Zum 13. Mal in Folge ist die Schweiz das innovativste Land, wie das Ranking der World Intellectual Property Organization (WIPO) zeigt. Schweden, die USA, Grossbritannien, Singapur und Finnland folgen auf den Rängen zwei, drei, vier, fünf und sechs.
Länder decken sich nicht mit Clustern
Der Wipo-Index unterscheidet dabei zwischen Input und Output, also zwischen Investments in Forschungen und dem, was man damit herausholt. Auf Inputseite liegt die Schweiz regelmässig auf Rang zwei bis vier. Hier werden die Ausgaben für Forschung und Entwicklung, für Schulen und Universitäten und die Qualität der Universitäten betrachtet. Ganz vorne sind Singapur und Irland. Die Outputseite beziffert, wo das Land führend ist. Die Kombination beider Subindizes ist ein starker Hinweis darauf, wie effizient ein Land Innovationen handhabt. Bei der weiteren Aufschlüsselung zeigt sich, wo Schwächen verborgen sind. So kommt man bei der Innovationsinfrastruktur auf Rang vier, bei der Ausdifferenzierung der Geschäftswelt auf Rang fünf und beim Thema Humankapital auf Rang sechs. Bei weiteren Kennziffern sieht es trüber aus: Mit dem Wachstum der Arbeitsproduktivität landet man auf Rang 68, die Diversität der Inlandswirtschaft kommt auf Rang 66, der Onlinestand der Behörden erreicht Rang 49, beim Anteil der Hochschulabgänger aus technischwissenschaftlichen Fächern liegt man auf Rang 44.
Das Länder-Ranking spiegelt sich nicht im Ranking der Innovationscluster der Wipo wider. Führend ist der Grossraum Tokio, gefolgt vom Grossraum Hongkong und Seoul. Das Silicon Valley südlich von San Francisco kommt an sechster Stelle. In den Top Ten sind nur Japan, die USA und China vertreten. Paris als erster europäischer Cluster schafft es auf Rang 12, London als zweiter auf Rang 20. Zürich erreicht Rang 49, Basel Rang 97. Um hier vorne zu liegen, braucht es viele Patenteinreichungen, weiter genutzte Patente und wissenschaftliche Publikationen. Die meisten Patenteinreichungen kamen vergangenes Jahr von der ETH Zürich, vom Bauchemieunternehmen Sika und vom Tech-Industriekonzern ABB. Medtech, Computerwissenschaften und Messtechnik waren die Schwerpunktfelder.
Auch die Landwirtschaft wird digital
Eine Reihe von Organisationen und Think-Tanks tätigen zusätzliche Erhebungen zur globalen Wettbewerbsfähigkeit. Bei der Welthandels- und Entwicklungskonferenz (Unctad) beispielsweise stützt man sich für das Länder-Ranking neben den Grundlagen wie ICT-Verbreitung, Risikokapital und Mint-Fächer-Anteile auch auf wichtige «Frontier-Technologien» ab, also auf zukunftsträchtige Themen wie Elektrofahrzeuge, KI und Internet of Things (IoT). Gemäss Prognosen wird sich bei diesen Bereichen der Markt bis 2030 vervierfachen. Hier kommt die Schweiz beim aktuellsten Ranking auf Rang vier. Bezüglich der Finanzierungskapazitäten von Innovationen auf Rang fünf – was mit den hohen Aufwendungen für die Pharmaforschung zu erklären ist. Die grösste Schwäche der Schweiz sei die IT-Industrie: Es wird kaum Hardware im eigenen Land hergestellt, der Schwerpunkt liegt mehr auf der Softwareentwicklung. Laut Unctad erfordern die nachhaltigen Technologien vorangegangene Entwicklungssprünge, beispielsweise auf den Gebieten Sensoren und robuste Kommunikationsnetze. Dazu braucht es Wissen im Bereich künstliche Intelligenz für die Datenauswertung und interdisziplinäres Verständnis für die Handhabung der Ergebnisse. Nur schon für die Landwirtschaft der Zukunft muss man gerüstet sein: Drohnen, Sensoren, Kommunikationsnetzwerke und KI kommen hier zusammen. «Nur eine Handvoll Länder weist hier überhaupt die Kapazitäten auf», so die Unctad.