Die europäischen Autohersteller stecken in der Krise. Tausende Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Vor allem die zunehmende Konkurrenz aus China macht der Branche zu schaffen. Und nun droht mit dem Zollkrieg von US-Präsident Donald Trump (78) noch mehr Ungemach.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (66) will der Autoindustrie deshalb mit einem Aktionsplan unter die Arme greifen. Am Mittwoch wurden die Details dazu bekannt.

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Verbrennerverbot wird rasch überprüft

Die wichtigsten Punkte: Das Verbrennerverbot ab 2035 soll bereits in diesem Jahr überprüft werden, statt erst 2026. Bei dieser Überprüfung werde keine Technologie von vornherein ausgeschlossen, sagte von der Leyen am Montag.

Zudem sollen die Hersteller mehr Zeit bekommen, die immer schärferen CO2-Ziele der EU zu erreichen, indem diese statt jährlich neu über drei Jahre eingehalten werden müssen. Das letzte Wort haben die EU-Mitgliedstaaten.

«Handelszeitung» hat bei Experte Stefan Bratzel (58) vom deutschen Center of Automotive Management nachgefragt, was die Pläne der EU genau bedeuten.

<p>Ob ein gelockertes Verbrennerverbot der Autoindustrie langfristig hilft, ist unklar.</p>

Ob ein gelockertes Verbrennerverbot der Autoindustrie langfristig hilft, ist unklar.

Quelle: imago/IPON

Verschiebung und E-Fuels möglich

Die Chancen stünden nicht schlecht, dass die EU-Länder einer «Flexibilisierung» des Verbrennerverbots zustimmen werden, sagt Bratzel. «Möglich wäre, dass der Zeitpunkt des vollständigen Ausstiegs nach hinten verschoben wird.» Und bestimmte Technologien könnten vom Verbot ausgenommen werden.

«Es könnte gut sein, dass die EU eine Ausnahme für E-Fuels beschliessen wird», so Bratzel. Dies unter der Voraussetzung, dass diese synthetischen Kraftstoffe mit erneuerbarem Strom hergestellt werden. «Die Autohersteller drängen schon lange darauf, dass sie beim Erreichen der CO2-Ziele möglichst grosse Technologiefreiheit haben.»

Dass die EU das Verbrennerverbot rückgängig macht, glaubt Bratzel hingegen nicht. «Dafür war der Prozess der Festlegung zu aufwendig.» Europa wird also weiter darauf hinarbeiten, dass Autos dereinst klimaneutral unterwegs sind.

Autohersteller brauchen Planungssicherheit

Zwar würde mehr Flexibilität den Autoherstellern kurzfristig helfen, so Bratzel. «Doch ein Aufweichen der Ziele ist schlecht für die Planungssicherheit und bestraft die Hersteller, die gut gearbeitet haben und die Ziele erreichen könnten.» So hätte zum Beispiel BMW die CO2-Normen in diesem Jahr leicht erfüllt.

<p>Die Autohersteller wünschen sich zwar mehr Spielraum. Doch besonders wichtig ist die Planungssicherheit. Im Bild: Produktion bei BMW in München.</p>

Die Autohersteller wünschen sich zwar mehr Spielraum. Doch besonders wichtig ist die Planungssicherheit. Im Bild: Produktion bei BMW in München.

Quelle: imago images/Lindenthaler

Bratzel betont: «Auch in Europa wird die E-Mobilität das Rennen machen. Wenn sich die europäischen Hersteller nun in Sicherheit wiegen, dann ist die Gefahr gross, dass sie gegenüber China im Hintertreffen bleiben.»

Für die Europäer gebe es ohnehin nur eine Lösung gegen die Krise: Innovation. «Sie müssen mindestens um so viel besser sein als die Konkurrenz, wie sie teurer sind.» Das gelte besonders für die hochpreisigen deutschen Hersteller. «Doch davon sind wir im Moment weit entfernt.» Insbesondere bei den Batterien liege die EU weit hinter China zurück.

Schweizer Importeure fordern ähnliche Regel

Auch in der Schweiz steckt der Automarkt in der Krise. Die Verkäufe von Neuwagen brachen im Februar ein. Zudem sei die Nachfrage nach E-Autos zu tief, um die neuen CO2-Ziele zu erreichen, so Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder (57) in einer Mitteilung.

Die Auto-Importeure fordern deshalb eine ähnliche Regel, wie sie von der Leyen vorschlug. Auch hierzulande sollen die Grenzwerte also nicht mehr jährlich, sondern über drei Jahre eingehalten werden müssen. Ob das den Verkäufen von Elektroautos wirklich nützt, ist aber zweifelhaft.