Die Tage von Third-Party-Cookies als Informationsträger, Identifier und Steuerungselement in der digitalen Welt sind gezählt. Und auch wenn Google ihr Aus in Chrome um ein Jahr, auf Ende des Jahres 2024, verschoben hat, verändern andere Gatekeeper wie Apple und Firefox mit Browser-Tracking-Präventionen, aber auch restriktivere datenschutzrechtliche Rahmenbedingungen als Konsequenz eines in Teilen ausser Kontrolle geratenen Daten-Wildwestens schon jetzt rapide die Möglichkeiten, die sich Werbetreibenden und Publishern zur Nutzeridentifikation und -ansprache im freien Internet bieten.

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Neuer Brückenbauer

Das hat schwerwiegende Folgen: Targeting-Reichweiten sinken nahezu täglich, datengestützte Customer-Journey-Analysen und Attribution werden zum Zufallstreffer, und die Effizienz digitaler Media – zentrales Argument im Gattungswettbewerb um die Marketingbudgets – bricht regelrecht ein. Zeit für einen Strategiewechsel im Data Driven Business.

Der Autor

Maximilian Groth, CEO und Co-Gründer, Decentriq, Zürich.

Bei der diesjährigen «d3con» in Hamburg, dem grössten Branchenevent für programmatische Werbung, war in nahezu jedem Programmpunkt die Rede von Data Clean Rooms – eine Technologie, die schon seit mehreren Jahren existiert, jetzt aber ihr Momentum hat und sich gerade verstärkt im Fokus der Aufmerksamkeit befindet. Völlig zu Recht, denn Data Clean Rooms sind als Collaboration Platforms der neue Brückenbauer und damit die Basis einer datenschutzkonformen Datenzusammenarbeit verschiedener Unternehmen beziehungsweise Partner und des datengetriebenen Marketings der Zukunft. Mit Data Clean Rooms lassen sich nicht nur bisher mittels Third-Party-Cookies realisierte Use Cases ersetzen, sondern auch neue Möglichkeiten der Datennutzung schaffen, die bisher aus Compliance-Gründen undenkbar waren.

Was Data Clean Rooms ausmacht

Was ist ein Data Clean Room und wie funktioniert er? Ein Data Clean Room ist eine neutrale und geschützte Instanz, über die zwei oder mehrere Parteien ihre Daten sicher teilen und kombinieren können, ohne dass dabei ein physischer Austausch der Daten stattfindet und ohne dabei die jeweiligen Rohdaten offenzulegen. Quasi die neutrale Schweiz für Daten.

Einen solchen Data Clean Room hat das Schweizer Unternehmen Decentriq auf Basis von Confidential-Computing-Technologie entwickelt. Die Lösung des von Microsoft Switzerland als Startup of the Year 2022 ausgezeichneten Tech-Unternehmens, das jüngst in einem Series A Funding 15 Millionen Dollar bei internationalen Investoren für dieses zukunftsweisende Geschäftsfeld mobilisiert hat, stellt dabei sicher, dass vom Hochladen der Daten durch die jeweiligen Partner über die Verarbeitung bis hin zur Datenaktivierung zu jeder Zeit eine Verschlüsselung eingehalten wird, die keiner Partei – einschliesslich des Dienstleisters selbst – zu irgendeinem Zeitpunkt auch nur theoretisch die Möglichkeit gibt, Daten einzusehen, die die jeweils andere Partei nicht freigegeben hat. Es wird und ist eindeutig definiert, wer was in welcher Form zu sehen oder zur Nutzung bekommt – Veränderungen dieser Definitionen sind nur mit Zustimmung aller Parteien möglich.

Banken, Versicherungen, Healthcare-Unternehmen, Retailer und so weiter – alle Marktteilnehmenden mit sensiblen Daten haben damit erstmals die Möglichkeit, auf Basis der technologisch nachweisbar sicheren Lösung von ihrer Compliance-Abteilung grünes Licht für die Nutzbarmachung dieser Daten ausserhalb der eigenen Unternehmenssphäre zu erhalten.

Ein Anwendungsbeispiel aus der Praxis

Ein Versicherungsunternehmen kann mittels Data Clean Room erkennen, welche seiner Kunden auf den Online-Angeboten eines Publishers wie zum Beispiel einer Tageszeitung anzutreffen sind. Der Publisher und die Versicherung erfahren allerdings zu keinem Zeitpunkt, welche gemeinsamen Nutzer das genau sind – diese Erkenntnis ist vielmehr nur ein für die weitere Auswertung nötiger Zwischenschritt innerhalb der verschlüsselten Berechnung.

Die Feststellung: Es gibt 50 000 Kundinnen und Kunden mit einer Lebensversicherung, die online bei dieser Tageszeitung ihre Nachrichten lesen. Diese 50 000 lesen vornehmlich Businessnachrichten an einem mobilen Endgerät, meistens nach 18 Uhr und vornehmlich von einem Apple-Smartphone aus. Für eine Werbekampagne kann nun dieses Datenmodell exportiert werden – völlig ohne Nutzerdaten. Der Publisher bildet das Segment «Alle Nutzer der Websites des Publishers, die Businessnachrichten nach 18 Uhr lesen und dies mobil von einem Apple-Handy aus tun» und lässt die Kampagne der Versicherung auf diese Zielgruppe targeten. Daten werden nicht gespeichert, sondern nur verschlüsselt verarbeitet – selbst der Dienstleister kann nie Einblick in die Daten erlangen.

Data Clean Rooms sind die Antwort auf viele offene Businessfragen, die sich aus veränderten Rahmenbedingungen im Datenschutz und aus dem technischen Wegfall bewährter Instrumente wie Third-Party-Cookies ergeben. Erste Kundinnen von Decentriq aus den genannten Branchen generieren bereits erfolgreich wertvolle, gewinnbringende Erkenntnisse durch die Nutzung von Data Clean Rooms.