Verlieren die Anlegerinnen und Anleger das Vertrauen in den grössten Schweizer Stahlkonzern? Die Aktie von Swiss Steel hat im frühen Handel am Montag 20 Prozent verloren – und folgt damit einem monatelangen Trend. Der Kurs zeigt seit letztem Frühling stark nach unten. Vor sechs Monaten, als Hauptaktionär Martin Haefner (70) knapp 300 Millionen Franken in den kriselnden Stahlkocher einschoss, wies das Unternehmen noch einen Börsenwert von rund 550 Millionen Franken auf. Seither ist die Marktkapitalisierung um über 80 Prozent auf unter 100 Millionen Franken gesunken. Die Aktie dümpelt bei 3 Franken herum.

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Auslöser für den Aktienkurs-Absturz am Montag sind Bedenken am finanziellen Zustand des Luzerner Unternehmens. Es gibt Anzeichen, dass Swiss Steel vor dem Kollaps steht. So könnte das Geld in der Kasse bald zu Ende sein, wie die «SonntagsZeitung» berichtet. Demnach ist die Nachlassstundung aktuell noch nicht angezeigt, doch bereits im kommenden Frühling könnte Swiss Steel die Kreditbedingungen der Banken nicht mehr erfüllen und erneut eine Sanierung benötigen.

Bedingungen für Kredit sind in Gefahr

Im zweiten Halbjahr droht laut dem Bericht ein Minus von 120 Millionen Franken. Dies würde bedeuten: Swiss Steel schreibt bereits auf operativer Basis einen Verlust und büsst massiv Bargeld ein. Das Problem: Bei einem Bankenkonsortium steht ein Kredit von 220 Millionen Franken aus. Dieser ist an zwei entscheidende Bedingungen geknüpft: Das Eigenkapital muss mindestens 300 Millionen Euro (umgerechnet 282 Millionen Franken) betragen. Und die Nettoverschuldung darf nicht höher sein als 3,75-mal der Betriebsgewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen.

Beide Vorgaben sind im nächsten Frühling nicht mehr gegeben, falls Swiss Steel tatsächlich in dem Umfang rote Zahlen schreibt, wie die Zeitung prognostiziert. Gegenüber der «SonntagsZeitung» teilt Unternehmenssprecherin Anina Berger mit: «Das erwartete Wachstum im Vergleich zu den Werten von 2023 wird voraussichtlich auf 2025 verschoben. Folglich rechnen wir damit, dass die zweite Hälfte des Jahres 2024 volatil und zurückhaltend bleiben wird.» Gegensteuern wolle Swiss Steel mit einem «Schwerpunkt auf Kostensenkungsmassnahmen» und einer «neuen Vertriebsorganisation».

Konkurrent hat Entlassungswelle hinter sich

Der rund 7500 Mitarbeitende starke Konzern hat zwar einen Grossteil der Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt. Zu Entlassungen ist es aber bisher nicht gekommen – im Gegensatz zum ebenfalls kriselnden Konkurrenten Stahl Gerlafingen, der innerhalb eines Jahres ein Drittel der Belegschaft abbaut.

Die Schweizer Stahlindustrie leidet unter der stark angeschlagenen Autoindustrie generell in Europa und insbesondere in Deutschland, wodurch die Auftragseingänge rückläufig sind. Bereits im Frühjahr forderte deshalb Mitaktionär Peter Spuhler (65) eine harte Sanierung. Der Stadler-Rail-CEO und Amag-Chef Haefner bekämpften sich damals mit harten Bandagen. Am Ende setzte sich der Zweitgenannte durch. Die Konsequenz: Haefner muss im nächsten Frühling erneut Geld einschiessen, weil dann auch der Bankenkredit fällig sein wird. Ansonsten droht der Kollaps.