«Jobs im Trend», titelte Anfang 2024 in der «Handelszeitung» und zog dieses Fazit: «Wer sich mit Finanzen, HR oder KI auskennt, ist sehr gesucht auf dem Arbeitsmarkt». Das ergab eine Analyse der Jobprofile auf dem Businessnetzwerk Linkedin. Der Trend ist robust – bereits in den Analysen in den Vorjahren galt das Berufsfeld «Finanzen» laut Medienberichten als eine der sicheren Tätigkeiten, «womit sich auch schnell das gewünschte Gehalt erreichen lässt».

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Firmenleitung ist Teamsport

Die etablierten Aus- und Weiterbildungseinrichtungen wissen das und haben ihre Angebote in diesem Bereich in den vergangenen Jahren deutlich ausdifferenziert. «Unter Accounting wird teils fälschlicherweise trockene Buchführung verstanden», sagt Gabriela Nagel, Professorin für Financial Management und Leiterin des Instituts für Financial Management an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW). «Das ist wohl mitunter auch der Grund, warum man überhaupt erklären muss, dass Accounting eine der Königsdisziplinen in der betrieblichen Unternehmensführung ist.»

Die operative Führung wird im Unternehmen stark von den beiden Funktionen CEO und CFO geprägt. «Der CEO tut gut daran, zusammen mit der Geschäftsleitung die anstehenden Entscheidungen faktenbasiert zu fällen», so Nagel weiter. «Und genau dafür sind der CFO und das Accounting da: Der CFO zeigt mit seinem Team auf, was für Konsequenzen die Wahl der strategischen Optionen hat.»

Er ist für die finanzielle Führung verantwortlich und damit ein zentraler Sparringpartner für das ganze Management. «Als Accounting-Spezialistin und -Spezialist in einem Unternehmen mitzuwirken, bedeutet, an strategischen Diskussionen teilzunehmen und sicherzustellen, dass die Entscheide verantwortungsbewusst auf verlässlich zusammengetragenen Fakten basieren», so Nagel. «Der Aufgabenbereich rund um das Accounting ist entsprechend ausserordentlich vielseitig und braucht Expertinnen, die das Handwerk verstehen und die nachhaltige Wertsteigerung von Unternehmen wesentlich mitprägen», so Nagel.

«Eine Bildungseinrichtung muss grossen Wert auf Qualität legen, sowohl hinsichtlich Inhalten und Lehrpersonen als auch bezüglich der Prozesse», sagt Nagel in Hinblick auf die Wahl einer geeigneten Einrichtung. Für die Qualitätsbeurteilung von aussen seien einerseits die Alumni die wichtigsten Gradmesser: Langfristig sollte sich auf dem Arbeitsmarkt bestätigen, dass die Absolventinnen und Absolventen einer Hochschule einen Mehrwert für ihr jeweiliges Arbeitsumfeld bringen.

Die künstliche Intelligenz werde nach heutiger Einschätzung in absehbarer Zeit (nahezu) alle Lebensbereiche durchdringen. «KI kann im Accounting für analytische Auswertungen sehr stark unterstützen, sie wird zu einem wichtigen Instrument der finanziellen Steuerung und wird Effizienz und Effektivität stärken», erwartet Nagel.

«Was inhaltlich in zehn Jahren gefragt sein wird, ist schwierig zu beantworten», so Nagel. «Die beste Art, sich auf diese Situation vorzubereiten, ist, auf eine Vielfalt von Kompetenzen zu setzen.» Das sollten auch Aus- und Weiterbildungsinstitutionen weiterhin so machen, um für neue Herausforderungen gut gerüstet zu sein.

 

Gutes Sprungbrett für die Karriere

«Mit einer Basis im Accounting hat man sehr viele Möglichkeiten im Finanzbereich die Karriere zu lancieren», sagt auch Viviane Trachsel, Dozentin, Majorverantwortliche Controlling und Accounting am Institut für Finanzdienstleistungen Zug (IFZ) der Hochschule Luzern (HSLU). «Das umfasst je nach Interesse das Rechnungswesen, das Group Controlling mit Fokus auf Konsolidierung, das Management Accounting, Controlling, Treuhand, einen Einstieg in den Bereich Audit oder Steuern und natürlich die Entwicklung in eine CFO-Position.» Spannend werde es bei einer höheren Qualifikation – da geht es um Bewertungsfragen und Steuerungsinstrumente.

Bei der Auswahl der Bildungseinrichtung für die Ausbildung ist darauf zu achten, wie die Studiengänge aufgebaut sind und wie hoch der Anteil an Spezialisierung ist, rät Trachsel. «Mein Tipp ist, sich die Bildungseinrichtungen und Studiengänge genauer anzuschauen.» Fragen, die man sich stellen sollte, sind: Werden aktuelle Themen wie Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Accounting aufgegriffen? Wie ist das Betreuungsverhältnis? Welche didaktischen Ansätze werden verfolgt – Präsenz-, Onlineangebote, Vorlesungen, Coaching von Gruppenarbeiten? Welchen Ruf und welche Akkreditierungen, die für weiterführende Studiengänge relevant sein können, hat die Institution? Was für die Ausbildung gelte, sei auch bei der Auswahl der Weiterbildung relevant. «In der Weiterbildung ist der Entscheid jedoch stärker von den praktischen Erfahrungen und der Vorbildung geprägt», so Trachsel.

«KI ist aktuell ein sehr grosses Thema», so Trachsel weiter. «Wir sind daran, die Anwendungen von KI im Accounting in allen unseren Angeboten stufengerecht einzubinden.» Der Trend zu modularisierten Weiterbildungen setzt sich laut Trachsel fort. «Kürzere Weiterbildungen werden je nach Bedarf absolviert und flexibel mit weiteren Angeboten zu einem grösseren Ganzen ergänzt», beobachtet sie. Die berufliche Entwicklung werde zu einem Portfolio aus Praxiserfahrungen und Weiterentwicklung im Rahmen von Weiterbildungen.

 

Auswirkungen der Zahlen einschätzen

«Der Beruf ist mit viel Verantwortung verbunden, da die Finanzen die Entscheidungsfindung im Unternehmen beeinflussen», sagt auch Wilfried Lux, Professor für Rechnungswesen und Controlling am Institut für Finance and Law an der OST – Ostschweizer Fachhochschule. «Man hat Kontakt mit vielen Menschen, da das Accounting Schnittstellen mit allen Bereichen hat.»

Grundsätzlich sollte man sich laut Lux die Weiterbildungseinrichtung genau ansehen und Referenzen anschauen beziehungsweise einholen. «Es ist auch die Frage, ob man ein Zertifikat haben möchte, dann wäre eine Hochschule, die CAS und MAS vergeben kann, zu empfehlen», so Lux weiter. Neben dem regelmässigen Seminarbesuch empfiehlt Lux die guten Fachmagazine im Bereich Accounting. «Dort werden die aktuellen Themen kompetent behandelt», so Lux. Aber auch Kongresse oder Veranstaltungen im Bereich Accounting/Controlling thematisieren immer aktuelle Trends.

«Ich denke, wir stehen bezüglich der Nutzung der künstlichen Intelligenz erst am Anfang», so Lux weiter. «Die Rolle von Digitalisierung und vor allem von KI wird sich noch deutlich verstärken.» «Die Generative KI wird an Bedeutung zunehmen, wenn es darum geht, unstrukturierte Daten auszulesen und Zahlen der Buchhaltung zu interpretieren.» KI werde den Accountant nicht ersetzen, aber sicherlich ein wertvoller Sparringpartner werden, erwartet Lux.

«Ich bin davon überzeugt, dass die KI ganz anders ausschauen wird als heute», sagt Lux zu den zukünftigen Entwicklungen. «Im Moment nehmen wir wahr, dass es einen Shift in Richtung digitaler Weiterbildungsformate gibt. Ich sehe hier eine Tendenz zu Onlineveranstaltungen beziehungsweise hybriden Modulen.» Bei den Inhalten würden die Nichtroutinetätigkeiten wichtiger. «Der Buchhalter muss sicherlich immer noch wissen, was Soll und Haben ist, aber viel wichtiger ist, dass er mit den Zahlen arbeiten kann und weiss, welche Auswirkungen sie aufs Unternehmen haben», sagt Lux.