Eigentlich ist es eine gute Nachricht. Twint schliesst sich mit anderen nationalen Handy-Zahlungssystem in der Allianz EMPSA zusammen. Und nicht nur das: Die Schweizer Twint übernimmt auch gleich die Geschäftsführung dieser neuen European Mobile Payment Systems Association (EMPSA).
Das erstaunt. Denn noch vor Kurzem sah es danach aus, dass Twint den internationalen Anschluss komplett – und bewusst – verpassen würde. Im Juni vermeldete eine um die deutsch-österreichische Bluecode gescharte Mobile Wallet Collaboration, gemeinsame Standards entwickeln zu wollen. Unter anderem auch mit der chinesischen Alipay, die sich gerade anschickt, global zu expandieren. Twint fehlte auf der Teilnehmerliste.
Man sei zwar angefragt worden, Teil der Allianz zu sein, sagte Sprecher Victor Schmid damals zur HZ. «Da wir uns gegenwärtig mit allen Mitteln auf den Aufbau des Schweizer Marktes konzentrieren, haben wir eine Mitwirkung vorderhand ausgesetzt, wollen eine solche zu einem späteren Zeitpunkt jedoch nicht ausschliessen.»
Management-Entscheide
Warum der Sinneswandel? Man wollte sich einer internationalen Zusammenarbeit nie verschliessen, sagt Schmid heute. Auch stehe man neuen Partnern offen. Warum es da nicht gleich zum Anschluss an die Mobile Wallet Alliance kam, kann er jedoch nicht erklären. Das seien «Management-Entscheide».
Es ist ja richtig, dass sich die schweizerische Twint – endlich – mit Partnern zusammentut. Wenn man im Zahlungs-Geschäft eine Chance gegen die globalen Kreditkartenunternehmen und die immer mächtigeren Digitalriesen haben will, geht das nur gemeinsam. Ansonsten droht Twint, ein rein schweizerischer Nischenanbieter zu bleiben.
Zu hoffen ist aber, dass die nationalen Twints wirklich europaweit zu einander finden. Denn wer die Medienmitteilungen genau liest, sieht Gräben aufgehen. Bei der im Juni angekündigten Allianz um Bluecode waren unter anderem die spanische Momo Pay, Pagaqui aus Portugal, Vipps aus Norwegen und ePassi und Pivo aus Finland dabei.
Nicht gut
In der von Twint angeführten EMPSA fehlt fehlen viele dieser Namen. Dafür sind die belgische Payconiq sowie die Dänische Mobile Pay und die Schwedische Swish dabei. Gemeinsamer Nenner bilden BlueCode und Vipps, die bei beiden Allianzen mittun.
Das ist nicht gut. Die Konkurrenz der Kreditkartenmultis mit ihren globalen Netzwerken und der Digitalriesen Apple/Samsung/Google mit ihren gut funktionierenden Smartphone-Apps ist zu stark, als dass sich die nationalen Twintlis noch gegenseitig konkurrenzieren könnten.
Sollten sich die Schweizer Banken im Juni nur deshalb nicht der damals lancierten Gruppe angeschlossen haben, um eine eigene Allianz aufstellen zu können, wäre das fatal. Das ging schon bei der Qualiflyer-Allianz der verblichenen Swissair schief.