Zwei geschlagene Stunden lang haben sich Donald Trump und Tesla-Gründer Elon Musk im Livestream auf Musks Plattform X miteinander unterhalten. Es war ein Schulterklopfgespräch von zwei reichen Männern, die sich an ihrer eigenen Genialität laben und davon überzeugt sind, für alle grossen Probleme der Welt eine Lösung zu haben. Die devote Art, mit der sich die beiden ihre gegenseitige Bewunderung ausdrückten, mutete fast schon peinlich an. 

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Was mich zunehmend irritiert: dass nicht wenige hochrangige Leute aus der Wirtschaft sowohl Trumps als auch Musks erratisches Verhalten, ihre Rüpelhaftigkeit und die Unwahrheiten, die sie regelmässig in die Welt setzen, inzwischen wie selbstverständlich relativieren. «Er mag ein Spinner sein, aber ...» oder «Sein Benehmen ist total daneben, aber ...» sind die Standardsätze, die man zu hören bekommt, wenn man Schweizer Manager im kleinen Kreis auf den reichsten Mann der Welt oder auf den strafrechtlich verurteilten Trump anspricht.

Interessanterweise kommen die Sympathien für die beiden ausschliesslich von Männern. Beim Ex-Präsidenten loben sie seine Leistungen für die Wirtschaft während seiner Amtszeit. Der Sturm aufs Capitol? Scheint vergessen. Bei Musk schwärmen sie von dessen Genialität als Entrepreneur und Investor. 

Die Gastautorin

Karin Kofler ist Geschäftsführerin der Zuger Wirtschaftskammer und freischaffende Publizistin.

Musk hat Aussergewöhnliches geschaffen, ja. Dafür gebührt ihm Respekt. Inzwischen ist der Multi-Entrepreneur aber finanziell und unternehmerisch so mächtig, dass er – gepaart mit seinem zunehmend anmassenden und bizarren Auftreten – zur Bedrohung wird. Er macht ja auch keinen Hehl daraus, dass er willens ist, seine Machtmittel zu nutzen, wie es sich bei den Unruhen in England jüngst wieder gezeigt hat. 

«Genie und Wahnsinn sind einander nahe. Musk ist eine Gefahr für die ganze Welt», warnte Radiopionier Roger Schawinski diese Woche im Gespräch mit Markus Somm. Dasselbe gilt meiner Meinung nach für eine mögliche zweite Amtszeit von Trump: Was nützt seine Wirtschaftsfreundlichkeit, wenn er parallel dazu die Demokratie abschafft und die Welt ins Chaos stürzt? 

Integrität, Ehrlichkeit, Anstand: Was einst selbstverständliche Massstäbe zur Leistungsbewertung von Führungspersönlichkeiten waren, wird durch den Stil von Trump oder Musk unterminiert. Wer sich darüber entrüstet, wird von den Musk-Jüngern gerne in die Woke-Ecke gestellt. «Die Moral wird heute schlechtgeredet. Sie ist zu einem eigentlichen Unwort geworden. Doch sie ist der Atem der Demokratie», schreibt Alt-Bundesrat Moritz Leuenberger in einem Gastbeitrag in der NZZ. Das sollte sich auch die Wirtschaft merken.