Unbestritten ist, dass disruptive nachhaltige Innovationen einen grossen Teil der zukünftigen Geschäftsmodelle darstellen. Für etablierte Unternehmen bedeutet dies, neue Lösungen zu finden, welche die Digitalisierung durch E-Commerce und andere Kanäle einbeziehen. Die Zusammenarbeit mit Startups hilft ihnen dabei, neue Technologien zu testen und ihre Kundinnen und Kunden auf neue Weise anzusprechen. Für Startups wiederum ist es eine Gelegenheit, sich zu vergrössern und neue Kundschaft zu gewinnen, sowohl im B2B-Geschäft als auch darüber hinaus.
Ein Bereich, der unter Corona gelitten und in Sachen E-Commerce noch Potenzial hat, ist der Handels- und Gastronomiebereich. Bis März 2021 haben 20 Prozent der gastgewerblichen Betriebe langfristig schliessen müssen. 59 Prozent gaben an, dass ihre Existenz sehr stark bis stark gefährdet sei.
Einsatz bei Migros und Hitzberger
Eine App, die hier Unterstützung bietet und bereits von Migros und Hitzberger testweise eingesetzt wird, ist die Yoordi-App. Die Idee hierzu wurde geboren, als die beiden Gründer von Yoordi in einem Restaurant sassen, das wenig besetzt war und in dem auch weit und breit keine Bedienung zu sehen war. Ihre in jedes System einsetzbare App verbindet die Menukarte per QR-Code mit dem POS und enthält eine integrierte Zahlmethodik (Vorkasse). Dies bedeutet, dass das Menu entweder schon vorher bestellt werden kann oder in dem Moment, da der Gast am Tisch sitzt. So gibt es keine Wartezeiten.
Zusätzlich können Upselling-Funktionen, zum Beispiel Rabatte oder Vorschläge wie Wein und Dessert, zum bestellten Essen, angeboten werden.
Das Ergebnis ist unter anderem ein erhöhter Tischumsatz, mehr zufriedene Gäste in derselben Zeit und eine deutlich höhere Kundinnen- und Kundenbindung. Die App kann in den POS von diversen Handels- und Gastronomiebereichen eingesetzt werden.
Coop arbeitete mit Ai Palette
Ein Beispiel für Deep-Technologie ist Ai Palette. Kellogg’s hat mit dem Startup, das 2021 am Kickstart-Innovationsprogramm in Zürich teilnahm und dort mit Coop zusammenarbeitete, ein Projekt in Südostasien durchgeführt. Das Unternehmen wollte in der Pandemie im Gespräch mit den Konsumentinnen und Konsumenten wissen, wonach sie suchen.
Aus Suchergebnissen, sozialen Medien, Rezeptseiten und Foren ermittelte Ai Palette mithilfe künstlicher Intelligenz über 485 Millionen Datenpunkte, die darstellten, was sich die Konsumentinnen und Konsumenten in ihrer Küche wünschen. Es zeigte sich, dass sie nach leichten Rezepten und innovativen, gesunden Kreationen Ausschau hielten.
Startups unterstützen also mit neuen Technologien etablierte Unternehmen darin, ihr Geschäftsmodell weiterzuentwickeln. Neben dem Technologiebooster spielt auch Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Seit 2015 hat Kickstart als Innovationsplattform 220 kommerzielle Partnerschaften vermittelt und 323 Startups bei der Skalierung unterstützt. Die internationalen Alumni-Startups haben mittlerweile über 2 Milliarden Franken an Finanzierungsmitteln eingesammelt.
Katka Letzing, CEO und Co-Founder von Kickstart Innovation, Zürich.