Kaum ein KMU war auf das vorbereitet, was bereits der erste Lockdown von ihm verlangte. Nahezu alles hatte sich mit der Krise auf einen Schlag geändert. Die Art, zu arbeiten, sich zu informieren, zu kommunizieren, zu entscheiden oder auch einzukaufen forderte meist nicht erprobte oder kaum erprobte digitale Formen.

Vom Homeoffice bis zum Aufgleisen neuer Kommunikations- und Verkaufskanäle drängte sich die Digitalisierung gleichsam in die Firmen. Es ging eben nicht anders, der Betrieb musste weiterlaufen. Für das Erkennen von individuellen Potenzialen angesichts der endlos scheinenden digitalen Möglichkeiten fehlte die Zeit. Wer funktionieren wollte, musste technische Ad-hoc-Lösungen in Kauf nehmen und damit einhergehende Risiken akzeptieren.

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Trotz diesem Dilemma hat die Krisenlage aber deutlich gemacht, dass die Digitalisierung kein so komplexer und langwieriger Vorgang ist, wie zuvor oft angenommen wurde. Die nötigen Infor-matik-Tools sind verfügbar und vergleichsweise schnell integriert. Problematisch ist allerdings, dass der blosse Informatikfokus die Chancen einer individuellen, strukturierten und nachhaltigen Digitalisierung nicht in Betracht zieht. Eine digitale Transformation ist eben kein blosses IT-Projekt, lasse sich aber gleichwohl ohne grosse Konzepte realisieren, erklärt denn auch Marco Kohler. Laut dem Geschäftsführer und Mitgründer des Zürcher Startups Digital go brauche es dazu allerdings den betriebswirtschaftlichen Gesamtblick.

Auch das eigene Geschäftsmodell musste Digital go wegen Corona checken.

 

Digitalisierung sei nur dann sinnvoll, wenn sie sich lohne, und zwar nicht nur finanziell, sondern auch in der Akquise von Neukunden, bei optimierten Kommunikationswegen oder im Marktauftritt, ergänzt er. Kurz gesagt, müssten zunächst die individuellen digitalen Potenziale eines KMUs eruiert werden, um sie dann so einfach, gewinnbringend und effizient wie nur möglich zu nutzen. Bei der Erarbeitung der individuellen Strategie müsse der Kunde im Fokus stehen und das Resultat dürfe nicht von einem spezifischen Anbieter abhängig sein, so Kohler weiter. Deshalb habe man ein Analyse-Tool und den sogenannten Go Pass entwickelt, über den sich die mit dem Kunden realisierten Massnahmen verfolgen lassen.

Konkret werde eine Firma bei der Analyse in einem detaillierten und eigens entwickelten Prozess in den für sie wichtigen Bereichen durchleuchtet, woraus unter anderem ein sogenannter Digitalisierungsgrad resultiere, beschreibt Kohler das Vorgehen. Dies zeige den Unternehmen, «in welchen Bereichen sie stark sind, wo ihre Schwächen liegen und vor allem wo die Potenziale versteckt sind, die es für sie – abgestimmt auf ihr wirtschaftliches Umfeld – sinnvoll zu nutzen gilt». Dabei ermögliche das hinter dem Go Pass stehende Dashboard jederzeit einen Überblick zum aktuellen Stand der Analyse und dann auch der Umsetzungsphasen: «Das schafft Klarheit, Vertrauen und Sicherheit.»

Interessant ist der pragmatische Ansatz von Digital go. Denn weil die Jungunternehmer just im Monat des ersten Lockdowns gestartet sind, mussten sie ihr Geschäftsmodell schnell den neuen Gegebenheiten anpassen. Von Beginn an sei zu berücksichtigen gewesen, dass nur wenig Zeit zur Verfügung stand und eine rasche Realisierung angestrebt werden musste. Hier habe sich schnell gezeigt, wie zentral es ist, die betriebswirtschaftliche Gesamtsicht zu fokussieren. Hinzu komme, dass jedes Digitalisierungsprojekt die bestehenden Grundwerte einer Firma zu berücksichtigen habe.

Die ersten Erfahrungen hat das Startup ausgerechnet in den besonders von der Corona-Pandemie betroffenen Branchen wie beispielsweise dem Tourismus und mit Eventveranstaltern gesammelt. «Unser Vorgehen hat sich in diesen Momenten bewährt», sagt Kohler. Das gelte für die derzeit noch auf die Digitalisierung von Marketing, Human Resources und Sales fokussierten Geschäftsbereiche sowohl im gesamten B2C- wie auch im B2B-Umfeld.