Steve Jobs, Michael Dell, Mark Zuckerberg – die Liste der Firmengründer und CEOs von Tech-Firmen, die nie einen Uni- oder Hochschulabschluss erworben haben, ist lang. Es gibt auch die umgekehrte Konstellation: Leute mit glänzenden Karrieren bis hin zu CEO-Positionen, die dann als Teilzeit- beziehungsweise Einzelfachdozierende (zurück) an eine Universität gehen und ihr Wissen weitergeben.
Relevanz und Validität der Weiterbildung
«Die ZHAW legt Wert darauf, dass Studierende und Weiterbildungsteilnehmende nicht nur Fach- und Methodenkompetenzen erwerben, sondern auch Future Skills – wie beispielsweise Innovations-, Kooperations- und Entscheidungskompetenz – vermittelt bekommen», sagt ZHAW-Sprecher Manuel Martin. «Spitzenkräfte aus Unternehmen bringen exemplarisch in die Aus- und Weiterbildungen ein, wie Werthaltungen und hohe Motivation in zunehmend komplexen Arbeitssituationen den Erfolg von Mitarbeitenden und Unternehmen stärken.»
Der Anwendungs- und Praxisbezug der Bildungsangebote beschränke sich an der ZHAW deshalb nicht bloss darauf, Wissen anzuwenden, sondern es sollen innovative Persönlichkeiten ausgebildet werden. «Folglich braucht es auch Dozierende aus der Praxis, die eingebettet in Lehr- und Lernszenarien ihre ‹Spitzenkraft› effektiv und im Interesse der Studierenden und Weiterbildungsteilnehmenden einsetzen», sagt Martin.
Auch die Weiterbildungsteilnehmenden an der ZHAW würden Dozierende aus der Praxis und Spitzenkräfte als Gastdozierende schätzen. «Das Einbinden von Führungskräften in die Weiterbildung ist nicht nur eine Bereicherung für die Teilnehmenden, sondern gewährleistet auch die Relevanz und Validität der Weiterbildungsprogramme», so Martin weiter. «Durch den Dialog mit Führungskräften gewinnt die ZHAW auch umgekehrt einen aktuellen Einblick in komplexe Herausforderungen aus der Praxis.»
In welchen Rollen und zu welchen Themen Führungskräfte in der Weiterbildung eingebunden werden, sei hier sehr unterschiedlich, und es gebe selten eine universelle Lösung. «Erfahrungsgemäss ist es wichtig, dass die ZHAW den konzeptionellen Rahmen vorgibt», so Martin. «Das alleinige Auftreten einer Spitzenkraft in einer für sich allein stehenden Vorlesung ist selten zielführend.» Besser sei es, wenn eine Führungskraft von den Modulverantwortlichen für einen spezifischen Teil eines Weiterbildungsmoduls herbeigezogen werde, um Erfahrungen und Beispiele aus der Praxis mit den soeben diskutierten theoretischen Konzepten zu verknüpfen.
Geschärfter Blick für Strategisches
Auch bei der Hochschule Luzern arbeitet man mit Executives als Dozentinnen und Dozenten. «Wir haben verschiedene C-Level-Spitzenkräfte für einzelne Stunden in der Weiterbildung im Einsatz», sagt Christine Böckelmann, Weiterbildungsverantwortliche der Hochschule Luzern (HSLU). «Unser Netzwerk, das unter anderem durch die Praxiserfahrung unserer Dozierenden sowie unsere Forschungsprojekte entsteht, ist hier eine sehr wertvolle Ressource.» Immer wieder gebe es auch Spitzenkräfte, die nicht nur einzelne Lehrveranstaltungen übernehmen, sondern nach einer Karriere in Unternehmen als Dozierende an die Hochschule wechseln würden. «Das ist insbesondere dann möglich, wenn sie einen soliden Bezug zu Forschung und Entwicklung haben», sagt Böckelmann.
Bei den Studierenden kommt das an. «Die Teilnehmenden profitieren insbesondere dann, wenn sie sich selbst schon mit strategischen Fragen befasst haben beziehungsweise sich zukünftig mit Fragestellungen auf Ebene der Unternehmensführung befassen wollen», beobachtet Böckelmann. «Eine Lernsequenz mit einer Führungskraft auf C-Level schärft den Blick dafür, welche Themen überhaupt als ‹strategisch› einzuordnen und damit für die Unternehmensführung relevant sind.»
Zudem öffne es die Perspektive dafür, wie eine Führungskraft Entwicklungsthemen sieht und wie sie Umweltentwicklungen einstuft. «Für den Erfolg wichtig ist, dass eine Programmleitung dafür sorgt, dass eine Führungskraft auf C-Level die eigenen Erfahrungen und Wahrnehmungen systematisch und anschaulich schildert», so Böckelmann weiter. Auf diese Weise gelinge es, einen authentischen Einblick in «diese Welt» zu erlangen. «Letztlich entscheidend ist aber, wie eine Spitzenkraft im Unterricht performt. Schlechte Auftritte und fehlende Zugänglichkeit wirken sich gerade bei Spitzenkräften kontraproduktiv aus.»
Die Spitzenkräfte schneiden bei den Evaluationen sehr gut ab, «wenn es gelingt, einen authentischen Einblick zu geben, zu schildern, wie man konkret vorgegangen ist, welche Probleme entstanden sind, wie man sie angegangen ist, was man heute wieder so oder anders machen würde», so Böckelmann. «Die Teilnehmenden schätzen es, wenn die Inhalte in einer guten Struktur und mit klaren Botschaften sowie Take-aways versehen sind, die Neues aufzeigen, auf eine andere Perspektive verweisen oder schlichtweg zum Denken anregen.»