Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) hat in den letzten Jahren rasant Fahrt aufgenommen. Parallel dazu nahmen Nachfrage und Angebot an KI-Lehrgängen massiv zu. Besonders Führungskräfte müssen sich in diesem Bereich weiterbilden, um wettbewerbsfähig zu bleiben und fundierte Entscheidungen in einem zunehmend digitalisierten Umfeld zu treffen. Der Digitalexperte Roger Basler de Roca kennt das Thema KI sowohl von Unternehmerseite her als auch als Dozent. Er sagt: «KI verändert Geschäftsmodelle, Arbeitsprozesse und Marktanforderungen grundlegend. Führungskräfte, die KI verstehen, können Potenziale besser identifizieren, Risiken minimieren und ihre Organisation erfolgreich in die Zukunft führen. Besonders wichtig ist auch die Fähigkeit, ethische und gesellschaftliche Implikationen von KI abzuwägen und verantwortungsbewusst zu handeln.»

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KMU profitieren

Wie Basler de Roca erklärt, liegt der grösste Nachholbedarf in der breiten Implementierung und Nutzung von KI in kleinen und mittleren Unternehmen. Viele Schweizer KMU seien zwar technologieaffin, hätten jedoch oft unzureichende Ressourcen oder zu wenig Know-how, um KI strategisch einzusetzen. Insbesondere in Bereichen wie automatisierte Datenanalysen, vorausschauende Wartung und personalisierte Kundenerfahrungen könnten diese Unternehmen erheblich profitieren. «KMU, die sich trauen, KI nicht nur als technisches Werkzeug, sondern als kreativen und strategischen Partner zu sehen, können nicht nur effizienter werden – sie können wachsen, sich neu erfinden und sogar Branchen verändern», so der Experte.

Es sei die Kombination aus Technik und Menschlichkeit, die den Unterschied ausmache. Die Integration von KI mache für KMU Sinn, da KI-gestützte Tools beispielsweise bei der Automatisierung von Buchhaltungsprozessen, der Optimierung von Lieferketten oder der Verbesserung des Kundenservices eingesetzt werden könnten. Hier lägen sehr viele Datenpotenziale brach, weshalb Mitarbeitende noch immer viel zu viel Zeit mit repetitiven Aufgaben verbringen würden.

 

Chancen überwiegen

Die Herausforderung für Unternehmen liegt laut Basler de Roca nicht nur in der Implementierung, sondern vor allem in der Reflexion von KI: «Die spannendste, aber auch beunruhigendste Chance und Gefahr zugleich ist die Frage, wie KI unser Verständnis von Intelligenz selbst verändert.» Unternehmen könnten durch den Einsatz von KI lernen, dass Intelligenz nicht nur logisch und analytisch sei, sondern auch adaptiv und unvorhersehbar. «Doch genau diese Erkenntnis könnte dazu führen, dass wir uns selbst – als Menschen – infrage stellen. Was bedeutet es noch, innovativ oder kreativ zu sein, wenn eine Maschine plötzlich Kunstwerke erschafft oder komplexe Probleme löst? Wie wollen wir Technologie gestalten, die nicht nur unsere Arbeitsweise, sondern auch unser Selbstbild verändert?», sagt der KI- Experte.

Ein Bereich, der selten thematisiert werde, sei die Möglichkeit, durch KI ganz neue Arten von Beziehungen zu schaffen – zwischen Unternehmen und Kundinnen, aber auch zwischen Menschen und Maschinen. «KI kann ein Gefühl von Empathie und Nähe erzeugen, wenn sie richtig programmiert wird», findet Basler de Roca. «Denken wir an Chatbots, die nicht nur effiziente Antworten liefern, sondern so konzipiert sind, dass sie echte menschliche Sorgen verstehen und darauf eingehen. In einer Zeit, in der persönliche Interaktion oft abnimmt, könnte KI das Bindeglied sein, das emotionale Intelligenz in digitale Umgebungen bringt.»

Als weitere Chance für Unternehmen wertet er den Einfluss von KI auf die Entscheidungsfindung. Während Menschen oft von kognitiven Verzerrungen wie Vorurteilen oder Gruppendenken beeinflusst werden, eröffnet KI die Möglichkeit, Entscheidungen neutral und datenbasiert zu treffen. «Das hat das Potenzial, Geschäftsprozesse fairer, inklusiver und nachhaltiger zu gestalten.»

 

Risiken abwägen

Bei allen Vorteilen birgt KI jedoch auch Risiken für KMU, die subtil, aber umso gefährlicher sind. Darunter die «De-Skillification» von Arbeitskräften, denn je mehr Aufgaben wir an KI delegieren, desto weniger bauen wir eigene Fähigkeiten aus und desto weniger behalten wir die Kontrolle. «Führungskräfte könnten die Gefahr unterschätzen, dass Wissen und Fähigkeiten in Organisationen auf lange Sicht verloren gehen», sagt Basler de Roca. Eine weitere Gefahr liege in der kulturellen Veränderung durch KI. Die Geschwindigkeit, mit der KI Entscheidungen treffe, stehe im Widerspruch zu traditionellen Unternehmenskulturen, die oft von sorgfältigen Überlegungen und Konsens geprägt seien. Diese Diskrepanz könnte Spannungen und Widerstände innerhalb von Teams hervorrufen.

Auch die ethische Frage, ob und wie viel Autonomie wir KI geben, hat Konfliktpotenzial: «Wer trägt Verantwortung, wenn eine künstliche Intelligenz falsch entscheidet – und wie ziehen wir Grenzen zwischen Automatisierung und menschlichem Einfluss?» Im Umgang mit KI gehe es deshalb auch immer um Selbstbesinnung. Dazu der Experte abschliessend: «Sie zwingt uns, unser eigenes Denken, unsere Vorurteile und unsere Entscheidungsprozesse zu reflektieren.»

KI-Weiterbildung in der Schweiz

ETH Zürich: AI-Upskilling für Führungskräfte

Universität St. Gallen: Künstliche Intelligenz – Leadership Impact & Transformation

HSO: Zertifikat zum KI-Professional

HWZ: CAS Digital Business Models & Strategy with AI HWZ

IBAW: KI Professional – Business

IHK: Künstliche Intelligenz im KMU-Führungsalltag strategisch angehen

Management School St. Gallen: KI und Führung

Universität Zürich: AI for Business

ZfU: KI in Führung: Vereinbarkeit von Mensch und Maschine

ZHAW: CAS AI Marketing Organisation