Beton ist ein vielseitiger Baustoff, der im Bauwesen schon seit Jahrhunderten verwendet wird. Was viele jedoch nicht wissen: Beton lässt sich – im Gegensatz zu anderen Baustoffen, die thermisch verwertet werden müssen – nahezu vollständig recyceln. Durch den Einsatz recycelter Gesteinskörnungen in Beton können wertvolle Ressourcen geschont und Stoffkreisläufe werterhaltend geschlossen werden.
Woher stammen die Ressourcen? Diese Gesteinskörnungen stammen aus rückgebauten Gebäuden und anderen Betonbauten, die zerkleinert und wiederverwertet werden. Ein entscheidender Vorteil für Bauprojekte in der Schweiz ist, dass das gesamte Material lokal gewonnen und weiterverarbeitet wird. Dies führt nicht nur zu einer Schonung der Ressourcen, sondern auch zu erheblich reduzierten Transportwegen, und es verhindert die Belastung der sonst schon stark belasteten Infrastruktur. Dadurch werden neben den Kosten ebenso die CO₂-Emissionen, die bei langen Transporten anfallen würden, deutlich vermindert.
Recyclingbeton: Hochwertig, nachhaltig und wettbewerbsfähig
Ein Vorurteil gegenüber Beton mit recycelter Gesteinskörnung ist der vermeintliche Qualitätsverlust. Diese Bedenken sind jedoch unbegründet. Recyclingbeton, der sowohl primäre als auch sekundäre Gesteinskörnungen enthält, erfüllt insbesondere im Hochbau die geforderten Eigenschaften zuverlässig. Dies zeigt, dass nachhaltiges Bauen mit Recyclingbeton ohne Qualitätseinbussen möglich ist und zugleich Ressourcen schont. Auch preislich bleibt der Beton durch das Beimischen von sekundären Gesteinskörnungen wettbewerbsfähig und kann zusätzlich noch in die Lage versetzt werden, CO₂ aktiv zu speichern.
Der Kreislaufgedanke in der Praxis
Bei Bauprojekten sollten Bauherren und Planerinnen prüfen, ob bestehende Strukturen erhalten und Gebäude umgenutzt werden können. Betonstrukturen zeichnen sich durch ihre Langlebigkeit und Robustheit aus, was eine Umnutzung von Gebäuden möglich macht. Ist eine Umnutzung jedoch nicht möglich, muss das Gebäude rückgebaut werden. Dabei fallen in der Schweiz jährlich ungefähr 7,5 Millionen Tonnen Betonabbruch an. Obwohl diese Menge nicht ausreicht, um den gesamten Betonbedarf in der Schweiz zu decken, ist das recycelte Material wertvoll, da es nahezu vollständig wiederverwertet werden kann und somit den Bedarf an Primärmaterial, also neuer Gesteinskörnungen, und den Bedarf an Deponieraum reduziert.
Erfolgreiche Beispiele: Papieri-Areal und «Burgereziel»
Ein exemplarisches Projekt für den Einsatz von Beton mit rezyklierter Gesteinskörnung ist das Papieri-Areal in Biberist. Künftig wird das Areal zu einem Zentrum für Gewerbe und Industrie ausgebaut, wobei ein Teil neu erstellt wird und ein Teil des Bestands dank robusten Tragstrukturen aus Beton umgenutzt wird und somit erhalten bleibt.
Auf dem ehemaligen Industrieareal mit 260’000 Quadratmeter Fläche und rund 2 Millionen Kubikmeter Raumvolumen wurde der rückgebaute Beton vor Ort zerkleinert und für die Wiederverwertung aufbereitet. Durch eine mobile Speicheranlage konnte CO₂ im recycelten Material aktiv gebunden werden – etwa 10 Kilogramm pro Tonne Gesteinskörnung. Dieses CO₂ stammt aus einer Kläranlage im Raum Bern. Dieses in der rezyklierten Gesteinskörnung gebundene CO₂ bleibt durch eine chemische Reaktion permanent im Material gespeichert. Ein Teil dieses in Biberist aufbereiteten Materials wird gleich wieder vor Ort als neuer Beton eingesetzt. Der Rest wird für Projekte in der nahen Umgebung eingesetzt.
Ein weiteres innovatives Beispiel ist das Stadterneuerungsprojekt «Läbe im Burgereziel» in Bern, realisiert von der Immobilienentwicklerin Losinger Marazzi. Es zählt zu den ersten Wohnbauprojekten in der Schweiz, bei dem diese Technologie der aktiven CO₂-Speicherung in rezyklierter Gesteinskörnung zur Anwendung kam.
Die Kombination aus rezyklierter Gesteinskörnung und der aktiven CO₂-Speicherung bringt nicht nur Ressourceneinsparung mit sich, sondern führt auch zu einem Beton mit gleichwertigen statischen Eigenschaften.
Fazit: Nachhaltiges Bauen als Zukunftsmodell
Der Einsatz von Beton mit recycelter Gesteinskörnung ist ein wesentlicher Schritt hin zu einer nachhaltigen Bauwirtschaft. Er schont Ressourcen, reduziert Bauabfälle und trägt zur Senkung von CO₂-Emissionen bei. Die Zukunft liegt in der konsequenten Weiterentwicklung dieser Technologien, wie sie bereits in Projekten wie dem Papieri-Areal und dem «Burgereziel» in Bern umgesetzt werden. Mit lokal gewonnenen Materialien und innovativen Ansätzen bieten solche Bauprojekte sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Vorteile, die Investoren eine attraktive Möglichkeit bieten, in nachhaltige und zukunftsorientierte Bauvorhaben zu investieren.