E-Flottenversicherungen sind ein vergleichsweise junges Geschäft. Die Versicherungen arbeiten bei der Berechnung der Prämien auch im Motorfahrzeugbereich mit Zahlenreihen, die viele Jahre zurückreichen. Dieses Verfahren kommt bei ganz neuen Technologien wie den Computern auf Rädern an ihre Grenzen. «Flottenversicherungen werden bei Helvetia mittels einer Erfahrungstarifierung gerechnet», erklärt Helvetia-Sprecher Eric Zeller. «Somit berücksichtigen wir nicht primär die Ausgestaltung des Fuhrparks, sondern die bisherige Schadenerfahrung. Durch diese ‹gemischte› Tarifierung spüren wir im gegenwärtigen Marktumfeld keinen zusätzlichen Konkurrenzdruck.» Hier sieht man noch relativ wenige Anfragen zur Versicherung von reinen PKW-E-Flotten. Die Mehrheit dieser Anfragen kommt von Startups und Carsharing-Unternehmen, die ihre Flotten grundsätzlich auf E-Fahrzeuge ausrichten oder diese laufend erneuern.

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Unterschiedliche Schadenprofile

Woanders ist der Druck hoch. «Der Marktdruck ist im Flottengeschäft allgemein sehr hoch – sowohl für PKW-Flottenversicherungen als auch bei Nutzfahrzeugen», sagt Mobiliar-Sprecherin Kim Allemann. «Dies gilt unabhängig von der Antriebsart.» «Der Konkurrenzdruck in der Flottenversicherung ist grundsätzlich hoch, unabhängig von der Antriebsart», bestätigt auch Nadine Schumann, Sprecherin bei Allianz Suisse. «Oft bestehen Flotten aus einem Mix aus herkömmlichen Verbrennern, (Plug-in-)Hybriden und vollelektrischen Fahrzeugen, da unsere Kundinnen und Kunden die Umstellung schrittweise vornehmen.»

Laut Schumann weisen Elektroflotten einige spezifische Risiko- und Schadenprofile auf. Die Ergebnisse einer Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigen, dass die Reparaturkosten von Elektroautos im Schnitt über jenen von Verbrennern liegen. «Elektrofahrzeuge haben oft spezielle Anforderungen an Wartung und Reparatur, insbesondere im Hinblick auf ihre Batterietechnologie», sagt Schumann. «Dies kann sich auf die Kosten und die Verfügbarkeit von Ersatzteilen auswirken. Dafür gibt es statistisch gesehen weniger Unfälle mit Elektroautos.» Zudem sind die technologischen Entwicklungen im Bereich der Hochvoltbatterien enorm. Das wird eine Auswirkung auf die zukünftigen Risiko- und Schadenprofile haben.

«Auf der einen Seite sind Elektrofahrzeuge tendenziell neuer und gut ausgestattet – beides wirkt schadenmindernd», sagt Allemann von der Mobiliar. «Anderseits führt der Elektromotor auch zu einem anderen Fahrstil. Elektrofahrzeuge haben beispielsweise ein hohes Drehmoment, das heisst, sie beschleunigen relativ schnell. Dies wirkt eher schadenfördernd.» «Für eine generelle Einschätzung der Risiko- und Schadenprofile ist die Datengrundlage noch nicht aussagekräftig genug, da die meisten Kunden ihre Flotte erst Schritt für Schritt umrüsten», sagt Helvetia-Sprecher Zeller. «Grundsätzlich stellen wir anhand der eingehenden Schadenmeldungen aber fest, dass die Schadensummen bei E-Fahrzeugen sich nicht erheblich von denjenigen bei Fahrzeugen mit herkömmlichem Antrieb unterscheiden.»

 

Umstellung des eigenen Fuhrparks

Teilweise stellen die Versicherungen ihre Flotten auch auf E-Fahrzeuge um. «Wir nutzen bereits seit vielen Jahren E-Autos für interne Zwecke, und auch im Fahrzeugpool stellen wir unseren Mitarbeitenden mehrere E-Autos zur Benützung zur Verfügung», heisst es bei der Helvetia. «Nachdem sich die Reichweite der E-Fahrzeuge in den letzten Jahren stetig erhöhte, hat auch die Akzeptanz bei den Benutzerinnen und Benutzern erheblich zugenommen. Vor diesem Hintergrund wird die aktuelle Flotte bei der Helvetia sowohl im PKW- als auch im Nutzfahrzeugbereich laufend ausgebaut.»

Bei der Allianz Suisse verweist man auf die positiven Umwelteffekte. «Aus diesem Grund werden wir unsere eigene Fahrzeugflotte schrittweise auf vollelektrische Fahrzeuge umstellen», sagt Sprecherin Schumann. Neben der Vernetzung von Fahrzeugen und den damit verbundenen Möglichkeiten, Daten in Echtzeit zu sammeln und zu analysieren, sieht man hier in fernerer Zukunft auch die autonomen Fahrzeuge aufkommen. «Die autonomen Fahrzeuge werden einen Einfluss auf die Versicherungsbranche haben», prognostiziert Schumann. «Die Einführung vollständig autonomer Fahrzeuge wird aber noch eine Weile dauern, denn die Sicherheit und Zuverlässigkeit autonomer Fahrzeuge müssen gewährleistet sein, bevor sie auf öffentlichen Strassen eingesetzt werden können.»