Das besondere an dem Chatbot namens «Grok» sei, dass er direkten Zugriff auf aktuelle Informationen von X habe, erläuterte das Start-up X.AI zum Start der Software am Wochenende. Grok beantworte auch «pikante» Fragen, die von den meisten anderen Systemen auf Basis Künstlicher Intelligenz abgelehnt würden. Als Voraussetzung müssen Nutzer Abo-Kunden von Musks Online-Plattform X (ehemals Twitter) sein - und zwar in der teuersten Stufe, die in den USA 16 Dollar pro Monat kostet.
Musk, der selbst politische Ansichten der amerikanischen Rechten vertritt, hält anderen Tech-Unternehmen schon lange vor, sie seien aus seiner Sicht zu politisch korrekt und schränkten die Redefreiheit ein. Nach der Übernahme von Twitter lockerte er die Regeln für von der Plattform tolerierte Äusserungen. Da viele Unternehmen ein negatives Umfeld für ihre Marken befürchten, halbierten sich die Werbeerlöse von Twitter und X nach der Übernahme.
Warnung vor diskriminierenden Äusserungen
Viele Experten sehen die Gefahr indes genau umgekehrt - und warnen davor, dass KI-Systeme wie Chatbots zu leicht in rassistische, homophobe oder anderweitig diskriminierende Äusserungen verfallen können. Das kann zum Beispiel an der Fülle der Daten liegen, mit denen sie angelernt werden.
KI-Chatbots wie ChatGPT, das vom Start-up OpenAI entwickelt wurde, können Texte auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren. Das Prinzip dahinter ist, dass sie Wort für Wort abschätzen, wie ein Satz weitergehen sollte. Angelernt werden die Modelle mit gewaltigen Mengen Text.
Musk war einst selbst an der Gründung von OpenAI beteiligt, zog sich dann aber zurück. Der Tech-Unternehmer und Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla kritisiert, dass OpenAI nun statt der ursprünglichen Non-Profit-Absichten gewinnorientiert sei. Grok wurde am Wochenende vor einer Entwicklerkonferenz von OpenAI an den Start gebracht, von der neue Funktionen erwartet werden.
Absichten in Frage gestellt
Musk warnt schon seit Jahren, Künstliche Intelligenz könne gefährlich für die Menschheit werden. Im Frühjahr gehörte er zu den Unterzeichnern eines offenen Briefes, in dem dazu aufgerufen wurde, die Entwicklung von Software mit Künstlicher Intelligenz für ein halbes Jahr zu pausieren, um in dieser Zeit einen Regulierungsrahmen zu schaffen.
Seine Absichten wurden allerdings schnell in Frage gestellt, nachdem die Runde machte, dass ungefähr zur gleichen Zeit seine eigene KI-Firma X.AI gegründet wurde. Der Chatbot Grok wurde nach Angaben des Unternehmens binnen etwa vier Monaten entwickelt. Zu der Vision von X.AI sagte Musk zuvor unter anderem, die Software solle das Wesen des Universums verstehen.
(sda/rul)