Die noch vor wenigen Jahren beklagten Startup-Bedingungen haben sich in der Schweiz deutlich verbessert: Gemäss Datenbanken von Crunchbase und Semrush existieren derzeit gut hundert Jungunternehmen. Ihre Aktivitäten sind sehr vielfältig: Die Spanne reicht von Spezialisten für Kindernah-rungsmittel-Lieferungen wie Yamo über Online-Börsen für physische Rohstoffe wie Open Mineral bis hin zu breit aufgestellten Unternehmen wie Saviva, das die Gastronomie nicht nur mit Lebensmitteln und Non-Food-Artikeln beliefert, sondern sich gleich auch noch um die Logistik sowie die digitalen Zusatz dienste für Gastronomen kümmert.
Cocktails für Pflanzen
«‹Pflanzen? Finde ich echt cool, aber bei mir sterben sie immer.› Diesen Satz haben wir so oft gehört, dass es uns langsam unheimlich wurde: Pflanzen sind schliesslich Lebewesen mit Überlebenswillen, wie kann das also sein?» sagt Gabi Troxler, Mitgründerin von Feey mit Sitz in Flawil SG (siehe Seite 26). «Pflanzen wurden bisher oft falsch verkauft: im durchwurzelten Anzuchttopf in ausgelaugter Erde und ohne Pflegeinstruktionen für das neue Zuhause. Da ist es kaum verwunderlich, dass sie ausserhalb der Idealbedingungen schnell eingehen.»
Bei Feey hat man ein Gesamtkonzept entwickelt, das Pflanzen als Lebewesen gerecht wird. «Wir verkaufen Pflanzen als das Lebewesen, das sie sind: mit intensiver Beratung vor, während und nach dem Kauf», so Troxler. «In unserem hauseigenen Veredelungsprozess werden sie unter anderem umgetopft, kriegen die Wurzeln geschnitten und werden mit einem biologischen Feey-Cocktail behandelt.» Dementsprechend schön sehen die Pflanzen dann auch aus. «Wir hören oft, dass unsere Pflanzen ungewöhnlich gesund aussehen. Damit das auch bei den Menschen zu Hause so bleibt, bieten wir umfassende Pflegeinfos und einen kostenlosen Pflanzendoktor-Service an.»
Unterschiedliche Körper und Lebensweisen rufen nach individuellen Supplementen.
Die Firma gibt es erst seit zwei Jahren. «Die Corona-Pandemie hat sicher zum starken Wachstum beigetragen: Die Menschen in der Schweiz waren zu Hause und wollten es sich dort wieder schön machen», sagt Troxler weiter. «Durch Weiterentwicklungen zum Beispiel im Bereich User Experience konnten wir unsere Customer Journey verbessern.» Nach einem Rekord-Deal im November 2021 schloss man die erste grössere Finanzierungsrunde ab. Damit konnte Feey mehr in das Marketing investieren und in Deutschland Fuss fassen.
Und das Wachstum soll weitergehen. «Aktuell stecken wir mitten in den Vorbereitungen für eine Series-A-Investitionsrunde», sagt Troxler. «Wir möchten weiter expandieren und unsere Services noch mehr Menschen zukommen lassen.» Auch soll das Sortiment ausgebaut werden mit Pflegemitteln, Zubehör und Aussenpflanzen.
Personalisierte Vitalstoffe für Menschen
«Dein personalisierter Vitalstoff-Mix» heisst es bei Indyvit aus Reinach (siehe Seite 26/27), wo man sich auf indivi duelle Gesundheit spezialisiert hat. «Die unterschiedlichen Körper und Lebensweisen rufen nach individuellen Supplementen und entsprechend höherer Effektivität», erklärt Philipp Kirschbaum, Co-CEO und -Gründer der Firma. Die Konsumentin beziehungsweise der Pa tient sei heute so mündig, dass er oder sie sich selbst mit der Gesundheit auseinandersetzen will. «Dabei geht es nicht nur ums Gesundwerden, sondern auch ums Gesundbleiben», so Kirschbaum. Individuelle Nahrungsergänzungsmittel seien hierfür die optimale Unterstützung. Indyvit biete weltweit die einzigartige Möglichkeit, dass die Kapsel im Labor nur mit jenen Inhaltsstoffen gefüllt wird, die der Kunde oder die Kundin bestellt hat.
Alle anderen Produkte seien Massenware, argumentiert Kirschbaum, der vorher selbst in der Pharmabranche als Country Manager tätig war. «Die Hersteller machen in ihren Produkten keinen Unterschied bei Kundinnen und Kunden. Alles ist für alle. Indyvit ist dagegen ‹nur für dich›». Auf indyvit.com wählt die Kundin Inhaltsstoffe und bestimmt deren Menge. Sie wählt die Kapselfarbe, das Etikett und kann sogar noch einen Geschmack hinzufügen. Die Produktion erfolgt erst nach Bestelleingang. Dadurch könne man auch auf Hilfsstoffe verzichten. «Herkömmliche Präparate bestehen teilweise zu über 80 Prozent aus Hilfsstoffen, die der Köper nicht braucht, und die Produkte können im Regal bereits zwei bis drei Jahre alt sein», so Kirschbaum.
Indyvit ist seit Herbst 2021 aktiv im Markt. «Die Resonanz ist sehr positiv, was uns in unserer Strategie bestärkt», so Kirschbaum. Er und seine Crew möchten das Thema individuelle Nahrungsergänzung der breiten Masse zugänglich machen. «Darum werden wir in wenigen Wochen einen wissenschaftlichen Fragebogen lancieren», sagt Philipp Kirschbaum. «Mit den Antworten zu den rund 15 Fragen zu Geschlecht, Gewicht, Körper, Ernäh-rungs-/Bewegungsgewohnheiten, Unverträglichkeiten und Gesundheitsthemen und so weiter wird ein Algorithmus ein ideales individuelles Supplement zusammenstellen, das dann in unserem Labor hergestellt wird.»
Darüber hinaus will man im B2B-Bereich aktiv werden. «Ärzte, Apothekerinnen, Ernährungsberater, Heilpraktikerinnen, Fitnesscoaches und so weiter erhalten die Möglichkeit, für ihre Kundinnen und Patienten den eigenen individuellen Vitalstoffmix herstellen zu lassen und mit ihrem Etikett versehen zu können.»