Seit Carl Benz und Gottlieb Daimler ihre motorisierten Kutschen entwickelt haben, aus denen später Personenwagen entstanden, übt das Auto eine grosse Faszination auf den Menschen aus. Das Auto wurde zum Statussymbol, zu einem Ausdruck der persönlichen Identität und zu einem Sinnbild für Zuverlässigkeit, Qualität und Ingenieurskunst. Es entstand eine weltweit aktive Industrie unterschiedlichster Autohersteller.
Auto wird zum Technologieprodukt
Das Auto prägte aber auch die gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer immer mobileren Gesellschaft. Im Zeitalter der Elektronik, des Computers und der modernen Sensortechnik änderte sich auch das Erscheinungsbild des Autos. Es wurde zu einem Beförderungsmittel und in jüngster Zeit zudem zu einem Technologieprodukt.
Die moderne Motorenentwicklung sowie die Elektronik und ihre faszinierenden Möglichkeiten führten zu immer leistungsfähigeren Fahrzeugen mit komplett neuen Nutzungen. Jüngstes Beispiel ist das autonome Fahren. Die Möglichkeit, sich während der Fahrt nach hinten zu lehnen, ein E-Mail zu schreiben oder zu schlafen, während das Auto sich selbstständig durch den Verkehr bewegt, beflügelte unzählige Entwicklungsingenieure zu neuen Ideen. Heute befindet sich das autonome Fahren noch in der Anfangsphase. Bis wir in der Lage sind, völlig autonom unterwegs zu sein, werden noch viele Jahre vergehen.
Automatisiertes Fahren wird sich eher langsam durchsetzen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Autos durchschnittlich zwischen 15 und 20 Jahren im Einsatz stehen und sich neue Technologien deshalb nur ganz allmählich im Gesamtbestand bemerkbar machen, wie eine Studie des Forschungsinstitutes Prognos zeigt. Die Forscherinnen sind denn auch der Meinung, dass erst etwa im Jahr 2040 Autos angeboten werden, die vollständig autonom unterwegs sein werden. Denn es hat sich herausgestellt, dass autonomes Fahren die Verarbeitung einer riesigen Datenmenge voraussetzt.
Derzeit arbeitet die EU an der Modernisierung der rechtlichen Regeln.
Dank leistungsfähiger Computer und künstlicher Intelligenz können die notwendigen Rechenkapazitäten im Auto entwickelt werden. Ist diese Technik dereinst voll entwickelt, kann damit gerechnet werden, dass sich Unfälle deutlich reduzieren, weil die Technik vorausschauender und schneller reagieren kann als der menschliche Fahrer oder die Fahrerin. Die Rechenleistung für automatische Fahraktionen entspricht ungefähr derjenigen von 15 Laptops – das sind rund fünf Gigabyte Daten je Minute.
Wer trägt die Verantwortung?
Einige der grössten Herausforderungen sind die juristischen Konsequenzen bei einem Fehlverhalten des Systems. Derzeit arbeitet die EU-Kommission an der Modernisierung der europäischen Haftungsvorschriften für fehlerhafte Produkte. Dabei sollen auch die Haftungsregeln für künstliche Intelligenz der neuesten Entwicklung des autonomen Fahrens angepasst werden. Mit den neuen Vorschriften will ein ausgewogenes Verhältnis zwischen dem Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher und der Förderung von Innovationen hergestellt werden. Zugleich will die EU-Kommission zusätzliche Hindernisse für Opfer beim Zugang zu Schadenersatz beseitigen.
Das automatisierte Fahren auf Level 3 bis maximal 120 Stundenkilometer stellt eine grosse Herausforderung für die Fahrzeugsteuerung dar. Erinnert sei hier daran, dass sich bei doppelter Geschwindigkeit der Bremsweg vervierfacht. Soll eine Fahrt gefahrenfrei absolviert werden, braucht es dazu eine Kombination von Kameras, Radar- und Lidarsensoren, sogenannter strahlbasierter Sensoren zur Messung von Abständen. Lidarsensoren scannen mittels Laserstrahlen die Umgebung und sorgen für mehr Eindeutigkeit bei der Objekterkennung, denn für ein genaues Abbild der Fahrzeugumgebung reicht die Auflösung des Radars nicht aus. Die gefahrene Geschwindigkeit wird zum wichtigsten Kriterium bei der Erfassung aller Daten rund um das Auto. Mit der Entwicklung hochsensibler Sensoren sind derzeit die Autohersteller, die Autozulieferfirmen sowie die IT-Unternehmen in hohem Masse beschäftigt. Eine spannende Zeit mit wohl noch überraschenden Effekten.