Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ökologische, wirtschaftliche und soziale Faktoren zu bewerten. Mit digitalen Lösungen, der Value-Hill-Methodik und ERP-Systemen lassen sich Kreislaufprozesse steuern und optimieren. Und das ist wichtig, denn die Kreislaufwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung – nicht nur aus Umweltgründen, sondern auch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Unternehmen, die zirkuläre Prozesse implementieren, profitieren von geringeren Kosten, regulatorischer Compliance, einer widerstandsfähigeren Lieferkette und von stärkerem Kundeninteresse. So weit das Versprechen. Doch wie lässt sich der Erfolg dieser Transformation messen und steuern?

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Der Autor:

Sebastian Kaczynski, Chief Sustainability Officer, SAP (Schweiz) AG

Nachhaltigkeit beginnt bei der Produktentwicklung

Der Erfolg eines Unternehmens in der Kreislaufwirtschaft hängt von mehreren Faktoren ab. Ein entscheidender Aspekt ist das Circular Design, bei dem Produkte von Anfang an so konzipiert werden, dass sie wiederverwendbar, recycelbar und langlebig sind. Gleichzeitig spielt die Ressourceneffizienz eine zentrale Rolle, indem Materialverbrauch reduziert und Produktionsprozesse optimiert werden, was nicht nur Kosten senkt, sondern auch die Umweltbelastung minimiert. Die zunehmende Anzahl an technologischen Innovationen ermöglicht es Unternehmen, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und nachhaltige Prozesse zu implementieren.

Ebenso ist die enge Kooperation entlang der Wertschöpfungskette essenziell: Lieferanten, Produzenten und Recyclingunternehmen müssen effizient zusammenarbeiten, um geschlossene Kreisläufe zu realisieren. Schliesslich ist auch die gesellschaftliche Akzeptanz ein bedeutender Faktor: Erst wenn die Konsumenten und Konsumentinnen zunehmend nachhaltige Produkte bevorzugen, belohnen sie Unternehmen, die sich für Kreislaufwirtschaft engagieren.

 

Erfolg mit Daten steuern

Die Messung des Erfolgs von Kreislaufwirtschaft erfordert eine Kombination aus ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Indikatoren. Ein Beispiel dafür ist die Automobilindustrie, in der Hersteller zunehmend auf recycelte Materialien setzen. Unternehmen wie BMW und Renault verwenden bereits Sekundärrohstoffe für Fahrzeugkomponenten und messen den Erfolg anhand der Materialkreislaufquote, der CO₂-Reduktion sowie der Wirtschaftlichkeit durch geringere Beschaffungskosten für recycelte Materialien.

Für die Skalierung der Kreislaufwirtschaft ist ein ERP-zentrierter Ansatz essenziell. Mittels Softwarelösungen können Unternehmen ihre Wertschöpfungskette hinsichtlich Erfolgsindikatoren wie Ressourceneinsatz, Materialfluss und CO₂-Emissionen präzise optimieren. Kritisch dafür ist, dass sie die genutzten Lösungen möglichst nahtlos in ihr ERP-System integrieren und die ermittelten Daten somit direkt in ihre Prozesse einbetten können.

Dadurch erhalten betroffene Funktionen – beispielsweise im Produktdesign, Einkauf Finanzwesen und auch im Vorstandsbereich – relevante Informationen und Steuerungsmöglichkeiten direkt dort, wo und wann diese benötigt werden. Auf diese Weise wird das ERP-System die smarte Schaltzentrale für kreislauffähige Geschäftsmodelle und regulatorische Compliance.

 

Die Value-Hill-Methodik 

Die Value-Hill-Methodik hilft Unternehmen dabei, den Status und die Wertschöpfung ihrer Produkte im Kreislauf zu bewerten. Sie umfasst drei Phasen. Zuerst kommt der Aufstieg auf den Value Hill (Pre-Use). Hier entstehen langlebige, reparierbare und wiederverwendbare Produkte. Softwarelösungen unterstützen die Planung zirkulärer Produkte. In Phase zwei wird die Spitze erreicht (Use), was bedeutet, dass die Produkte so lange wie möglich genutzt werden. Intelligente Assetmanagementlösungen ermöglichen eine prädiktive Wartung, um die Lebensdauer zu verlängern. Final erfolgt der Abstieg vom Value Hill (Post-Use): Produkte oder Materialien werden am Ende ihrer Nutzungsphase recycelt oder weiterverwendet. Mit digitalen Lösungen lässt sich die Werterückgewinnung incentivieren und die Rückverfolgbarkeit des eingesetzten Materials sichern.

Ein anschauliches Beispiel hierfür ist das niederländische Unternehmen Fairphone, das modulare Smartphones entwickelt. Durch ein bewusst kreislauforientiertes Design können einzelne Komponenten einfach ausgetauscht oder repariert werden, wodurch die Geräte langlebiger sind und weniger Elektroschrott entsteht. Fairphone nutzt die Value-Hill-Methodik, um die Wertschöpfung seiner Produkte während ihrer gesamten Lebensdauer zu maximieren, indem es sowohl die Nutzung als auch die Rückgewinnung von Materialien optimiert. In der Schweiz setzt auch V-Zug die Value-Hill-Methodik ein.

 

Die Zukunft ist zirkulär

Die Kreislaufwirtschaft verspricht enorme wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorteile. Unternehmen, die die Value-Hill-Methodik und ERP-zentrierte Lösungen einsetzen, können ihre Kreislaufprozesse effizient steuern und optimieren. Die Zukunft gehört datengetriebenen, zirkulären Unternehmen. Gleichzeitig stehen sie vor Herausforderungen wie den Datenerfassungen, der Skalierung zirkulärer Prozesse entlang ihrer gesamten Wertschöpfung und der wechselnden Regulierung. ERP-Systeme mit integrierten digitalen Lösungen spielen dabei eine entscheidende Rolle. Sie dienen als Schaltzentrale für smarte Unternehmenssteuerung, um Transparenz zu schaffen und diese für nachhaltige Geschäftsmodelle nutzbar zu machen.