Es gibt Banknoten, die wirken schmuddelig. Und andere kommen völlig steril daher. Doch dieser Eindruck kann gehörig täuschen. Oder hätten Sie gedacht, dass indische Rupien sauberer sind als Schweizer Franken? Genau das ergab eine Studie von niederländischen und türkischen Infektiologen und Mikrobiologen. Sie untersuchten dabei die Überlebensrate von häufigen Bakterien auf Geldscheinen aus verschiedenen Ländern.
Habip Gedik, Timothy A. Voss und Andreas Voss verteilten bei ihren Untersuchungen Staphylococcus aureus, Escherichia coli und Vancomycin-resistente Enterokokken auf den Noten. Zum Testobjekt machten sie Geldscheine aus der Euro-Zone, Indien, Kanada, Kroatien, Marokko, Rumänien und den USA. Danach beobachteten die Forscher die Entwicklung dieser Bakterien über die Zeit. In einer Spezialauswertung testeten sie später auch den Franken.
Polymere als heikler Inhaltsstoff
Wichtiger als die Herkunft der Banknoten war für Gedik, Voss und Voss die Zusammensetzung des verwendeten Materials. Verschiedene Dinge hätten einen Einfluss auf die Verbreitung von Mikroorganismen, schreiben sie in ihrem Artikel (siehe den Original-Artikel als PDF links). Dazu gehörten der Hygiene-Grad, das Verhalten der Bevölkerung und Resistenzen. «Die Art des Banknotenpapiers könnte ein weiterer Faktor sein, den es zu beachten gilt», so die Forscher.
Und hier gibt es tatsächlich grosse Unterschiede. Ältere Scheine sind meist aus Baumwollfasern hergestellt, neuere setzen auch moderne Werkstoffe wie Polymere ein. Sie sollen die Noten widerstandsfähiger machen und erlauben es, neue Sicherheitsmerkmale umzusetzen. Doch in der Hygiene-Studie zeigte sich: Vor allem Plastik-Noten schnitten schlecht ab. Der aus Polymeren gefertigte rumänische Leu zeigte sich als besonders guter Nährboden für die Bakterien (siehe Bildstrecke). Die klassische indische Rupie dagegen schlug sich gut.
Kein Zufallsergebnis
Das Resultat dürfte auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) aufhorchen lassen. Sie lässt gerade eine neue Banknotenserie produzieren, die voraussichtlich ebenfalls aus einem Material auf Polymerbasis bestehen wird. Der Franken risikiert also, bald nochmals ein Stückchen dreckiger zu werden. Heute gehört er zu den mittelhygienischen Währungen, wie die Spezialauswertung ergab. «Die aktuellen Schweizer Noten weisen moderate Bakterienniveaus auf, tiefere als der rumänische Leu, aber höhere als der Euro», so Autor Gedik zu handelszeitung.ch
Für alle, die nun an eine Verschwörung glauben: Der Kreditkartenriese Mastercard liess im Frühjahr die Hygiene-Niveaus ebenfalls testen. Und auch er kam zum Schluss, dass Euros sauberer sind als Franken. Mikrobiologisch gesehen, wohlverstanden.