Die Zinsen steigen. Ist die Party im Immobilienmarkt vorbei?
Dem Markt geht es unverändert gut. Wir bewegen uns im mittleren bis oberen Preissegment und dort handelt es sich um Verkäufermärkte. Es ist wesentlich schwieriger, gute Objekte zu finden, als Käuferinnen und Käufer für Immobilien zu gewinnen. Das hat sich seit dem letzten Jahr nicht verändert.
Also Business as usual?
Preislich mehr oder weniger schon, aber dadurch, dass viele Menschen heutzutage mehr Zeit im Homeoffice verbringen, muss man feststellen: Der Markt hat sich massiv verändert. Den Begriff Ferienimmobilie, so wie man ihn bisher verstanden hat, gibt es für mich eigentlich fast nicht mehr.
Das heisst?
Früher war es doch der Klassiker: Einerseits ein Haus oder eine Wohnung in der Stadt, mit einem möglichst kurzen Weg zur Arbeit, und wenn das Geld dann noch reichte, erwarb man eine kleine Ferienimmobilie, beispielsweise in Graubünden, im Wallis oder im Tessin. Diese strikte Trennung zwischen Arbeitsplatzwohnort und Ferienimmobilie hat sich durch das Homeoffice fundamental geändert. Jetzt werden vermehrt Liegenschaften nachgefragt und auch ausgebaut, in denen sich Freizeit oder Ferien sowie Arbeit gut kombinieren lassen. Die Bedeutung der Nähe zur City beziehungsweise zum Arbeitsort hat seit der Corona-Pandemie deutlich nachgelassen.
Was folgt daraus?
Die Immobilien in Feriendestinationen werden viel grosszügiger geplant und besser ausgestattet als noch vor der Krise. Eben weil die Menschen dort mehr Zeit verbringen werden, wenn sie dort auch arbeiten.
Wie sieht es in den Bergen aus – welche Orte sind besonders beliebt?
Die klassischen, sogenannten noblen Adressen sind nach wie vor sehr gefragt, gerade von der internationalen Kundschaft. Also St. Moritz, Gstaad, Verbier, Zermatt und Crans-Montana. Dort entwickeln sich die Preise ständig nach oben und das Angebot ist sehr rar.
Die sind die Klassiker. Was tut sich in anderen Regionen?
Sehr gut entwickeln sich beispielsweise Klosters und Andermatt. Ebenso Arosa, ein Ort, der in der Vergangenheit eher unter dem Radar lag. Und Engelberg ist besonders bei Skandinavierinnen und Skandinaviern beliebt. Der Ort ist fast schon eine schwedische Kolonie. Das Preisniveau dort wächst überproportional. Zwar immer noch nicht zu vergleichen mit St. Moritz, aber diese Orte holen auf. Und das Angebot ist knapp. Man kann sagen, sobald ein Objekt auf den Markt kommt, ist es eigentlich auch schon verkauft.
Klingt nach einem einfachen Geschäft.
Ganz so einfach ist es nicht: Makler, gerade mit internationaler Kundschaft, müssen wirklich über profunde Kenntnisse verfügen. Es geht etwa um die Lex Koller, detaillierte Finanzierungsnachweise, profunde Ortskenntnisse und Detailwissen, häufig bis hin zu den Aufnahmekriterien der internationalen Schulen.
Leiden Sie unter ausbleibender Kundschaft aus Russland?
Russische Kundinnen und Kunden hatten wir ohnehin nur selten. Unsere internationalen Kunden kommen überwiegend aus Deutschland, Schweden, Norwegen und zunehmend auch aus den USA. Seit ein paar Jahren haben wir auch Kunden aus dem arabischen Raum/UAE, welche die Schweiz sehr schätzen.
Wohin zieht es Schweizerinnen und Schweizer im Ausland auf der Suche nach einer Ferienimmobilie?
Neben den üblichen Verdächtigen – Südfrankreich, Italien, Spanien und Portugal – ist in letzter Zeit Dubai sehr gefragt. Die steuerlichen Modalitäten sind attraktiv und der Kaufprozess ist unkompliziert. Und: Die Immobilienpreise sind noch relativ tief.
Gibt es Geheimtipps? Wie sieht es aus mit Griechenland oder Kroatien?
Käuferinnen und Käufer aus der Schweiz sind im Mittelmeerraum eher konservativ und suchen die bekannten Regionen: Côte d’Azur, Provence, Algarve und Sardinien gehören dazu. Auch Marbella ist beliebt. Wir hatten neulich zwei Verkäufe an Schweizer Familien auf Mauritius. Aber das sind eher Ausnahmen.
Welchen Stil schätzen Ihre Kunden? Alpenstübli oder lieber Betonklotz?
Das kommt ganz auf die Nationalitäten an. Der Trend geht sicherlich eher dazu, etwas Modernes, neu Gebautes zu kaufen, wo man gleich den Innenarchitekten einbeziehen kann, der die Einrichtung konzipiert. Das verwunschene kleine Schloss unter Denkmalschutz ist eher weniger gefragt.
Welche Nationalitäten sind besonders herausfordernd?
Anspruchsvoll sind alle unsere Kundinnen und Kunden und alle haben ihre Besonderheiten. Bei arabischen Kunden beispielsweise muss man wissen, dass in Zürich eher nicht die Goldküste beliebt ist, sondern die sogenannte Pfnüselküste, wo aber die Sonne aufgeht.