent jährlich.
(rap)