Ethik als neue Kernkompetenz für Managern und Managerinnen: Da darf zu Recht zuerst die Frage gestellt werden, ob es nicht schon immer darum ging, sich als Führungskraft respektvoll und human gegenüber seinen Mitarbeitenden zu verhalten. Die Antwort lautet: Sicher! Aber die Vorstellung dessen, was unter den Begriffen Ethik und humanes Management verstanden werden soll, hat sich seit der Corona-Pandemie noch einmal verschärft. Besonders betroffen sind hier unter anderem Managerinnen und Manager in der Hotelleriebranche, die besonders von der Krise gebeutelt wurde.

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Immer öfter werden Führende im Hotelwesen durch Gesetze, Politik und Gesellschaft aufgefordert, sich verstärkt um Themen wie Klimaschutz, Nachhaltigkeit und soziale Kompetenz zu kümmern. Dazu hat sich nun auch die Ethik in all ihren Facetten gesellt. Die Hotellerie wird aufgerufen, im Tagesgeschäft allerlei neu-fremde Komponenten zu berücksichtigen. Nachhaltigkeit, zum Beispiel beim Thema auf Food-Waste, stand ja schon länger zur Diskussion. Aber jetzt geht es auch immer öfter um heikle Dinge wie Tierquälerei, Umweltzerstörung und Menschenrechtsverletzungen. Ethisch geprüft – ethisch vertretbar. Ob Hoteliers, Angestellte oder Gäste, alle sollen jederzeit und überall ein gutes Gewissen haben können. Das ist schlicht unmöglich, denn ethisches Verhalten ist auch eine persönliche Einstellungssache.

 

Ethik umsetzen

Das ist natürlich kein Freifahrtschein. Daher: Wo können Gastgeberinnen ansetzen, um eine Balance zwischen dem strengen operativen Tagesgeschäft und dem ideologischen «Gut-Manager-Sein» zu finden? Drei Hilfsmittel haben sich hier in der Praxis bewährt: sich Wissen anzueignen, die Jugend einzubinden und, wie die Berner so schön sagen, «eis nach em angere» zu tun.

Einlesen und sich ausbilden ist an sich einfach. Das Netz offeriert genügend Material, um sich selbst weiterzubilden oder um Vorschläge zum ethischen Handeln zu finden. Doch nicht alle Elemente sind «lernbar». Immerhin geht es neben Fachwissen und Vorschriften auch um das Menschliche, also um Empathie, Führungsqualität, Gerechtigkeitssinn, Kommunikationsfähigkeit und interkulturelles Verständnis. Wer sich nicht bewusst ist, ob und was ihm fehlt, kann mithilfe eines Personal Coach eine vertrauliche Auslegeordnung machen: Was bin ich, was kann ich – und, vor allem, was kann ich nicht? Die Antworten dienen dann als Zielrichtung für sinnvolle oder notwendige Weiterbildungsaktivitäten.

Der zweite Faktor ist die Jugend, auch wenn ihr manchmal noch die Erfahrung fehlt. Aber die Generationen Y und Z besitzen, trotz oder dank den sozialen Medien, ein recht stabiles Verhältnis zu Respekt, Fairness und Gerechtigkeit. Betriebe können dieses «Wissen» abrufen, indem sie die jüngeren Angestellten zu internen Brainstormings einladen, ihnen Teilverantwortung für gewisse Themen übergeben oder überhaupt nur schon ihre Meinung anhören. Junge Menschen bringen nicht selten frische Denkansätze mit, was Nachhaltigkeit im Betrieb und in der Küche betrifft. Viele dieser Vorschläge sind unkompliziert und lassen sich entsprechend schnell umsetzen. Dazu haben sie viel Wissen um Trends, welche sich auf diese Weise aktiv aufgreifen lassen. 

 

Messbarkeit sicherstellen

Ob und wann beispielsweise in einem Hotelrestaurant gleichzeitig Veganes und Fleischiges angeboten werden, ist letztlich kein Pauschalproblem. Dinge wie diese gilt es mit den Gegebenheiten und Bedürfnissen vor Ort zu lösen. Daher ist sicher der wichtigste Punkt: im eigenen Unternehmen das zu tun, was im Moment machbar ist. Das umzusetzen, was finanziert werden kann, und die Dinge zu erledigen, die sich zusammen mit den Angestellten verwirklichen lassen. Identifizierbare Einzelaktionen sind bisweilen wertvoller als globale ethische Vorsätze.  

 

Weiterbildung ermöglichen

Wichtig ist dabei die Messbarkeit. Ziele müssen verständlich sein und mit einer «Timeline» verbunden werden. Nicht alle Komponenten des ethischen Managements präsentieren sich gut in einer Excel-Liste an der Mitarbeiterwand. Aber die grossen Ziele kann man motivierend aufschreiben und über den ganzen Entwicklungsprozess hinweg visuell begleiten. Vor allem aber muss man sie erklären. Mitarbeitende schauen heutzutage genau hin. Wenn die gemeinsamen Ziele Sinn ergeben, also «gut» sind im eigentlichen Sinn des Wortes, machen sie auch mit. 

Seit einigen Jahren bieten mehrere Hochschulen das Thema Ethik im Management an. Das kann Managerinnen und Manager in der Hotellerie, aber auch jeder anderen Branche unterstützen. An der Universität Zürich gibt es den zweisemestrigen Studiengang CAS in Applied Ethics. Einige der Studierenden kommen aus dem Gesundheitswesen und können ihren Schwerpunkt selbst aus den Bereichen Biomedizinische Ethik, Wirtschaftsethik, Umweltethik oder Ethik des Politischen auswählen. Die Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten nennt ihr Angebot CAS Ethische Reflexion. Dieser wird häufig von Führungskräften aus dem Sozialwesen besucht. Und das CAS Digital Ethics Management der Hochschule Luzern sieht digitale, KI-basierte und datengesteuerte Lösungen als Grundlage für Geschäftsmodelle und Unternehmensstrategien.