Häufig ist für eine Unternehmerin der Verkauf ihres Unternehmens an einen strategischen Investor – also ein Unternehmen aus der gleichen Branche – die naheliegende Wahl. In den letzten Jahren hat jedoch insbesondere die Veräusserung von kleinen und mittleren Unternehmen an Private-Equity-Firmen (PE-Firmen) zugenommen. Während gemäss Mergermarket zwischen 2004 und 2014 bei 12 Prozent der Transaktionen in der Schweiz eine PE-Firma die Käuferin war, hat sich dieser Anteil zwischen 2014 und 2024 auf über 20 Prozent fast verdoppelt. Auch die Zahl der ausländischen PE-Investoren nimmt stetig zu. 

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Die Autoren

Malte Jantz, Geschäftsleiter und Partner, und Ivor Kramer, Senior Manager, Helbling Business Advisors

Vorteile für beide Parteien

Das steigende Interesse seitens Private Equity an KMU liegt in erster Linie am attraktiven Chancen-Risiko-Verhältnis. Bei Unternehmenswerten, die beim Vier- bis Zehnfachen des Ebitda liegen, sind attraktive Gewinnmargen von über 20 Prozent nicht ausgeschlossen. (Akquisitorisches) Wachstum und Leverage (Finanzierung des Kaufs mit Fremdkapital) machen den Case häufig zusätzlich attraktiv. 

Auch für einen Unternehmer kann in vielen Fällen ein Verkauf an einen Finanzinvestor spannend sein. Dies trifft insbesondere für Unternehmer zu, die weiterhin eine aktive Rolle im Unternehmen und bei der Umsetzung ihrer Vision spielen möchten.

Ein strategischer Käufer strebt meist eine vollständige oder nahezu vollständige Übernahme an mit dem Ziel, das erworbene Unternehmen ganzheitlich in bestehende Strukturen zu integrieren. Demgegenüber bieten Finanzinvestoren der Unternehmerin in der Regel mehr Flexibilität und Kontrolle. Ziel von PE-Firmen ist es, das Unternehmen als eigenständige Einheit zu erhalten, zu stärken und mit Profit weiterzuverkaufen. Das bedeutet, dass die Identität des Unternehmens, sei es der Name, das Team oder die Vision, generell erhalten bleibt. Entsprechend wird angestrebt, dass der Unternehmer das Unternehmen mindestens für einen Übergangszeitraum – zwei bis fünf Jahre – weiterführt. 

 

Anteile behalten

Um dies zu erreichen, bieten PE-Firmen der Verkäuferin sogenannte Roll-over-Strukturen an, bei denen die bisherige Eigentümerin einen Anteil am (gemeinsamen) Unternehmen behält. Diese Struktur kann erhebliche finanzielle Vorteile bringen. Bei einer späteren Veräusserung – dem Wiederverkauf durch den Finanzinvestor – kann die Verkäuferin einen deutlich höheren Preis für ihre Anteile erzielen, sofern das Unternehmen zwischenzeitlich, beispielsweise mit durch die PE-Firma finanzierte Add-on-Akquisitionen, gewachsen ist.

Die finanziellen Auswirkungen dieses Wiederverkaufs können enorm sein. Gelingt es der Kombination aus Unternehmerin und Finanzinvestor, das Unternehmen durch organisches und anorganisches Wachstum in eine neue Grössenklasse zu hieven, ist eine «Multiple Arbitrage» möglich, also der Zweitverkauf zu einem höheren Multiplikator als der Erstverkauf. So profitiert die Alteigentümerin doppelt vom Verkauf – natürlich auch, weil sie weiterhin ihr Können einbringt. 

Denn neben einer möglichen Professionalisierung des (Finanz-)Managements des Unternehmens bringen PE-Firmen Kapital mit, das für Wachstumszukäufe genutzt werden kann. Häufig steht auch ein Netzwerk von Expertinnen und Experten bereit, um das Unternehmen auf ein nächstes Level zu heben. Sie haben Erfahrung darin, Unternehmen zu skalieren, Prozesse zu optimieren und neue Märkte zu erschliessen. Das Resultat ist häufig ein deutlich leistungsfähigeres Unternehmen. So zeigt eine Studie von Bernstein, Lerner, Sørensen und Strömberg, dass Unternehmen im Besitz von PE-Firmen im Branchenvergleich ein um 15 Prozent höheres Wachstum ausweisen.

 

Wertvolle Expertise

Nicht zuletzt bietet der Verkauf an eine PE-Firma noch einen ganz praktischen Vorteil: Finanzinvestoren sind darauf spezialisiert, Transaktionen effizient abzuwickeln – es ist ihr Tagesgeschäft. Für den Unternehmer bedeutet dies eine effiziente und häufig schnellere Verkaufsabwicklung. Gleichzeitig steigt die Anzahl potenzieller Investoren, was den Einbezug eines professionellen Beraters nahelegt. So kann durch einen strukturierten Verkaufsprozess der Wettbewerb zwischen den Investoren intensiviert, ein hoher Kaufpreis erzielt und Fallstricke im Vollzug vermieden werden.

Der Verkauf an eine Private-Equity-Firma bietet Unternehmerinnen und Unternehmern somit oft eine Kombination aus finanziellen Vorteilen, Schnelligkeit in der Transaktion und der Möglichkeit, ihr Unternehmen in seiner Essenz zu bewahren und auszubauen. Für Unternehmerinnen und Unternehmer, die den maximalen Wert für ihre Firma erzielen und gleichzeitig deren Erbe schützen möchten, ist eine Private-Equity-Firma daher häufig eine attraktive Wahl.