Das Thema Klimawandel «erzeugt Handlungsdruck», wie es in der Immobilienstudie 2023 der Credit Suisse heisst. Bis 2050 soll der Ausstoss an Treibhausgasen von Schweizer Wohngebäuden auf netto null gesenkt werden. Erforderlich dazu ist eine massive Reduktion des Energieverbrauchs und eine Abkehr von fossilen Energieträgern.

Bei Neubauten ist man gemäss den Credit-Suisse-Expertinnen bereits relativ weit; es würden kaum noch Wohngebäude mit fossilen Heizungen erstellt. Bei den Bestandsbauten sei das Bild indes anders: Aufgrund der langen Lebensdauer vieler Bauteile und der hohen Abschreibungskosten würden energetische Sanierungen «nur selten früher als nötig in Angriff genommen», wie sich die Experten der Bank ausdrücken.

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Anreize sind für Besitzer stärker

«Generell ist im Schweizer Gebäudepark ein grosser Nachholbedarf bezüglich erneuerbaren Energien vorhanden», sagt David Belart, Head Development & ESG bei der Avobis Group. 58 Prozent der Wohnbauten werden fossil beheizt, wie die Zahlen des Bundesamtes für Statistik zeigen. Bezüglich der Eigentumsform (Miete versus Eigentum) gibt es keine separate Erhebung.

«Allgemein ist bekannt, dass die energetische Modernisierung in Grossstädten mit einem hohen Mietanteil im Vergleich zu kleineren Gemeinden mit höherem Anteil Wohneigentum eher im Rückstand ist», so Belart. «Ebenso sind die Anreize für energetische Erneuerungen beispielsweise durch Zinsvorteile für Wohneigentümerinnen stärker respektive direkter als für Eigentümer von Renditeliegenschaften, bei denen in der Regel die Mietenden die Nebenkosten tragen.»

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Ob und was man unternimmt, ist laut Belart stark von der Lage und vom Objekt abhängig. «Wärmepumpen entfalten oft nur zusammen mit Erdsonden eine effiziente Wirkung, weshalb man hier von der örtlichen Baugrundbeschaffenheit abhängt», so Belart. «Reine Luft-Luft-Wärmepumpen sind weniger effizient und erfordern ein Aussengerät, das in der Nachbarschaft visuell und akustisch stören kann.»

Solaranlagen seien meist eine gute Investition, diese sind jedoch wiederum abhängig von lokalen Gegebenheiten, insbesondere von der Einspeisevergütung für den überschüssigen Strom.

Bei der Haushaltsenergie sind laut Belart die Sparpotenziale – beispielsweise durch LED-Leuchten, effiziente Haushaltgeräte oder intelligente Steuerungen (Smart Home) – hinlänglich bekannt und weitgehend realisiert. Im Bereich Heizen und Lüften liesse sich ebenfalls durch das Alltagsverhalten bereits einiges sparen, bevor überhaupt über bauliche Investitionen nachgedacht werden muss. Je nach Liegenschaft könne die Wärmedämmung mit einfachen Massnahmen, zum Beispiel an der Kellerdecke, am Estrichboden oder durch den Ersatz von Fenstern, bereits erheblich verbessert werden.

«Aber auch vor solch kleineren Investitionen und insbesondere für die Planung von längerfristigen Massnahmen empfiehlt sich auf jeden Fall eine fundierte Analyse der Liegenschaft und die Erarbeitung einer klaren Strategie, welche alle relevanten Rahmenbedingungen berücksichtigt», empfiehlt Belart.

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Warten auf echte Innovationen

Im Stockwerkeigentum ist die Gebäudehülle in der Regel Teil des Miteigentums und kann deshalb ohne Einwilligung der Gemeinschaft nicht verändert werden. «Bei Einfamilienhäusern kann die Gebäudehülle unabhängig optimiert werden; je nach Eingriff sogar ohne Bewilligung», so David Belart.

Sobald jedoch das äussere Erscheinungsbild wesentlich verändert wird, ist eine Bewilligung in der Regel notwendig. «Potenzielle Hürden sind lage- und objektabhängig, je nach Zonenart oder allfälligem Schutzstatus der Liegenschaft», weiss Belart. «Widerstände der Nachbarschaft können individuell und unberechenbar sein; auf jeden Fall sind solche nachvollziehbar bei visuell und akustisch störenden Aussengeräten von Wärmepumpen.»

In längerfristiger Perspektive zeigt sich, dass sich Wärmepumpen als Energiesystem der Zukunft etablieren. «Bahnbrechende Innovationen sind in diesem Bereich nicht zu erwarten, ausser verbesserter Effizienz und intelligenterer Steuerungsmöglichkeiten», sagt Belart.

Echte Innovationen sollten es in Zukunft erlauben, Häuser vermehrt autark zu realisieren. Mit Sonnenenergie sei das auch in unseren Breitengraden machbar, jedoch fehlten nachhaltige Speichersysteme. «Eine spannende Innovation in diesem Bereich sind ökologische Salzbatteriespeicher, die im Gegensatz zu herkömmlichen Speicherlösungen nicht von ökologisch kritischen Rohstoffen abhängig sind und weniger graue Energie, sprich einen geringeren Produktionsaufwand, verursachen.»