Die fünf Mitglieder der Geschäftsleitung der Sneaker-Firma On haben 2021 einen Lohn von zusammen 83,6 Millionen Franken erhalten. Das macht 17 Millionen Franken pro Kopf – mehr als Roche-Konzernchef Severin Schwan, während Jahren bestbezahlter Topmanager Europas. Er kam im Vorjahr auf gut 15 Millionen Franken.
So what, fragt man sich da. On ist eine der aufregendsten und schönsten Schweizer Gründergeschichten der vergangenen Jahre. Und das erst noch auf einem Gebiet, auf dem das Pharma- und Bankenland Schweiz sonst nicht gerade glänzt.
Das Gründertrio David Allemann, Olivier Bernhard und Caspar Coppetti hat von der wenig glamourösen Zürcher Pfingstweidstrasse aus eine global tätige und bekannte Sportschuhmarke zum Fliegen gebracht. Das muss man erst mal schaffen.
Schliesslich ist der Sportschuh- und Freizeitmarkt ein Pflaster, auf dem neben Platzhirschen wie Nike, Adidas und Puma allenfalls noch lokale Pflänzchen ein Dasein fristen. Zudem: Die Jungs von On sind ja nicht über Nacht reich geworden, ihre Millionen-Vergütung ist der Lohn für unternehmerischen Mut, jahrelange Ausdauer und Fleiss.
Die Expansion von On ist ohne Verluste nicht zu machen
Auch das Argument, On mache noch Verlust, zieht nicht. On setzt voll auf Expansion. Da lassen sich Verluste nicht vermeiden. Wer gross denkt, der muss auch gross anrichten, und dazu braucht es Investitionen.
Warten wir deshalb noch einen Moment, bis wir den Stab über die On-Mannschaft brechen, und lassen die Jungs noch ein paar Runden drehen, bevor wir uns ein Urteil über ihre Vergütungen erlauben. Wenn sie in zwei oder drei Jahren noch immer rote Zahlen schreiben und sich selbst Millionensaläre auszahlen, dann ist die Zeit für kritische Fragen gekommen. Helvetisches Augenmass ist ja gut und schön. Unternehmer aber sind nur erfolgreich, wenn sie auch mal «auf Wolken» gehen, um es mit On selbst zu sagen.