In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Verwaltungsräte deutlich verändert. Die heutige Geschäftswelt stellt sie vor immer komplexere Herausforderungen, die über klassische betriebswirtschaftliche und reine Governance-Themen hinausgehen. Neben den «typischen» Traktanden wie beispielsweise Prüfung der Jahresabschlüsse, Nachfolgeplanung, Vergütungsthemen etc. bilden heutige VR-Agenden ein breites Themenspektrum ab, welches die sich ändernden gesellschaftlichen, technologischen, regulatorischen und geopolitischen Realitäten widerspiegelt. Diese Vielfalt und Komplexität verlangen von VR ein kontinuierlich aktualisiertes Wissen – hier kommen Weiterbildungsprogramme ins Spiel. Weiterbildung erhöht die Strategiekompetenz.

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Um der Dynamik sich ändernder Rahmenbedingungen gerecht zu werden, wird von Verwaltungsräten ein hohes Mass an Anpassungsfähigkeit und strategischer Kompetenz gefordert. Insbesondere Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Geopolitik und steigende Erwartungen an Corporate Governance rücken weiter in den Fokus. VR-Mitglieder müssen sich daher fortlaufend mit aktuellen Entwicklungen vertraut machen, um fundierte Entscheidungen zu treffen. Hinzu kommen neue Vorgaben zu Transparenz und Compliance, die ein tiefes Verständnis der Unternehmensprozesse und -risiken erfordern. Regelmässige Weiterbildungsmassnahmen sind entscheidend, um die eigene Strategiekompetenz zu schärfen und die Konzernleitung effektiv als Sparring Partner zu unterstützen.

 

 

Der Autor

Georg Guttmann, Universität St. Gallen und Direktor der St. Gallen Board Programmes.

Paradoxon in der VR-Weiterbildung

Angesichts dieser Entwicklungen ist es entscheidend, dass Verwaltungsräte ihre Kompetenzen kontinuierlich erweitern. Weiterbildungsprogramme gewinnen daher zunehmend an Bedeutung. Sie vermitteln Wissen und Erfahrungen, welche für die heutige Rolle eines Verwaltungsrates unerlässlich sind. Die systematische Weiterbildung des VR umfasst dabei sowohl strukturierte Onboardings als auch unternehmensinterne und -externe Formate. Externe Weiterbildungsangebote können wertvolle neue Impulse zu relevanten Megatrends sowie sich ändernden Anforderungen an eine gute Corporate Governance – einschliesslich der effektiven Führung des VR – liefern. Dies geschieht häufig durch Expertinnen und Experten, aber auch durch den Austausch mit VR-Peers aus anderen Unternehmen, Branchen und Ländern. Darüber hinaus können unternehmensinterne Weiterbildungsformate ein effizientes Mittel sein, um Geschäftsleitung und operatives Management besser kennenzulernen – ein wichtiger Bestandteil für eine umsichtige Talent- und Nachfolgeplanung.

Trotz der vielen Vorteile gibt es in der VR-Praxis ein Paradoxon: Obwohl CEOs und Geschäftsleitungen oft über dedizierte Weiterbildungsbudgets verfügen, fehlen solche Ressourcen für Verwaltungsräte häufig. Dies ist eine Lücke, die geschlossen werden muss. Die regelmässige Qualifizierung des VR durch Weiterbildungsformate sollte als institutionalisierter Bestandteil in der Professionalisierung der VR-Praxis verstanden werden und nicht nur auf individuelle Bestrebungen einzelner VR-Mitglieder reduziert sein.

 

Investition in die Zukunftsfähigkeit

Die Herausforderungen der heutigen Wirtschaft verlangen von Verwaltungsräten einen ganzheitlichen Ansatz. Zusätzlich zu den klassischen Kenntnissen und Kompetenzen bedarf es eines umfassenden Verständnisses für gesellschaftliche, technologische und wirtschaftliche Entwicklungen. Die entsprechenden finanziellen und zeitlichen Investitionen in Wissen sind Investitionen in den nachhaltigen Erfolg des Unternehmens. Insofern sind Weiterbildungsprogramme kein Nice to have, sondern ein Muss für eine zukunftsfähige Unternehmensführung. Sie schaffen die Grundlage, um strategische Entscheidungen an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen und langfristig erfolgreich und verantwortungsvoll zu agieren. Durch lebenslanges Lernen und Offenheit für neue Themen können VR somit den komplexen Anforderungen gerecht werden und einen echten Mehrwert für Unternehmen und Gesellschaft schaffen.