Galenica möchte die Weichen für «die Apotheke der Zukunft» stellen – was verstehen Sie darunter?

Es ist mir wichtig, eine richtungsweisende Vision zu haben. Als Unternehmen orientieren wir uns daran und gehen iterativ und agil vor. Dabei sind wir immer offen zu lernen. Eine Möglichkeit dazu bietet die Entwicklung weg von einem Krankheitswesen, wie wir es heute haben, hin zu einem präventiv ausgerichteten Gesundheitswesen. Das können beispielsweise Ansätze sein, die auf ein Beratungsmodell zusteuern, das einen möglichst gesunden Lifestyle fördert. Zukünftig könnte das für Apotheken bedeuten, dass die Beratung weiter ausgebaut wird – beispielsweise mit Beratung zu Ernährung oder Bewegung. Wird die Apotheke zur ersten Anlaufstelle, können sowohl die immer kleiner werdende Zahl an Hausärztinnen und -ärzten entlastet als auch die Kosten der Krankenkassen gesenkt werden. Dafür spricht die hohe Glaubwürdigkeit der Apothekerinnen und Apotheker, wie jährliche Umfragen zeigen.

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Welche Rolle spielen für Sie jüngere Generationen – wie die Gen  Z – als Kundschaft?

Wir leben immer länger – sind aber nicht unbedingt länger gesund. Das ist ja nicht der Sinn der Sache. Das Ziel sollte sein, die gesunde Lebensspanne zu maximieren – und das fängt früh an. Thematisch befinden wir uns somit wieder bei der Prävention und im Gesundheitswesen. Auch wenn die Gen  Z als junge, gesunde Kundengruppe nur einen minimalen Teil des Umsatzes ausmacht, kann sie hinsichtlich eines Shifts in Richtung eines präventiv ausgerichteten Gesundheitssystems interessant sein. Die Sensibilität für einen gesunden Lebensstil hat sich auch deutlich erhöht. In der Pubertät kann das Thema Haut wichtig werden – so wird die Apotheke auch für die junge Zielgruppe interessant.

Für eine Transformation sind auch junge Talente relevant – umso mehr in Zeiten des Fachkräftemangels. Wie stellt sich Galenica im Kampf um Talente auf? Wieso sollen sich Talente für Galenica entscheiden?

Das Thema Purpose ist ein grosser Begriff in der Gen  Z. Branchenbedingt ist für uns als Galenica der Purpose klar: Unsere Tätigkeit verkörpert den Purpose! Die Schweiz geniesst eines der besten Gesundheitssysteme der Welt, Dienstleister wie Galenica leisten dazu einen relevanten Beitrag. Als zukunftsgerichtetes Unternehmen schaffen wir die nötige Arbeitskultur wie auch Strukturen, welche die Bedürfnisse der Mitarbeitenden ansprechen: Menschen wollen kreativ sein, sich einbringen und lernen. Sie sind in ihrer Natur bereits unternehmerisch – man muss sie nur lassen. Als Kinder waren wir alle Unternehmer und Entdecker, als Erwachsene geht das, zum Teil durch Fremdsteuerung, verloren. Das ist sehr schade. Deshalb braucht es meiner Meinung nach vor allem Vertrauen, nicht Bürokratie und Regeln. Ich bin überzeugt, dass sich Vertrauen in die Mitarbeitenden auszahlt, sie geben es so auch zurück, ohne dass man es sich erarbeiten muss. Wir müssen auch die nötigen Strukturen bauen, wie Rotationsprogramme, Entwicklungsmöglichkeiten oder Freiheiten wie Remote Work.

In der Gen-Z-Studie werden Arbeitsklima und Verantwortung grossgeschrieben. Wie schätzen Sie diese Faktoren bei Galenica ein?

Hinsichtlich des Arbeitsklimas ist bekannt, dass Mitarbeitende Unternehmen oftmals aufgrund ihrer Vorgesetzten verlassen, nicht wegen des Unternehmens. Deshalb gilt es, eine starke Führungskultur zu etablieren und den einzelnen Mitarbeitenden zu sehen. Ich tausche mich regelmässig mit Mitarbeitenden aus verschiedenen Teams und Positionen aus, was auch für mich sehr bereichernd ist. Die Mitarbeitendenzufriedenheit ist bei uns eines der Managementziele. Wir glauben fest an den Kreislauf, dass zufriedene Mitarbeitende zu einer höheren Kundenzufriedenheit führen, die wiederum den Umsatz positiv beeinflusst. Dies kann schliesslich in unsere Mitarbeitende reinvestiert werden. Was die Verantwortung betrifft, denke ich nicht, dass das Alter eine Rolle spielt – ich selbst habe früh eine Führungsrolle übernommen. Relevant ist die Zusammensetzung der Entscheidungsträgerinnen und -träger – diese muss divers sein.

Seit drei Jahren in Transformation

Galenica-Vision Das stärkste Netzwerk im Schweizer Gesundheitsmarkt erreicht einen Umsatz von über vier Milliarden Franken und betreibt unter anderem Apothekenketten wie Amavita, Sunstore und Coop Vitality (Letzgenannte als Joint Venture mit Coop). Galenica befindet sich seit drei Jahren in Transformation. «Apotheke der Zukunft» lautet die Vision: Um auch langfristig zum gut funktionierenden Schweizer Gesundheitssystem beizutragen, sind Fragen rund um die Apothekenkundschaft der Zukunft wegweisend. Zudem bedingen ein sich stetig wandelnder Arbeitsmarkt und insbesondere der wachsende Fachkräftemangel in der Gesundheitsbranche, dass sich Galenica auch als Arbeitgeberin weiterentwickeln will.

Gen  Z Ein wichtiges Element in diesen Herausforderungen ist die Generation Z. Sie ist nicht nur Treiberin der sich verändernden Kundenbedürfnisse, sondern auch eine begehrte Zielgruppe auf dem Arbeitsmarkt. Deshalb arbeitet Galenica seit kurzem mit Zeam zusammen. Als Beratungsagentur unterstützt Zeam etablierte Unternehmen bei der Verjüngung. Dafür erheben sie jährlich Studien mit Link zur Gen  Z: Auch die diesjährigen Zahlen unterstreichen die prekäre Lage im Arbeitsmarkt. (Diese Studie wird nicht veröffentlicht – Einblicke siehe nächsten Abschnitt.)

Studie Die folgenden Zahlen und Ergebnisse aus der unveröffentlichten Studie vom September 2023 werfen Licht auf die Situation der Generation Z in der Gesundheitsbranche. Es zeigt sich, dass 34 Prozent der Gen-Z-Mitarbeitenden in diesem Sektor in den nächsten drei Jahren den Wunsch haben werden, ihren Arbeitgeber zu wechseln. Diese signifikante Zahl betont die hohe Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt. Wie kann ein Arbeitgeber in diesem Wettbewerb erfolgreich sein? Die Antwort könnte sich aus den Ergebnissen der Studie zu den Bedürfnissen im Arbeitsalltag ergeben: Anerkennung und Respekt wurden als die wichtigsten Elemente einer erwünschten Unternehmenskultur genannt.

Prima Klima Es ist ebenso entscheidend, nicht nur junge Talente anzuziehen, sondern auch zu binden. Die Studie zeigt, dass das Arbeitsklima der Hauptgrund ist, warum Mitarbeitende bei einem Arbeitgeber bleiben möchten. Darüber hinaus legt die Studie nahe, dass neben der Work-Life-Balance auch die Förderung der mentalen Gesundheit einen 
entscheidenden Einfluss auf die Arbeitszufriedenheit hat.