Wie sieht die langfristige Vision der Formel E in Bezug auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit aus? Kann man hier als Sponsor Einfluss nehmen?

Die Formel E verfolgt seit ihrer Gründung das Ziel der Netto-null-Emissionen und ist die bisher vielleicht einzige Sportart, die dies von Anfang an umgesetzt hat. Dennoch arbeitet die Serie kontinuierlich an weiteren Verbesserungen. Ein Beispiel ist die Optimierung der Logistik, die einen bedeutenden Anteil an den Treibhausgasemissionen ausmacht. Gemeinsam mit DHL wird derzeit nach einer Lösung zur Nutzung von Sustainable Aviation Fuel (SAF) gesucht, um den CO₂-Ausstoss weiter zu senken. Als Sponsor haben wir keinen direkten Einfluss auf diese Massnahmen, aber wir unterstützen die Initiativen der Formel E strategisch.

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Zur Person: 

Marco Parroni ist Chief Marketing Officer bei der Bank Julius Bär. Davor war er 25 Jahre lang in der Automobilbranche tätig, unter anderem bei Ferrari und Fiat Chrysler.

Sie waren 25 Jahre in der Autobranche aktiv. Was fasziniert Sie an der Formel E?

Fasziniert hat mich schon zu Beginn der Mut der Initiatoren, mit einer Technologie loszulegen, die damals noch nicht ganz ausgereift war. Die Formel E hat etwas völlig Neues geschaffen, mit einem klaren Ziel: ein Rennen für einen Zweck, für einen nachhaltigen Wandel. Spannend sind auch die Unterschiede zur Formel 1, denn die Rennen finden nicht auf abgelegenen Rennstrecken statt, sondern in der Regel mitten in den Städten, sodass das Publikum ganz nah am Geschehen ist. Es war ein besonderes Erlebnis, an diesem neuen Kapitel mitzuwirken. Und das Risiko, bei der neuen und noch unbekannten Formel E einzusteigen, hat sich für Julius Bär ausgezahlt.

Was ist das Besondere an der Formel E? Warum engagiert sich Julius Bär so gross?

Im Vordergrund des Sponsorings stand für Julius Bär die Steigerung der weltweiten Markenbekanntheit. Aber es ging der Bank auch darum, Innovation im Nachhaltigkeitsbereich zu unterstützen. Wir sahen das Potenzial und den übergeordneten Zweck der Formel-E-Rennserie, die eine ideale Möglichkeit bietet, zukunftsweisende und nachhaltige Technologien zu testen, von denen unsere Gesellschaft profitieren kann. Und deren Effizienz bei den Rennen in den Städten unterhaltsam demonstriert werden.

Das erste Formel-E-Rennen in Zürich wurde kritisch betrachtet, danach folgte ein Rennen in Bern. Nun hat die Schweiz kein Rennen mehr. Wie kam es dazu?

Das Rennen in Zürich und auch jenes in Bern waren Höhepunkte für uns als Schweizer Sponsor der Serie – es waren die ersten Grand-Prix-Rennen einer internationalen Rennserie in der Schweiz seit 1954. Weitere Austragungen in der Schweiz würden wir natürlich begrüssen, aber der Rennkalender wird von der Formel E bestimmt, und die austragenden Städte ändern von Saison zu Saison.

Auf Ihrer Webseite steht: «Nach neun Saisons und mehr als hundert Rennen in über dreissig Städten weltweit haben wir mit unserer Partnerschaft weit mehr erreicht, als nur unsere Logos auf Autos zu platzieren. Es geht um gemeinsames Engagement, eine gemeinsame Passion, den Glauben an eine bessere Mobilität heute und eine bessere Welt morgen.» Was ist in den zehn Jahren alles passiert?

In den vergangenen zehn Jahren hat sich viel getan: Anfangs wurde die Formel E noch wenig ernst genommen, doch mittlerweile ist sie ein grosser Erfolg. Viele, insbesondere durch den Dieselskandal beeinflusste Autohersteller, wollten am Wandel zur Elektromobilität teilhaben, und die Formel E bietet genau die richtige Plattform. Noch nie waren in einer Motorsportserie so viele namhafte Automobilhersteller vertreten – darunter die grossen vier: Porsche, BMW, Mercedes und Audi.

Wie hat sich die Covid-Pandemie auf die Formel E ausgewirkt?

Als die Pandemie 2020 begann, waren Stadtrennen nicht mehr möglich, was die Situation für die Formel E stark erschwerte. Zum Glück hat sich die Formel E in den letzten drei Jahren davon erholt und ist heute genauso präsent wie zuvor. Besonders hervorzuheben ist die Entwicklung der Fahrzeuge und Batterien – vom Gen 1 zum Gen 3 Evo. Das zeigt, wie die richtigen Investitionen zu technologischen Fortschritten geführt haben. Es war ein Gemeinschaftsprojekt, bei dem die Teams nicht nur für sich selbst entwickelt haben, sondern zusammen die Technologie vorangebracht haben.

Können andere Motorsportserien etwas von der Formel E lernen?

Wichtig war, dass ein Start auf der «grünen Wiese» erfolgen konnte: Die Formel E bot die Möglichkeit, etwas völlig Neues zu gestalten, obwohl die Technologie noch nicht ausgereift war. Dazu kamen innovative Ansätze, wie die Austragung der Rennen in Städten statt auf Rennstrecken, was einfacher gewesen wäre. Ausserdem wird der Fan bei der Formel E stärker eingebunden – etwa durch den einstigen «Fan-Boost» und den «Attack-Mode». Diese Formate sind einzigartig im Motorsport, schaffen eine besondere Verbindung zum Publikum und sorgen für zusätzlichen Unterhaltungswert. Zudem gibt es in der Formel E immer wieder neue Weltmeister – bisher neun verschiedene –, was die Spannung und die Attraktivität der Rennen erhöht.

Sie sagen es, die Formel E kommt auch bei den Fans gut an ...

Die Formel E ist der derzeit am schnellsten wachsende Motorsport der Welt. Von null Fans bei ihrer Gründung vor nur zehn Jahren hat sie sich bis zum Ende der letzten Saison zu einer globalen Fangemeinde von beeindruckenden 374 Millionen Menschen entwickelt und bedient ein globales TV-Publikum von 491 Millionen Menschen. Mit diesem rasanten Wachstum ist die Serie auf bestem Wege, ihr ambitioniertes Ziel von einer halben Milliarde Fans bis 2030 zu erreichen. Die Formel E erfindet den Motorsport nicht nur neu, sondern bringt auch frischen Wind in die Interaktion mit den Fans – und das auf einem globalen Level.