Die Bedeutung des Building Information Modeling (BIM) für die Gebäudetechnik liegt in seiner Fähigkeit, den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes zu optimieren. Bereits in der Planungsphase ermöglicht BIM eine präzise 3D-Visualisierung des Gebäudes und der technischen Anlagen. Dies führt zu einer besseren Raumplanung und einer effizienteren Nutzung des verfügbaren Raums. Durch die Integration von Informationen über Materialien, Kosten und Zeitplanung können Projekte zudem besser geplant und vorbereitet werden. Wer also nach wie vor denkt, dass BIM nur eine trendig verpackte CAD-Lösung sei, ist dem ersten Mythos auf den Leim gegangen. BIM sollte als Prozess verstanden werden, der durch Technologie befähigt und unterstützt wird.
Der Autor
Reto Tomasini, Partner, Bearingpoint, Zürich.
Kleine Unternehmen profitieren
Ein weiterer Mythos ist, dass für die Einführung von BIM die komplette IT- und CAD-Landschaft ausgetauscht werden muss. Natürlich kommt es auf die heutige Ausstattung an. Aber die meisten Planungsunternehmen verfügen über moderne Computer und besitzen BIM-kompatible Software. Was jedoch häufig fehlt, ist die Bereitschaft, einen Planungsprozess mit BIM voranzutreiben und die damit verbundene Prozessoptimierung anzunehmen.
Damit verbunden ist der Mythos, dass bei der Einführung von BIM neue Mitarbeitende oder neue Teams benötigt werden. Klar ist: Im Umgang mit BIM sind neue Fähigkeiten notwendig. Veränderungsbereite Mitarbeitende und Teams lassen sich jedoch effizient in den notwendigen Fähigkeiten schulen.
Die Ansicht, BIM sei bloss für Grossprojekte und öffentliche Auftraggeber, hält sich hartnäckig. Doch kleine Unternehmen würden am meisten profitieren von den BIM-Effizienzgewinnen. «Klein» bedeutet dabei nicht immer «einfach». Der Umfang des Projekts hat keinen Einfluss auf die Komplexität des Baus. Obwohl die öffentliche Hand immer öfter BIM vorschreibt, erkennen vermehrt private Auftraggeber und Auftragnehmer dessen Vorteile. Oft spielt in diesem Zusammenhang der Mythos von den vermeintlich höheren Kosten von BIM eine Rolle. Tatsächlich können bei der Einführung von BIM im Vergleich zu anderen traditionellen Verfahren höhere Anfangskosten anfallen. Jedoch sind die langfristigen Vorteile eindeutig stärker zu gewichten. Es gibt Stimmen, die sich vor negativen Auswirkungen auf die Produktivität fürchten. Es ist so, dass die Einführung von BIM Zeit braucht. Wer jedoch dranbleibt, wird auf mittlere Sicht wesentlich produktiver sein. Ein weiteres Missverständnis ist, dass BIM Geometrien bis ins letzte Bit und Byte verlangt. Das ist nicht korrekt. Man sollte aber sicher sein, welche Informationen in welcher Granularität verlangt und benötigt werden. Kurz: Es braucht so viel Details wie nötig und so wenige wie möglich. Ein weiterer Mythos rund um BIM besagt, dass die verschiedenen Gewerke nicht wissen, für was sie BIM benötigen. Wenn Bauherren verlangen, dass ihr Projekt in BIM abgebildet wird, ohne zu wissen, welche Vorteile es gegenüber der konventionellen Planung bietet, dann ist das ein Problem. Abhilfe schafft ein regelmässiger Austausch mit allen involvierten Parteien. So kann zum Beispiel sichergestellt werden, dass alle Gewerke die an sie gestellten Anforderungen kennen.
Kollaboration nützt allen
Dadurch profitieren von BIM nicht nur Planungs- und Bauteams, wie ein weiterer Mythos behauptet. Bauherrinnen und Bauherren nutzen die Vorteile von BIM, indem sie die Informationen des Modells fortlaufend zur Optimierung verwenden. Die Kosten für die Planung und den Bau einer Liegenschaft sind im Vergleich zu den Betriebskosten während deren Lebensdauer vernachlässigbar. Daher ist es vorteilhaft, wenn man in den verfügbaren Daten erkennt, wo Betriebskosten anfallen. Die konsistente Messung von BIM-Nutzen und -Kosten ist aufwendig. Ohne die Abstimmung und Koordination zwischen Projektteam, Zulieferern und Bauherrinnen lässt sich keine Quantifizierung oder Energieanalyse durchführen. Nur weil man ein Fenster, einen Tiefbauschacht, ein Gleis vom ersten Tag an im Detail modellieren könnte, heisst das noch lange nicht, dass das getan werden muss. Die Angst, dass sich auch die Designentwicklung komplett verändert, weil sie sich in die Software verschiebt, ist ebenfalls unbegründet. Es entsteht jedoch ein viel grösserer Abstimmungs- und Koordinationsbedarf, zum Beispiel bei gemeinsam verwendeten, geometrischen und informellen Daten.