Geopolitische Unsicherheiten spielen für Schweizer KMU eine grosse Rolle, wie aus der jüngsten KMU-Umfrage der Credit Suisse hervorgeht. Dennoch – man plant weiter für die Zukunft, die Kreditnachfrage bleibt stabil, die Investitionstätigkeit befindet sich ebenfalls weiterhin auf dem üblichen Niveau, und es wurden bei KMU in der Schweiz keine grösseren Rückstellungen vorgenommen.

Anders sieht es bei Spezialsituationen wie etwa KMU-Nachfolgen aus. Wenn das Umfeld stimmt und KMU gut geführt sind, aber Nachfolgen gesucht werden müssen, die nicht das ganze erforderliche Geld aufbringen können, sind Finanzierungslösungen gefragt.

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«Das Thema Finanzierung ist bei vielen KMU-Nachfolgen sehr relevant», sagt Alexandra Bertschi, Leiterin KMU-Nachfolgeplanung bei der Credit Suisse. Entscheidend ist, welche Nachfolgelösung gewählt wird. Hier gibt es die Varianten Family-buy-out (FBO), Management-buy-out (MBO), Management-Buy-in (MBI) oder externen Verkauf. «Vor allem bei den MBO und MBI wird häufig eine Bankfinanzierung benötigt, weil das Management oft die Mittel für den Kauf nicht alleine aufbringen kann», so Bertschi. «Hier ist es entscheidend, dass die Käufer etwa 50 bis 60 Prozent des Kaufpreises fremdfinanzieren können.»

Aus Sicht der Käufer ist im Normalfall der Aktienkauf das beste Modell.

 

Aber auch bei Family-Buy-outs und externen Verkäufen benötigen etwa die Hälfte der Fälle eine Finanzierung. «Gerade bei der Weitergabe in der Familie wird entweder aus steuerlichen Gründen – hier geht es um die Realisierung des steuerfreien Kapitalgewinns – und/oder erbrechtlichen Gründen – alle Erben sollen gleich behandelt werden – oft ebenfalls eine Bankfinanzierung benötigt», so Bertschi.

Teilbetrag als verzinsliches Darlehen

Eine immer wieder vorkommende Herausforderung sind unterschiedliche Preisvorstellungen. Diese werden mit Finanzierungen überbrückt. Hier gibt es laut Bertschi zwei Varianten: Erstens, der Verkäufer hält am höheren Kaufpreis fest, unterstützt aber die Finanzierung durch ein Verkäuferdarlehen, auch Stehbetrag genannt, wodurch der abtretende Unternehmer dem Nachfolger noch für eine Zeit einen Anteil am Kaufpreis als verzinsliches Darlehen gewährt. Oder zweitens, man arbeitet mit einer Erfolgsbeteiligung des Verkäufers für die Zeit nach dem Verkauf, mit einem sogenannten Earn-out-Modell, bei dem der Kaufpreis etwas tiefer angesetzt wird, dafür aber der Verkäufer für einen klar definierten Zeitraum nach dem Verkauf, beispielsweise während dreier Jahre, noch an den Gewinnen mitpartizipiert.

So oder so – aus Sicht der Käufer ist laut Bertschi der Kauf der Aktien im Normalfall das beste Modell. Das gilt auch dann, wenn man die Aktien nicht vollständig selbst, sondern mit einem Kredit finanziert werden. Zwar macht die finanzierende Bank gewisse Auflagen an die Dokumentations- und Rückzahlungspflicht und verrechnet einen Zins, aber die Rechte erwirbt man uneingeschränkt.

Den Einsatz von Fintech-Kreditplattformen hat Alexandra Bertschi bisher kaum gesehen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Erstens sei die Beurteilung der Cashflows eines nicht kotierten KMU komplex und nicht standardisierbar. Zweitens sind die Volumina eventuell zu klein, um für solche Finanzierungsplattformen interessant zu sein, und drittens findet ein rentables KMU in der Regel eine herkömmliche Finanzierung, welche dann häufig auch kostengünstiger ist.

Raus aus der Schockstarre

Im Gegensatz zur Corona-Krise, als sämtliche Nachfolgen «on hold» waren, sieht Bertschi jetzt wieder eine stärkere Dynamik bei Nachfolgeprozessen. «Viele ältere Patrons fühlen sich den veränderten Anforderungen – Stichwort Digitalisierung, Umstellung von Prozessen – nicht mehr gewachsen und wollen ihre Nachfolge nun proaktiv angehen.» Gemäss Bertschis Beobachtungen zieht sich dies durch alle Branchen hindurch. «Was die Firmengrösse anbelangt, so würde ich sagen, eher weniger in grossen Firmen, aber in den typischen inhabergeführten KMU.»

Als Vorbereitung auf eine Nachfolge wird die nicht betriebsnotwendige Substanz oft noch vor dem Verkauf ins (Privat-)Vermögen des Verkäufers überführt. «Typischerweise sind dies überschüssige Liquidität und/oder Liegenschaften, die aus dem Unternehmen herausgelöst werden», so Expertin Bertschi. «Diese Vorgänge benötigen aber Zeit und haben auch eine steuerliche Komponente, die man unbedingt mit einem Steuerexperten prüfen sollte.»