Die rasante Entwicklung und Integration künstlicher Intelligenz (KI) in nahezu jedem Lebens- und Wirtschaftsbereich fordert nicht nur Unternehmen, sondern auch Bildungseinrichtungen heraus. Denn während die Technologie fortschreitet, hinkt die Ausbildung und Weiterbildung in KI-Kompetenz hinterher. Und das hat Konsequenzen für den Arbeitsmarkt. Denn die Diskrepanz zwischen der Nachfrage nach spezialisierten Fachkräften und den realen Bildungsangeboten ist gross. Und ein weiteres Problem ist die Qualität vieler KI-Lehrprogramme. So sind Angebote entweder zu theoretisch oder zu spezialisiert, was breite Zielgruppen ausschliesst. Auf der anderen Seite entpuppen sich zahlreiche Online-Kurse und «KI-Zertifikate» als oberflächlich und unzureichend. Eine kritische Überprüfung und Standardisierung der Bildungsangebote ist somit dringend notwendig.
Parallel zum Hype um KI und neue Technologien wird Weiterbildung in anderen wichtigen Bereichen vergessen. Fördermittel und Bildungsressourcen fliessen unverhältnismässig stark in die Stärkung digitaler Kompetenzen. Allein im Rahmen der «IT-Bildungsoffensive des Kantons St. Gallen» wurden rund 75 Millionen Franken für digitale Bildung lockergemacht. Und auch in anderen Kantonen zeigt man sich spendabel in diesem Segment. Dies könnte jedoch langfristig zu einem Ungleichgewicht in der Fähigkeitenlandschaft und zu einem Mangel an Fachkräften in Berufen führen, die ebenso wichtig für das gesellschaftliche Funktionieren sind. Technisches Wissen ist wichtig, keine Frage, aber Kompetenzen wie analytisches Denken, Kreativität, Empathie, Entscheidungsfähigkeit oder einfach Neugier sind relevant, um Wissen überhaupt nachhaltig zu erlangen. Entsprechend wichtig ist es also, Weiterbildungen entsprechend zu gestalten und neben Hard Skills auch Soft Skills zu lehren.
Kooperation ist entscheidend
Auch der gerade erschienene «The Future of Jobs Report 2025» des Weltwirtschaftsforums (WEF) zeigt auf, dass die Arbeitswelt tiefgreifende Veränderungen durchläuft. Getrieben wird dies durch den technologischen Fortschritt. Diese Entwicklungen haben eine beschleunigte Anpassung der Unternehmen notwendig gemacht und führen zu einem signifikanten Wandel in der Nachfrage nach Arbeitskräften und Qualifikationen. So gehen die Experten davon aus, dass 2025 etwa 85 Millionen Arbeitsplätze durch den Übergang zu einer stärker automatisierten Arbeitsumgebung gefährdet sind. Gleichzeitig könnten jedoch in den kommenden Jahren etwa 97 Millionen neue Arbeitsplätze entstehen. Und die brauchen zeitgemässe Ausbildungsprogramme, die sowohl technische als auch soziale Kompetenzen umfassend abdecken. Eine holistische Herangehensweise an Bildung sowie Weiterbildung wird entscheidend sein, um erfolgreich durch die Transformation der Arbeitswelt zu navigieren und eine erfolgreiche Zukunft zu gewährleisten.
All das unterstreicht die Notwendigkeit von Kooperationen zwischen Bildungsinstitutionen, Unternehmen und Regierungen, um eine integrative und praxisorientierte Ausbildungslandschaft zu schaffen. Unternehmen sollten aktiv in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren und Bildungsinstitutionen müssen ihre Curricula dynamisch anpassen, um mit den technologischen Fortschritten Schritt zu halten. Durch gezielte Förderprogramme und staatliche Unterstützung kann es gelingen, die Qualifikationslücke zu schliessen und die Beschäftigungsfähigkeit in einer digitalisierten und automatisierten Wirtschaft zu sichern. Nur durch eine abgestimmte und proaktive Herangehensweise können die Chancen der KI sinnvoll genutzt und die Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden.