Was versteht man unter «zeitgemässer Heiztechnik»?

Einhergehend mit der aktuellen Energiepolitik, den regulatorischen Gegebenheiten und dem immer grösser werdenden Umweltbewusstsein im Heizungsersatz, spricht man von zeitgemässer Heiztechnik, wenn das neu installierte Heizungssystem – soweit technisch möglich – weitestgehend CO₂-neutral ist. Also nicht mit fossiler Energie wie Öl oder Gas betrieben wird.

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In der Schweiz werden gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) fast 60 Prozent aller Wohnhäuser aus fossilen Energiequellen beheizt. Viele dieser Öl- und Gasheizungen funktionieren noch gut, sind aber nicht energieeffizient. Wie kann man die Klimaziele trotzdem erreichen?

Ja, absolut richtig. Nach wie vor wird ein grosser Teil des Schweizer Gebäudeparks fossil beziehungsweise mit Öl oder Gas beheizt. Jedoch muss hier erwähnt werden, dass die Energiewende im Gebäudebereich in den letzten vier Jahren rasant an Fahrt gewonnen hat. 2022 haben die CO₂-neutralen Wärmeerzeuger rund 80 Prozent aller auf dem Markt abgesetzten Heizsysteme ausgemacht. Dieser Spitzenwert wird voraussichtlich 2023 nochmals getoppt. Wir gehen bei unseren aktuellen Hochrechnungen heute davon aus, dass das Klimaziel, bis 2050 CO₂-neutral zu sein, zumindest im Gebäudebereich mehr als realistisch ist.

 

Der Wärmeflüsterer

Name: Luigi Di Cola

Funktion: Geschäftsführer Hoval Schweiz

Alter: 50

Ausbildung: Lehre als Gebäudetechnikplaner Heizung; Dipl. Techniker HF/Ing. Eureta; BS FH Business Administration; EMBA General Management.

 

Das Unternehmen Die Hoval-Gruppe mit Sitz in Vaduz beschäftigt weltweit mehr als 2200 Mitarbeitende in 24 Gruppengesellschaften. In der Schweiz ist Hoval seit 1946 als Komplettanbieterin in den Bereichen Heizen, Kühlen und Lüften tätig. Hoval Schweiz mit Sitz in Feldmeilen, Zürich, umfasst fünf Regionalzentren mit über 400 Mitarbeitenden in allen Landesteilen.

Welche Rolle spielen Wärmepumpen in der Energiewende?

Die Wärmepumpe ist für die Energiewende der wichtigste Wärmeerzeugertyp. Bereits heute sind drei von vier der neu eingesetzten Wärmeerzeugern in der Schweiz Wärmepumpen – die Tendenz ist stark und schnell steigend. An die Bestrebungen für das Klimaziel, bis 2050 CO₂-neutral zu werden, wird die Wärmepumpe einen grossen Beitrag leisten.

 

Was müssen Hauseigentümerinnen wissen, wenn sie eine Wärmepumpe in Betracht ziehen?

Die Nachfrage nach Wärmepumpen hat in den letzten Jahren massiv zugenommen. Diese Situation hat auf der Beschaffungs- wie auch auf der Produktionsseite zu Lieferengpässen geführt. Darum ist es wichtig, sich frühzeitig mit einem Wärmeerzeugerersatz auseinanderzusetzen und Fachplanerinnen oder Heizungsinstallateure beizuziehen. Sie können Möglichkeiten beurteilen und eine möglichst effiziente Heizlösung vorschlagen sowie rechtzeitig planen.

Wie hoch ist der Stromverbrauch?

Jedes Gebäude ist einzigartig, in der Bauweise wie auch in der Nutzung. Nicht für jedes Gebäude ist die gleiche Wärmepumpe gleich sinnvoll. Es gibt verschiedene Wärmepumpentechnologien, die unterschiedlich in der Effizienz und bei den Anschaffungskosten sind. Eine pauschale Aussage über Kosten oder die Höhe des Stromverbrauchs kann daher nicht gemacht werden. Nach einer Beratung vor Ort und unter Berücksichtigung aller Gegebenheiten kann eine entsprechende Kalkulation vom Heizungsbauer vorgenommen werden.

 

Welches sind die Vorteile von Wärmepumpen?

Der grösste Vorteil einer Wärmepumpe ist, dass sie ein CO₂-neutrales Heizsystem ist. Aufgrund der technischen Innovationen in den letzten Jahren, besonders in den Bereichen Vorlauftemperaturen und Schall, können diese heute in nahezu jedem Gebäude eingesetzt werden.

Können verschiedene Heizsysteme kombiniert werden?

Ja, verschiedene Wärmeerzeugersysteme lassen sich gemeinsam zu sogenannten Hybridsystemen kombinieren. Diese bilden bereits heute eine gängige Lösung, wenn es um den Wärmeerzeugerersatz geht. Der Vorteil dieser Kombinationen ist, dass die Stärken beider Systeme optimal eingesetzt werden. Auch Kombinationen mit Solarthermieanlagen im Einfamilienhaus, zum Beispiel für die Aufbereitung des Warmwassers, sind möglich. Darüber hinaus ist es bei Wärmepumpen möglich, diese mit Strom aus der eigenen Photovoltaikanlage zu betreiben.

 

In welchen Fällen macht die Kombination verschiedener Heizsysteme Sinn?

Heute werden meistens reine Wärmepumpensysteme für die Bereitstellung von Heizung und Warmwasser eingesetzt. Je nach Ausgangslage ist dies aber nicht immer umsetzbar. Mögliche Gründe: dicht bebautes Wohngebiet, Alter des Gebäudes oder fehlende oder nur bedingte Möglichkeit zur Bohrung für die Erdwärmepumpe. Eine Lösung kann dann sein, die beiden Wärmeerzeugersysteme Ölkessel und Wärmepumpe zu kombinieren. Auch wenn die Wärmepumpe in diesem Fall kleiner ausfällt, lassen sich im Vergleich zur Ausgangslage mindestens 50 Prozent der fossilen Energie reduzieren. Und die Ergänzung eines Heizsystems mit Solarthermie gewinnt im Einfamilienhaus wieder vermehrt an Beliebtheit.

 

Wie sieht die Zukunft der Heiztechnik aus?

Die Heiztechnik wird in den nächsten Jahren hauptsächlich von CO₂-neutralen Wärmeerzeugern geprägt werden. Diese werden bereits in den nächsten Jahren die fossilen Wärmeerzeuger grösstenteils ablösen. Diese Veränderung wird die Produktentwicklung sowie auch die Innovationen stark vorantreiben.