«Die sicherheitspolitische Lage der Schweiz hat sich verschlechtert», sagt Markus Mäder, Staatssekretär für Sicherheitspolitik. Die Konflikte zwischen den Grossmächten haben sich verschärft und die Bedrohungen sind komplexer geworden, zum Beispiel in Form von Desinformation, Spionage und Cyberangriffen. Diese Unsicherheiten haben Auswirkungen auf die Schweizer Wirtschaft. «Politik und Wirtschaft lassen sich nicht trennen, sondern hängen voneinander ab», meint auch Manfred Elsig, stellvertretender Geschäftsführer am World Trade Institute (WTI). Im goldenen Zeitalter der Globalisierung in den Jahren 1990 bis 2010 haben viele Unternehmen mit Unterstützung der Politik ausgelagert und optimiert. Diese Entwicklung wird derzeit gebremst. Die Globalisierung stagniert und der Protektionismus nimmt zu.
Amélie Lustenberger, Communications Manager Rochester-Bern
«Die grösste Herausforderung für die Schweizer Wirtschaft ist der drohende Handelskrieg», sagt Rudolf Minsch, Chefökonom bei Economiesuisse. Wenn die USA und China beginnen, sich gegenseitig mit Zöllen und Blockaden zu überziehen, hat dies direkte Auswirkungen auf die Lieferketten der Schweizer Unternehmen, zumal auch die EU früher oder später unter Druck gerät und ebenfalls protektionistische Massnahmen ergreifen wird. «Lieferketten und der Zugang zu Rohstoffen werden zu Instrumenten der Machtpolitik», konstatiert Mäder. Hinzu kommt, dass der bürokratische Aufwand im internationalen Handel durch Nachhaltigkeitsvorschriften zunehmen wird. Die EU-Lieferkettenrichtlinien des «Green Deal», mit dem die EU-Kommission Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen will, sind ein hochkomplexes Regelwerk, das Unternehmen vor administrative Herausforderungen stellen wird.
«Europa ist und bleibt der wichtigste Handelspartner der Schweiz», sagt Minsch. Er macht rund die Hälfte der Exporte aus. Stabile Beziehungen zum Nachbarn sind für die Schweiz essenziell. Doch die EU schwächelt: Die deutsche Autoindustrie ist am Boden, Frankreich verschuldet und Italien instabil. Für die KMU bedeutet dies einen schwachen Euro und eine schwache Nachfrage – eine ungünstige Kombination. Dass der Euro gegenüber dem Schweizer Franken niedrig ist, war allerdings bereits in den letzten Jahren der Fall, und viele Unternehmen haben gelernt, damit umzugehen. «Fast unberechenbarer ist jedoch der Wechselkurs zum Dollar. Hier kann es zu grösseren Schwankungen kommen», erklärt Elsig.
Handlungsmöglichkeiten von KMU
«In wirtschaftlicher Kraft und der Entwicklung von Hochtechnologie liegt der Schlüssel zu Macht und Einfluss», sagt Mäder. Die neuen Informationstechnologien sind ein wichtiger geopolitischer Faktor. «Die EU hinkt in dieser Hinsicht hinterher. Fast alle grossen Player der neuen Technologien befinden sich in den USA oder China», sagt Elsig. Doch auch Schweizer Unternehmen können von den neuen Technologien profitieren. «Essenziell ist, dass Firmen die Technologien gezielt dazu nutzen, um ihre Produktivität zu steigern», hält Minsch fest und betont: «Im Jahr 2025 sollten sich KMU auf turbulente Märkte einstellen.» Daher ist es empfehlenswert, gerade bei kritischen Gütern und Dienstleistungen, die Lieferketten zu diversifizieren.
Die Entwicklung neuer Technologien bietet KMU die Chancen für neue Geschäftsfelder und eine höhere Produktivität. Gleichzeitig verlangen sie zusätzlich Massnahmen im Bereich Cybersicherheit und Datenschutz. Zu guter Letzt ist es essenziell, dass gerade im kleinen Schweizer Markt der Fokus auf die Einzigartigkeit gelegt wird: «Fördern Sie Ihr Alleinstellungsmerkmal – sei es durch Innovation oder besonders gute Dienstleistungen. Dadurch vermeiden Sie, durch ein billigeres Produkt aus dem Ausland ersetzt zu werden», ist Minsch überzeugt.
Veränderungsbereitschaft ist wichtig
«Es gibt keine einfachen Lösungen», ergänzt Elsig. Die neuen Herausforderungen setzen bei Führungskräften neue Fähigkeiten voraus, um Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu leiten. Weiterbildungen, wie jene von Rochester-Bern Executive Programs, unterstützen das Management dabei, diese Kompetenzen zu erwerben. Aufgrund der Unsicherheiten und der Schnelllebigkeit sind Offenheit und Veränderungsbereitschaft besonders wichtig. «In der heutigen Welt ist Offenheit gefragt, weil sie sich schnell dreht. Diese Offenheit lernt man vielleicht nicht in einem Kurs, aber sie ist die Voraussetzung dafür, dass man sich überhaupt weiterbildet und sich auf neue Themen einlässt», sagt Minsch.
Konkrete Management-Tools, wie sie an Business-Schools erlernt werden, gewinnen ebenfalls an Bedeutung, um komplexe Situationen besser einschätzen zu können. Dazu gehören zum Beispiel Risikoanalysen, Szenariendenken oder rollierende Planung. Gleichzeitig sind Softskills wichtiger denn je, insbesondere, weil es schwieriger geworden ist, die Mitarbeitenden durch unsichere Zeiten mit vielen Veränderungen zu führen. Kommunikationsfähigkeit, Transparenz, eine gute Fehlerkultur und ein gekonnter Umgang mit Diversität und Vielfalt sind hier gefragt.
Damit Unternehmen das Beste aus den neuen Technologien herausholen können, lohnt sich auch eine Weiterbildung, die den Führungskräften das Potenzial, aber auch die Risiken der Digitalisierung aufzeigt. Weiterbildungen zum Thema digitale Transformation können hier helfen. «Bei all den Herausforderungen ist Optimismus gefragt», sagt Elsig. 2025 wird voraussichtlich kein einfaches Jahr für KMU. Umso wichtiger ist es, dass Führungskräfte auch die Möglichkeiten sehen: KMU können davon profitieren, dass sie aufgrund ihrer Grösse agiler sind, Innovationen schneller auf den Markt bringen und weniger Regulierungen unterliegen. Weiterbildung und das damit verbundene Netzwerk helfen, diese Chancen zu sehen und zu nutzen.