Die Eidgenössische Technische Hochschule Zürich (ETH Zürich) ist nicht nur eine der weltweit führenden technischen Hochschulen, sondern auch ein bedeutendes Zentrum für Innovation und Unternehmertum. Das «ETH Zürich Spin-off»-Label gilt daher über die Landesgrenzen hinaus als hochwertige Zertifizierung. Beantragen können es Startups und damit junge, aufstrebende Unternehmer mit einem Bezug zur ETH Zürich. Was bedeutet, dass ein Unternehmensgründer entweder bei der Hochschule angestellt (gewesen) oder ein Alumni sein muss. Das Startup braucht zudem einen technischen Bezug und einen soliden Finanz- oder vielmehr einen fundierten Businessplan.
International erfolgreich
In den letzten 50 Jahren haben 583 Unternehmen das Label erhalten. Viele davon waren und sind bis heute Vorreiter in ihrer jeweiligen Branche und setzen neue Standards in Technologie und Innovation. Sie sind wichtige Pfeiler der Schweizer Wirtschaft, so schaffen sie neue Arbeitsplätze und stärken die Wettbewerbsfähigkeit des Landes auf globaler Ebene. Eines der bekanntesten ETH Zürich-Spin-offs ist das Unternehmen Sensirion. 1998 von ETH-Absolventen gegründet, beschäftigt Sensirion heute weltweit mehr als 1200 Mitarbeitende. Vor 26 Jahren war das ambitionierte Ziel, bahnbrechende Sensortechnologie zu entwickeln. Heute ist diese Technik vom internationalen Markt nicht mehr wegzudenken. Medizin, Industrie, Automobilhersteller, Heizung-, Lüftungs- und Klimageräte – überall kommen die Sensoren von Sensirion zum Einsatz.
Und auch Climeworks hat mit seiner Technologie zur CO2-Abscheidung weltweit Aufmerksamkeit erregt. Das sogenannte Direct-Air-Capture-Verfahren filtert CO2 direkt aus der Umgebungsluft und speichert es in unterirdischen Systemen ab. Ein effektives Mittel gegen die Erderwärmung, oder um es mit den Worten von Climeworks-CEO zu sagen: «Wir haben Climeworks mit der Vision gegründet, der Welt eine Technologie zur Verfügung zu stellen, die das Potenzial hat, den Klimawandel umzukehren.» Dass das gelingt, davon sind viele Investoren überzeugt. Bereits 2020 hatte man im Rahmen einer Finanzierungsrunde viele Millionen Franken von Privatinvestoren und Family Offices aus dem deutschsprachigen Raum erhalten. Im Frühling 2022 folgte eine weitere Finanzierungsrunde, die mit beeindruckenden 600 Millionen Franken viele Erwartungen übertroffen hat. Denn damit gehört Climeworks zu den «Unicorns», ist also ein Startup, das mit über 1 Milliarde Franken bewertet wird.
Anzahl steigend
Die Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen erfordert immer wissenschaftliche Exzellenz, aber eben auch geschäftliches Know-how. Hier setzt die ETH Zürich an und baut entsprechende Brücken zwischen Forschung und Markt. Denn ohne Kapitalgeber geht es nicht. Und gerade in den letzten Jahren stieg die Bereitschaft von Investoren stark an. Das freut natürlich den ETH Zürich-Präsidenten Joël Mesot. Dieser meinte dazu im Rahmen der Bekanntgabe der neuen Finanzierungsergebnisse von Climeworks: «Die ETH Zürich will ihren Beitrag leisten, um die grossen globalen Herausforderungen zu adressieren. Es freut mich deshalb, dass Spin-offs aus unserer Hochschule immer erfolgreicher mit ihren Lösungen am Markt agieren.»
Und es scheint auch für die Gründer motivierend zu sein. Im Jahr 2023 wurden 43 neue Spin-offs gegründet, eine Zahl, die bislang noch nie so hoch gewesen ist, seit der Einführung vor einem halben Jahrhundert. Der Fokus lag dabei bei vielen Unternehmen auf künstlicher Intelligenz und Biotechnologie. Besonders freut es die Verantwortlichen an der Hochschule, dass auch die Zahl der Gründerinnen weiter steigt. Von den 43 Neugründungen wurden 11 von Frauen ins Leben gerufen. Vanessa Wood, Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehung an der ETH Zürich kommentierte das wie folgt: «Dass wir immer mehr Frauen dafür begeistern können, Unternehmerinnen zu werden, erfüllt mich nicht nur persönlich mit Freude, sondern ist auch für die Schweizer Wirtschaft und die Gesellschaft wichtig.»
Die Spin-offs der ETH Zürich sind ausserdem gefragt, geht es darum, sie auf- oder sich zumindest einzukaufen. Vor allem Google, das mit Zürich und den ansässigen rund 5000 Mitarbeitenden den zweitgrössten Standort auf der Welt des Unternehmens betreibt, arbeitet eng mit der ETH Zürich zusammen. Sicher geht es um gute Absolventen, die man nach dem Abschluss übernehmen möchte. Aber auch die Spin-offs behält man im Auge. Gleiches gilt für das wertvollste börsenorientierte Unternehmen der Welt: den Chiphersteller Nvidia. Mit 80 Prozent Marktanteil und einem Börsenwert von mehr als 1 Billion US-Dollar hat sich das Unternehmen diesen Titel im Juni 2024 sichern können. Bereits 2022 hat man das ETH Zürich-Spin-off Animatico übernommen, das interaktive digitale Avatare produziert. Die engagierten und klugen Angestellten wurden gleich mit eingekauft. Denn gute Unternehmer mit innovativer Denkweise sind in Zeiten des Fachkräftemangels ein hohes Gut.